Der 60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) steht unter dem Leitwort «Pneumologie - interdisziplinär und interaktiv». Die Pneumologie ist tatsächlich ein Fachgebiet im Kanon der Inneren Medