Zusammenfassung
Hintergrund: Mehr als eine Milliarde Menschen leiden an chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma, COPD, Rhinitis und Rhinosinusitis. Diese verursachen enorme Belastungen und gelten als schwerwiegende nicht übertragbare Erkrankungen. Viele Patienten sind noch unbehandelt und die Kosten der Untätigkeit sind nicht akzeptabel. Am 23. März 2018 fand in Vilnius eine Konferenz unter der Schirmherrschaft des Gesundheitsministeriums und verschiedener wissenschaftlicher Fachgesellschaften statt, auf der multisektorale Versorgungswege vorgeschlagen wurden, die angeleitetes Selbstmanagement, mHealth und Luftverschmutzung bei der Versorgung bestimmter chronischer Atemwegserkrankungen (Rhinitis, chronische Rhinosinusitis, Asthma und COPD) einschließen. Das Treffen schloss mit der Erklärung von Vilnius, die von den Teilnehmern des EU-Gipfels zu chronischen Atemwegserkrankungen unter der Federführung von Euforea entwickelt wurde. Schlussfolgerung: Die Erklärung von Vilnius ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die weltweite Luftverschmutzung und ihre Auswirkungen für Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen und sie spielt im Hinblick auf die EU-Gesundheitsstrategie eine wichtige Rolle, da sie einen Zusatznutzen zu dem bereits vorhandenen Wissen über die öffentliche Gesundheit liefert.
Hintergrund: Chronische Atemwegserkrankungen sind schwerwiegende, in jedem Lebensalter auftretende Erkrankungen
Mehr als eine Milliarde Menschen leiden an chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma, COPD (chronic obstructive pulmonary disease, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung), Rhinitis und Rhinosinusitis. Chronische Atemwegserkrankungen sind schwerwiegende chronische Erkrankungen [1]. Asthma und allergische Erkrankungen können von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter auftreten und in der EU sind 30 Millionen Kinder und Erwachsene unter 45 Jahren betroffen. Schätzungen zufolge sterben jedes Jahr weltweit mehr als 4 Millionen Menschen an COPD. Die jährlichen Kosten von Asthma und COPD (direkte Kosten, indirekte Kosten und Produktivitätsverlust) in der EU belaufen sich auf geschätzte 72 Mrd. Euro bzw. 142 Mrd. Euro [2]. Der rhinitisbedingte Verlust an Arbeitsproduktivität wird auf 30 bis 50 Mrd. Euro geschätzt [3] und die Erkrankung hat erhebliche Auswirkungen auf Schlafqualität und Angstgefühle [4]. Risikofaktoren für die Entstehung einer fixierten Atemwegsobstruktion im Erwachsenenalter sind in der frühen Kindheit auftretendes Asthma, Rauchen, Tabakrauchexposition und Armut [5, 6, 7].
Unter der polnischen EU-Ratspräsidentschaft (Schlussfolgerungen der 3051. Tagung des Rates) wurde die Prävention, frühzeitige Diagnose und Behandlung von Asthma und allergischen Erkrankungen zur Priorität erklärt, um gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern [8, 9]. Gemäß den Schlussfolgerungen der 3206. Tagung des Rates unter zyprischer Präsidentschaft [10] sollten die Diagnose und Behandlung chronischer Erkrankung möglichst frühzeitig erfolgen, um das aktive und gesunde Altern (active and healthy ageing, AHA) zu verbessern. In verschiedenen Debatten im Europäischen Parlament wurden eine möglichst frühzeitige Diagnose und Behandlung chronischer Atemwegserkrankungen bei Kindern empfohlen, um aktives und gesundes Altern (zyprische EU-Ratspräsidentschaft, 2012) [11], prädiktive Medizin [12] und Selbstmanagementstrategien mittels mobiler Technologie zu fördern [13].
Der EU-Gipfel von Vilnius zu Prävention und Management chronischer Atemwegserkrankungen (Vilnius, Litauen, 23. März 2018) folgte diesen Empfehlungen und versuchte, eine Roadmap für die Prävention und Kontrolle chronischer Atemwegserkrankungen bereit zu stellen, die integrierte Versorgungspfade und die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Mobiltechnologie mit dem Schwerpunkt Luftverschmutzung beinhaltete.
Protektive Faktoren und Risikofaktoren
Chronische Atemwegserkrankungen und andere chronische Erkrankungen haben oft die gleichen Risikofaktoren (z.B. Tabakrauchen, einschließlich E-Zigaretten, Allergenexposition, Ernährung, Luftverschmutzung der Innen- und Außenluft sowie sitzender Lebensstil) [1, 14, 15], die zu einer anhaltenden lokalen und systemischen Entzündung führen [16, 17] und zum Alterungsprozess beitragen. Tabakrauch ist der am besten nachgewiesene Risikofaktor für zahlreiche chronische Erkrankungen, einschließlich chronischer Atemwegserkrankungen. Bei Rhinitis und Asthma spielen Allergene eine wichtige Rolle. Ein weiterer, immer wichtiger werdender Risikofaktor für chronische Atemwegserkrankungen ist die Luftverschmutzung der Innen- und Außenluft [18, 19, 20, 21]. Die Ökosysteme werden durch die Luftverschmutzung, insbesondere Schwefel- und Stickstoffemissionen, sowie durch bodennahes Ozon belastet. Diese Faktoren beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit und das Wachstum der Ökosysteme und wirken sich negativ auf die Flora und Fauna sowie auf allergische Erkrankungen aus [22]. Darüber hinaus können diese Faktoren miteinander in Wechselwirkung treten und chronische Atemwegserkrankungen verschlimmern und Exazerbationen hervorrufen [23].
Pränatal oder in der frühen Kindheit auftretende Ereignisse haben einen großen Einfluss auf die Entstehung chronischer Erkrankungen im Erwachsenenalter [24, 25] und bei älteren Menschen. Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge ermöglicht die Umsetzung effektiver neuartiger Präventionsstrategien zur Förderung von aktivem und gesundem Altern. Die EU hat die Entwicklungsursachen der Alterung auf ihre politische Agenda gesetzt [9, 10, 26, 27].
Durch eine schrittweise aufeinander folgende Prävention und Kontrolle chronischer Erkrankungen bevor eine Krankheit festgestellt wurde, kann zum einen die Manifestation der Erkrankung verhindert werden (Gesundheitsförderung und Primärprävention); zum anderen können - nach dem Auftreten der Erkrankung - die kurz- und langfristigen Folgen der Krankheit verhindert oder beherrscht werden (Sekundär- und Tertiärprävention). Wichtig ist zudem, dass eine früh auftretende Verschlechterung der Lungenfunktion ein Marker für eine frühe systemische Morbidität und Mortalität unabhängig von der Ursache ist [23, 24, 25].
Gesundheitsförderung und Prävention sollten mit der Empfängnis beginnen und während der gesamten Lebenszeit kontinuierlich fortgeführt werden, um die Lunge gesund zu erhalten und ein aktives, gesundes Altern zu ermöglichen. Beides wurde aus politischer Sicht festgeschrieben, um die Ziele der Europa-2020-Strategie für gesundes und aktives Altern [28], die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) für 2030 und die WHO-Strategie für chronische Erkrankungen zu erreichen. Außerdem wurde diese Strategie als eine Priorität der polnischen EU-Ratspräsidentschaft gefördert [8, 9]. Multisektorale Prävention, die eine Politikänderung sowie Änderungen von Vorschriften und Marktintervention einschließt, ist von höchster Priorität.
Neue Strategien zur Gesundheitsförderung bei chronischen Atemwegserkrankungen müssen gefunden werden, die einen Nutzen schaffen, um aktives und gesundes Altern zu fördern. Besondere Aufmerksamkeit ist dabei auf Strategien zur Prävention von Tabakrauchen und Verringerung der Luftverschmutzung zu legen. Es sei darauf hingewiesen, dass umfangreiche Beweise vorliegen, die die Wirksamkeit von Gesetzesvorschriften zur Einschränkung des Rauchens und zur Verringerung der Umweltverschmutzung belegen, und dass Regierungen daher gedrängt werden sollten, die bestmögliche Umweltpolitik umzusetzen.
Chronische Atemwegserkrankungen werden stark vom Klimawandel beeinflusst
Der Klimawandel gilt als eine wichtige Bedrohung im Hinblick auf chronische Atemwegserkrankungen [29, 30]. Hitzewellen führen zu einem signifikanten Anstieg der Morbidität und Mortalität von Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen [31]. Der durch Treibhausgase vermittelte Klimawandel hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit gefährdeter Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen, einschließlich Ältere, Kinder und Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status [32]. Die Verringerung der Treibhausgasemissionen und die Verbesserung der Luftqualität sind zwei globale Herausforderungen [33].
Schlechte Therapieadhärenz: ein wichtiger Einflussfaktor der Belastung und Mortalität durch chronische Atemwegserkrankungen
Maßnahmen für das öffentliche Gesundheitswesen spielen eine zentrale Rolle für bessere Behandlungsergebnisse; bei Krankheiten, für die wirksame Arzneimittel zur Verfügung stehen, wie beispielsweise nicht schwerwiegendes Asthma, werden die Patienten jedoch unterstützt, ihre Medikamente effektiv einzunehmen. Ein wichtiger weltweiter Grund für die niedrige Adhärenz ist, dass Medikamente nicht zugänglich oder erschwinglich sind [14], und dieses Problem muss in ganz Europa, insbesondere in den Ländern mit mittlerem Einkommen, angegangen werden. Wenn die Medikamente leicht verfügbar sind, ist die Therapieadhärenz relativ hoch. Es ist bekannt, dass dieser Faktor eine wichtige Rolle bei asthmabedingten Todesfällen spielt [15]. Bedauerlicherweise haben die in den vergangenen Jahrzehnten vorgeschlagenen Schulungsprogramme nicht zu einer höheren Therapieadhärenz geführt. Innovative und effektive Schulungsprogramme, die mobile Technologien und angeleitetes Selbstmanagement beinhalten, scheinen für die Stärkung der Patienten von entscheidender Bedeutung zu sein, um deren Therapieadhärenz zu unterstützen und zu verbessern. Es sollten jedoch evidenzbasierte und unter realistischen Bedingungen durchgeführte Studien erfolgen, die die Wichtigkeit von mHealth bestätigen und ein Change-Management bewirken. Wir müssen evidenzbasierte Strategien mit dem Ziel entwickeln, die Versorgung chronischer Atemwegserkrankungen zu verändern [34]. Schulbasierte Interventionen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Eine weitere zentrale Strategie für verbesserte Outcomes besteht darin, für praktische Unterstützungsmaßnahmen zu sorgen. On-demand-Strategien können dabei für die Verbesserung der Therapieadhärenz sehr interessant sein [35, 36].
Präventions- und Behandlungsstrategien auf nationaler oder regionaler Ebene
Zur Verringerung der Belastung durch chronische Atemwegserkrankungen sind effektive Strategien erforderlich. Nationale Programme (wie die finnischen, tschechischen und portugiesischen Asthma- oder COPD-Programme) oder nationale Allianzen gegen chronische Atemwegserkrankungen (in Italien, den Niederlanden, Litauen, Frankreich, Rumänien, Belgien und Spanien) können kosteneffizient sein [37]. In zahlreichen anderen Ländern der EU, insbesondere in den Ländern des regionalen Innovationsprogramms (Regional Innovation Scheme, RIS) des EIT (European Institute of Innovation and Technology) (EIT-RIS), werden sie jedoch nur unzureichend umgesetzt.
In einigen Ländern existieren integrierte Versorgungswege (integrated care pathways, ICPs), wie beispielsweise in Großbritannien für COPD (QS10) (NICE) [38], Frankreich (HAS) und den Niederlanden [39], doch gibt es keine nationalen ICPs für Asthma oder die Komorbidität von Asthma und Rhinitis. Qualitätsstandards für Asthma (QS25) wurden vom National Institute for Health and Care Excellence (NICE) veröffentlicht [40]. Dabei handelt es sich um spezifische und präzise Aussagen, die als Marker für eine qualitative hochwertige und kosteneffiziente Patientenversorgung dienen. Daneben sind einige Initiativen darauf ausgerichtet, gute Praxis zu belohnen und die Umsetzung zu verbessern (d.h. Erstattung entsprechend bestimmter Leistungsindikatoren). In Großbritannien umfasst das Quality and Outcomes Framework (QOF) 4 asthmaspezifische Leistungsindikatoren, die ausdrücklich mit der anschließenden Vergütung der Anbieter verknüpft sind [41].
Die finnischen Programme für Asthma 1994-2004 [42] und Allergie [43, 44], die auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet haben, erwiesen sich als wirksam [45] und zeigten die Gründe auf, warum Probleme des öffentlichen Gesundheitswesens Lösungen für das öffentliche Gesundheitswesen erfordern. Die Programme basieren auf wissenschaftlichen Innovationen, die in praktische Maßnahmen umgesetzt wurden. Sie waren möglich, weil das Land über ein relativ hohes Bildungsniveau der Bürger und eine effizient organisierte, hauptsächlich öffentlich finanzierte Gesundheitsversorgung verfügt. Von zentraler Bedeutung für einen besseren Informationsfluss sowie eine bessere Aufklärung und Patientenversorgung war dabei die Integration der Arbeit der in der Primär- und Sekundärversorgung tätigen Ärzte und Pflegekräfte, Apotheker und Betreuungspersonen. Gleichzeitig sind die Aufklärung der Patienten und das öffentliche Bewusstsein durch die Arbeit von Patientenorganisationen gestiegen. Das Asthma-Programm wurde in Europa [46] und in Entwicklungsländern erfolgreich umgesetzt [1, 37, 47]. Das Allergie-Programm wurde in Norwegen umgesetzt [48]. In Hinblick auf Asthma hat eine verbesserte Krankheitsfeststellung und das Verständnis, dass es sich um eine von Beginn an entzündliche Erkrankung handelt, zu einer frühzeitigen Behandlung und effektiven Versorgung geführt [49]. Im Pharmacy Barometer Survey von 2016 berichteten nur 2,5% der finnischen Asthma-Patienten über schwerwiegende Symptome. Bei Allergie hat die Strategie «Toleranz statt Vermeidung», die auf schwere Verlaufsformen ausgerichtet ist und den Schwerpunkt auf die Gesundheit und nicht auf leichte Gesundheitsprobleme legt, zu einer rationaleren Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen geführt [3]. Außerdem erfolgte eine landesweite Kostenanalyse (Abb. 1) [50].
Im Jahr 2013 betrugen die direkten und indirekten Kosten von Asthma und Allergien in Finnland 1,3-1,6 Mrd. Euro (bei 5,5 Millionen Einwohnern), aus Haahtela et al. [50].
Im Jahr 2013 betrugen die direkten und indirekten Kosten von Asthma und Allergien in Finnland 1,3-1,6 Mrd. Euro (bei 5,5 Millionen Einwohnern), aus Haahtela et al. [50].
Das finnische COPD-Programm war ebenfalls erfolgreich, da es die Prävalenz von Rauchen sowohl bei Männern als auch bei Frauen senkte, die Qualität der Diagnosen verbesserte und zu einem Rückgang der Hospitalisierungen führte (Abb. 2) [51].
Nach Einführung des 10-Jahres-Programms für COPD ging in Finnland die Zahl der Hospitalisierungen zurück, aus Kinnula et al. [51].
Nach Einführung des 10-Jahres-Programms für COPD ging in Finnland die Zahl der Hospitalisierungen zurück, aus Kinnula et al. [51].
Die finnische Erfahrung ist eine Aufforderung an alle Länder der Europäischen Gemeinschaft, systematische und koordinierte Maßnahmen zu ergreifen, um die öffentliche Gesundheit zu verbessern und die mit Asthma und Allergien verbundene Invalidität zu verringern und die Kosten zu senken. Eine unzureichende Versorgung dieser Erkrankungen scheint ein globales Problem zu sein, das die Behandlung der Patienten verzögert und mit einem schlechten Behandlungsergebnis verbunden ist [64]. Zwar wurden in Europa bereits etliche Maßnahmen ergriffen [65], doch können Litauen und die baltischen Staaten die Umsetzung noch beschleunigen und ihre Relevanz für die Gesundheitsversorgung und die Gesellschaft als Ganzes erhöhen.
Multisektorale Versorgungswege, die angeleitetes Selbstmanagement, mHealth und Luftverschmutzung bei der Versorgung chronischer Atemwegserkrankungen einschließen
Integrierte Versorgungswege sind strukturierte multidisziplinäre Versorgungspläne, die die wesentlichen Schritte der Patientenversorgung festlegen [52]. Sie fördern die Übertragung von Leitlinien in lokale Protokolle und ihre anschließende Anwendung in der klinischen Praxis [53]. Sie stärken die Patienten und ihre Betreuungspersonen (gesundheitsbezogen und sozial). Integrierte Versorgungswege unterscheiden sich von Praxisleitlinien, da sie von multidisziplinären Teams verwendet werden und den Fokus auf die Qualität und Koordination der Versorgung legen. Multisektorale Versorgungswege für multimorbide Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen sind erforderlich [54] und sollten Selbstmanagement und Erkenntnisse der Aerobiologie einbeziehen, um Präzisionsmedizin mit endotyp-basierter Therapie zu ermöglichen [55].
Viele Patienten mit einer chronischen Atemwegserkrankung gehen nicht zum Arzt, weil sie glauben, ihre Symptome seien normal und/oder belanglos. Chronische Atemwegserkrankungen, einschließlich Rhinitis und Asthma, beeinträchtigen jedoch das Sozialleben und die Produktivität in der Schule und bei der Arbeit [56]. In der Praxis kommt dem Apotheker bei der Versorgung der allergischen Rhinitis (AR) durch angeleitete Change-Management-Prozesse eine wichtige Rolle zu.
Ein integrierter Versorgungsweg wurde beispielhaft für die allergische Rhinitis vorgeschlagen. Viele Rhinitis-Patienten verwenden frei verkäufliche (over-the-counter, OTC) Arzneimittel [57] und nur ein kleiner Anteil ist vorher beim Arzt gewesen. Die große Mehrheit der Patienten, die einen Allgemein- oder Facharzt aufsuchen, hat eine mittelschwere bis schwere Rhinitis [58, 59, 60, 61, 62]. Für die Versorgung der AR liegen GRADE (Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluation)-basierte Leitlinien vor, die ähnliche Empfehlungen geben [63, 64, 65]. Diese gehen allerdings von der Annahme aus, dass die Patienten ihre Therapie regelmäßig anwenden und wurden nicht anhand von realen Daten aus der klinischen Praxis überprüft. Bedauerlicherweise ist die Therapieadhärenz sehr gering und Daten, die unter den realen Bedingungen der klinischen Praxis gewonnen wurden, entsprechen nicht unbedingt allen Empfehlungen [66]. Neue Leitlinien, die reale Daten aus der klinischen Praxis beinhalten, sind erforderlich.
Integrierte Versorgungswege sollten daher einen multidisziplinären Ansatz wie in den AIRWAYS ICPs vorgeschlagen (Abb. 3) verfolgen, der Selbstmedikation und partizipative Entscheidungsfindung ebenso einbezieht wie die neuesten Leitlinien einschließlich Messaging für eine bessere Therapieadhärenz sowie Erkenntnisse zur Aerobiologie und Luftverschmutzung.
Integrierte Versorgungswege bei Komorbidität von Rhinitis und Asthma, die Erkenntnisse zur Aerobiologie einschließen.
Integrierte Versorgungswege bei Komorbidität von Rhinitis und Asthma, die Erkenntnisse zur Aerobiologie einschließen.
Selbstfürsorge und partizipative Entscheidungsfindung
Selbstfürsorge ist eine notwendige menschliche Steuerungsfunktion, die individuell kontrolliert wird, bewusst und aus eigenem Antrieb erfolgt. Chronische Atemwegserkrankungen erfordern einen langfristigen Ansatz, der auf die Stärkung des Patienten ausgerichtet ist, sowie entsprechende Unterstützungsleistungen, die die Bedeutung der Gesundheitskompetenz unterstreichen. Im Rahmen der Selbstfürsorge treffen chronisch kranke Patienten täglich zahlreiche Entscheidungen. Schulungen zum Selbstmanagement ergänzen die herkömmlichen Patientenschulungen. Selbstfürsorge ist eine erlernte, zielgerichtete und kontinuierliche Fähigkeit, die ansonsten nur von den speziellen individuellen Lebensumständen, Ressourcen und Überzeugungen usw. abhängt. Einige wichtige Ziele der Selbstfürsorge sind die Prävention von Asthma- und COPD-Exazerbationen [67, 68, 69], aber auch eine verbesserte Kontrolle von Asthma, Rhinitis oder chronischer Rhinosinusitis [13, 70].
Bei der partizipativen Entscheidungsfindung sind sowohl der Patient als auch der Arzt am medizinischen Entscheidungsfindungsprozess beteiligt, bei dem der Patient im Mittelpunkt der Entscheidung steht [71]. Bei Kindern sind die Erziehungsberechtigten an der Entscheidungsfindung beteiligt. Der Arzt erklärt dem Patienten die Therapiemöglichkeiten und etwaige Alternativen, damit dieser sich unter Abwägung von Nutzen und Risiken für die therapeutische Option entscheiden kann, die seinen persönlichen Überzeugungen und Zielen am besten entspricht [72]. Im Gegensatz zur partizipativen Entscheidungsfindung hat der Arzt im traditionellen Gesundheitsversorgungssystem eine autoritäre Position inne und die Patienten spielen bei der Behandlung eine passive Rolle [73].
mHealth einschließlich Messaging
mHealth (mobile health) hat sich aus der eHealth, das heißt der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (information and communication technology, ICT) für Gesundheitsdienstleistungen und Informationsübermittlung, entwickelt. Nach Auffassung der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) [74], hat mHealth «das Potenzial, das Gesicht der Bereitstellung von Gesundheitsdienstleistungen weltweit zu verändern. Treibende Kraft dieser Veränderungen ist eine Kombination verschiedener wichtiger Faktoren. Dazu gehören rasche Fortschritte bei den mobilen Technologien und Anwendungen, eine wachsende Zahl an neuen Möglichkeiten mobile Health in bestehende mHealth-Angebote zu integrieren und die kontinuierlich größer werdende Abdeckung durch Mobilfunknetze.» mHealth hat umfangreiche und zunehmende Anwendungsmöglichkeiten und potenzielle Vorteile [75] und kann in der Selbstfürsorge und partizipativen Entscheidungsfindung von großem Nutzen sein.
Das Potenzial von mHealth bei chronischen Atemwegserkrankungen ist enorm [76], doch kann die Einführung von ICT-Innovationen auch negative Auswirkungen haben. Es ist daher wichtig, dass die Anwendbarkeit in jeder einzelnen Situation geprüft wird [77]. Applikationen können eingesetzt werden, um, insbesondere durch Messaging, die Therapieadhärenz besser zu verstehen und zu erhöhen; außerdem können sie verwendet werden, um eine partizipative Entscheidungsfindung zu ermöglichen und das Selbstmanagement bei chronischen Erkrankungen zu verbessern [78]. Patienten, die die Endnutzer dieser Applikationen sind, müssen nicht nur in der Testphase, sondern bereits in der Entwicklungsphase einbezogen werden [79].
Die Erklärung von Vilnius (Vilnius Declaration, VD)
Die Erklärung von Vilnius ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die weltweite Luftverschmutzung und ihre Auswirkungen für Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen
Ein erstes Treffen zu Luftverschmutzung bei chronischen Atemwegserkrankungen und mHealth fand im Rahmen der 11. Konferenz der Global Alliance Against Chronic Respiratory Diseases (GARD) in Brüssel (10. November 2017) statt. Dieses Treffen ebnete den Weg für die Deklaration von Vilnius.
• Das EIT Health-Projekt POLLAR (Impact of Air POLLution on Asthma and Rhinitis) [80] liefert Strategien, die helfen Luftverschmutzungsspitzen und die durch chronische Atemwegserkrankungen bedingte Morbidität mittels mobiler Technologie vorherzusagen und zu vermeiden (Paris, Januar 2018).
• Auf dem EU-Gipfel von Vilnius (März 2018) wurde die Erklärung erarbeitet und ein UN-Treffen mit folgenden Zielen vorgeschlagen: (1) Die zukünftigen Risiken von Luftverschmutzung und Klimawandel für chronische Atemwegserkrankungen während der gesamten Lebensspanne sollen angegangen werden, (2) es sollen Vorschläge für praktikable Primär- und Sekundärpräventionsstrategien gemacht werden, um dieser beispiellosen Gefahr für die öffentliche Gesundheit zu begegnen, und (3) soziale Ungleichheit soll bekämpft werden.
• Die erste WHO-Konferenz zu Luftverschmutzung und Gesundheit, die vom 30. Oktober bis 1. November 2018 in Genf stattfand, machte deutlich, dass das Problem immer größer wird und Lösungen gefunden werden müssen.
• Auf der 12. GARD-Konferenz in Helsinki (August 2018) wurde die VD für die High-Level-Conference der Vereinten Nationen weiterentwickelt.
• Die erste Unterrichtseinheit zu diesem Thema war eine ARIA-Masterclass (zusammen mit Euforea); dabei lag der Schwerpunkt auf ICPs, Selbstmanagement und partizipativer Entscheidungsfindung (Brüssel, 12. September 2018).
• Im Rahmen der UN-Generalversammlung (am 27. September 2018) fand eine High-Level-Conference statt, deren Ergebnisse zur Erstellung eines Aktionsplans für die Umsetzung der Empfehlungen führten.
• Es wurde ein Konsensustreffen (POLLAR, Paris, Dezember 2018) durchgeführt, mit dem Ziel, die Versorgungswege zu verbessern und die Partizipation, Gesundheitskompetenz und Selbstfürsorge der Patienten durch technologiegestützte «Patientenaktivierung» zu stärken, wobei die Komorbidität von Rhinitis und Asthma als Modell für nicht übertragbare Krankheiten fungierte und die Leitlinien zur Pharmakotherapie berücksichtigt wurden.
• Auf Grundlage der POLLAR-Ergebnisse wurde ein Konsensustreffen (POLLAR, Paris, Dezember 2019) geplant mit dem Ziel, die Erkenntnisse zur Aerobiologie und Luftverschmutzung in die ICPs aufzunehmen.
Die Erklärung von Vilnius
Die Erklärung von Vilnius wurde von den Teilnehmern des EU-Gipfels zu chronischen Atemwegserkrankungen (Vilnius, 23. März 2018) unter der Federführung von Euforea entwickelt (s. Anhang).
Erwartete Auswirkungen der Erklärung von Vilnius
Die Erklärung von Vilnius spielt im Hinblick auf die EU-Gesundheitsstrategie eine wichtige Rolle, da sie einen Zusatznutzen zu dem bereits vorhandenen Wissen über die öffentliche Gesundheit liefert.
• Vorschlag eines gemeinsamen Rahmens für integrierte Versorgungswege bei chronischen Atemwegserkrankungen (und ihrer Komorbiditäten) für die gesamte EU, der auf Osteuropa und andere Regionen ausgeweitet werden kann und der eine Vergleichbarkeit sowie länderübergreifende Initiativen ermöglicht.
• Erleichterte Risikostratifizierung von Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen durch eine gemeinsame Strategie.
• Entwicklung kosteneffizienter politischer Maßnahmen, insbesondere Stärkung der Maßnahmen zu Verringerung des Rauchens, einschließlich E-Zigaretten, und der umweltbedingten Exposition.
• Vorschlag eines gemeinsamen Simulationsinstruments für die gesamte EU, um Ärzte bei der Segmentierung der Patienten und bei der Wahl der Versorgungswege zu unterstützen.
• Weiterentwicklung der Interoperabilität von mHealth-Systemen in Europa, einschließlich grenzüberschreitender Interoperabilität in den Regionen Osteuropas (an den Grenzen von EU-Mitgliedsstaaten und assoziierten Nicht-EU-Ländern).
• Erzielung signifikanter positiver Effekte für die Gesundheit der Bürger, sowohl kurzfristig (Senkung der Morbidität, Verbesserungen bei der Bildung von Kindern und der Arbeit von Erwachsenen) als auch auf lange Sicht (gesundes Altern).
Schlussfolgerungen
Die Erklärung von Vilnius ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die weltweite Luftverschmutzung und ihre Folgen für Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen und sie spielt im Hinblick auf die EU-Gesundheitsstrategie eine wichtige Rolle, da sie einen Zusatznutzen zu dem bereits vorhandenen Wissen über die öffentliche Gesundheit liefert.
Autorenbeiträge
A.V., J.B. und P.H. haben den vorliegenden Artikel geschrieben. Alle Autoren haben an dem Treffen in Vilnius teilgenommen und einen Vortrag gehalten. Alle Autoren haben die finale Fassung des Manuskripts gelesen und freigegeben.
Interessenskonflikte
J.B. erhielt persönliche Honorare und andere Unterstützung von: Chiesi, Cipla, Hikma, Menarini, Mundipharma, Mylan, Novartis, Sanofi-Aventis, Takeda, Teva, Uriach sowie andere Unterstützung von Kyomed außerhalb der eingereichten Arbeit. Dr. Chorostowska-Wynimko erhielt Zuschüsse, persönliche Honorare und nicht finanzielle Unterstützung von Grifols, CSL Behring, Angelini, Celon Pharma, Boehringer Ingelheim, Astra Zeneca, persönliche Honorare von Kamada, Novartis, GSK, außerhalb der eingereichten Arbeit. Dr. Grigg erhielt persönliche Honorare von GSK, Vifor Pharmaceuticals, Novartis, außerhalb der eingereichten Arbeit. Dr. Haahtela erhielt persönliche Honorare von Mundipharma, Novartis und Orion Pharma außerhalb der eingereichten Arbeit.
Zustimmung zur Veröffentlichung
Alle Autoren haben der Veröffentlichung der vorliegenden Arbeit zugestimmt.
Finanzielle Unterstützung
Euforea, ARIA und IPOKRaTES Lithuania Funds und EAACI.
Lizenzangabe
Algirdas Vaclovas Valiulis, Jacques Bousquet, Aurelijus Veryga et al.: Vilnius Declaration on chronic respiratory diseases: multisectoral care pathways embedding guided self-management, mHealth and air pollution in chronic diseases. Clin Transl Allergy 2019;9:7 (https://doi.org/10.1186/s13601-019-0242-2), © The Author(s) 2019 (Übersetzung, Publisher's note, Verfügbarkeit der Daten und Materialien, Genehmigung durch die Ethikkommission und Einwilligung zur Teilnahme gekürzt), lizensiert unter CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de).
Literatur
Die Literatur ist als Supplemental Material unter www.karger.com/?DOI=500740 abrufbar.
Anhang: Erklärung von Vilnius
Einleitung
(1) Das European Forum for Research and Education in Allergy and Airway Diseases (Euforea) hat mit der Deklaration von Vilnius eine Erklärung erarbeitet, die das angeleitete Selbstmanagement von Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen mittels mHealth verbessern soll, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Auswirkungen von Luftverschmutzung und Klimawandel liegt.
(2) Die Deklaration, die beim EU-Gipfel zu chronischen Atemwegserkrankungen in Vilnius, Litauen, am 23. März 2018 ausgearbeitet und verabschiedet wurde, richtet sich an Ärzte und Gesundheitsfachkräfte, politische Entscheidungsträger und vor allem an Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen.
(3) Mehr als eine Milliarde Menschen leiden an chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma, chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung, Rhinitis und Rhinosinusitis. Chronische Atemwegserkrankungen sind schwerwiegende chronische Erkrankungen.
(4) Es ist die Aufgabe der medizinischen Gemeinschaft und der Gesundheitssysteme, den Patienten Instrumente für die bestmögliche Behandlung und Selbstfürsorge ihrer Erkrankung an die Hand zu geben.
Chronische Atemwegserkrankungen sind schwerwiegende chronische Krankheiten, die während des gesamten Lebens auftreten und von umweltbedingten Risikofaktoren beeinflusst werden
(5) Chronische Atemwegserkrankungen und andere chronische Erkrankungen haben oft die gleichen umweltbedingten Risikofaktoren (z.B. Tabakrauchen, einschließlich E-Zigaretten, Ernährung, Luftverschmutzung der Innen- und Außenluft sowie sitzender Lebensstil), die zu einer anhaltenden lokalen und systemischen Entzündung führen und den Alterungsprozess beeinträchtigen.
(6) Asthma und allergische Erkrankungen können von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter auftreten und betreffen in der EU 30 Millionen Kinder und Erwachsene unter 45 Jahren und weltweit mehr als 600 Millionen Menschen. Schätzungen zufolge ist die COPD weltweit für 3 Millionen Todesfälle verantwortlich.
(7) Pränatal oder in der frühen Kindheit auftretende Ereignisse haben einen großen Einfluss auf die Entstehung chronischer Erkrankungen im Erwachsenenalter und bei älteren Menschen. Eine früh auftretende Verschlechterung der Lungenfunktion ist ein Marker für eine frühe systemische Morbidität und Mortalität unabhängig von der Ursache [23, 24, 25].
(8) Rauchen ist der Hauptrisikofaktor für chronische Atemwegserkrankungen. Ein weiterer wichtiger Risikofaktor, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Luftverschmutzung der Innen- und Außenluft. Bei Rhinitis und Asthma spielen Allergene eine wichtige Rolle. Darüber hinaus können diese Faktoren miteinander in Wechselwirkung treten und chronische Atemwegserkrankungen verschlimmern und Exazerbationen hervorrufen.
Prävention, Kontrolle und Selbst-Management von chronischen Atemwegserkrankungen
(9) Durch eine schrittweise aufeinander folgende Prävention und Kontrolle chronischer Erkrankungen bevor eine Krankheit festgestellt wurde, kann zum einen die Manifestation der Erkrankung verhindert werden (Gesundheitsförderung und Primärprävention); zum anderen können - nach dem Auftreten der Erkrankung - der Krankheitsverlauf besser überwacht und die kurz- und langfristigen Folgen der Krankheit verhindert oder beherrscht werden (Sekundär- und Tertiärprävention).
(10) Tabakrauch ist der am besten nachgewiesene Risikofaktor für zahlreiche chronische Erkrankungen, einschließlich chronischer Atemwegserkrankungen.
(11) Gesundheitsförderung und Prävention sollten mit der Empfängnis beginnen und während der gesamten Lebenszeit kontinuierlich fortgeführt werden, um die Lunge gesund zu erhalten und ein aktives, gesundes Altern zu ermöglichen.
(12) Viele Patienten mit einer chronischen Atemwegserkrankung gehen nicht zum Arzt, weil sie glauben, ihre Symptome seien belanglos. Chronische Atemwegserkrankungen, einschließlich Rhinitis und Asthma, beeinträchtigen jedoch das Sozialleben und die Produktivität in der Schule und bei der Arbeit [56].
(13) Viele Rhinitis-Patienten verwenden frei verkäufliche (over-the-counter, OTC) Arzneimittel und nur ein kleiner Anteil ist vorher beim Arzt gewesen. Die große Mehrheit der Patienten, die einen Allgemein- oder Facharzt aufsuchen, hat eine mittelschwere bis schwere Rhinitis.
(14) Integrierte Versorgungswege sollten daher einen multidisziplinären Ansatz verfolgen, der Ärzte, Apotheker und andere Gesundheitsfachkräfte einbezieht, wie in den AIRWAYS ICPs vorgeschlagen. Selbstmedikation und partizipative Entscheidungsfindung sollten ebenso einbezogen werden wie die neuesten Leitlinien einschließlich Messaging für eine bessere Therapieadhärenz und Erkenntnisse zur Aerobiologie und Luftverschmutzung.
(15) Chronische Atemwegserkrankungen erfordern einen langfristigen Ansatz, der auf die Stärkung des Patienten sowie entsprechende Unterstützungsleistungen ausgerichtet ist und die Bedeutung der Gesundheitskompetenz unterstreicht.
(16) Selbstfürsorge ist eine notwendige menschliche Steuerungsfunktion, die individuell kontrolliert wird, bewusst und aus eigenem Antrieb erfolgt.
(17) Bei der partizipativen Entscheidungsfindung sind sowohl der Patient als auch der Arzt am medizinischen Entscheidungsfindungsprozess beteiligt, bei dem der Patient im Mittelpunkt der Entscheidung steht. Der Arzt erklärt dem Patienten die Therapiemöglichkeiten und etwaige Alternativen, damit dieser sich unter Abwägung von Nutzen und Risiken für die therapeutische Option entscheiden kann, die seinen persönlichen Überzeugungen und Zielen am besten entspricht.
(18) Das Potenzial von mHealth bei chronischen Atemwegserkrankungen ist enorm, doch kann die Einführung von ICT-Innovationen auch negative Auswirkungen haben. Es ist daher wichtig, dass die Anwendbarkeit in jeder einzelnen Situation geprüft wird.
(19) Mobile Applikationen (Apps) können eingesetzt werden, um, insbesondere durch Messaging, die Therapieadhärenz besser zu verstehen und zu erhöhen.
Gesundheitssystemstärkung und Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDG)
Die Erklärung von Vilnius ist auf die Unterstützung folgender Maßnahmen ausgerichtet:
(20) Vorschlag eines gemeinsamen Rahmens für integrierte Versorgungswege bei chronischen Atemwegserkrankungen (und ihrer Komorbiditäten) für die gesamte EU, der auf Osteuropa und andere Regionen ausgeweitet werden kann und der eine Vergleichbarkeit sowie länderübergreifende Initiativen ermöglicht.
(21) Ausweitung der finnischen Erfahrungen mit Modellen zum Bevölkerungsmanagement im Rahmen von staatlichen Langzeitprogrammen zur Kontrolle von chronischen Atemwegserkrankungen, insbesondere auf Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen.
(22) Erleichterte Risikostratifizierung von Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen durch eine gemeinsame Strategie.
(23) Entwicklung kosteneffizienter politischer Maßnahmen, insbesondere Stärkung der Maßnahmen zur Verringerung des Rauchens, einschließlich E-Zigaretten, und der umweltbedingten Exposition.
(24) Vorschlag eines gemeinsamen Simulationsinstruments für die gesamte EU, um Ärzte bei der Segmentierung der Patienten und bei der Wahl der Versorgungswege zu unterstützen.
(25) Weiterentwicklung der Interoperabilität von mHealth-Systemen in Europa, einschließlich grenzüberschreitender Interoperabilität in den Regionen Osteuropas (an den Grenzen von EU-Mitgliedsstaaten und assoziierten Nicht-EU-Ländern).
(26) Erzielung signifikanter positiver Effekte für die Gesundheit der Bürger, sowohl kurzfristig (Senkung der Morbidität, Verbesserungen bei der Bildung von Kindern und der Arbeit von Erwachsenen) als auch auf lange Sicht (gesundes Altern).
(27) Erreichen der Ziele der Europa-2020-Strategie für gesundes und aktives Altern und der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen bis 2030.
European Forum for Research and Education in Allergy and Airway Diseases (Euforea)
Gesundheitsministerium von Litauen
Gesundheitsministerium der Ukraine
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales von Georgien
Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales der Republik Moldau
Allergic Rhinitis and its Impact on Asthma (ARIA)
Gesundheitsausschuss des litauischen Parlaments
European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI)
European Academy of Paediatrics (EAP/UEMS-SP)
European Association of Allergy and Asthma Patients' Associations (EFA)
European Respiratory Society (ERS)
European Rhinology Society (ERS)
Litauische Akademie des Wissenschaften
Referenzstandort der Europäischen Innovationspartnerschaft für Aktives und Gesundes Altern (RSCN-EIP on AHA)
Medizinische Fakultät der Universität Vilnius
Global Alliance Against Chronic Respiratory Diseases (GARD, WHO Alliance)
WHO (World Health Organization)-Büro Litauen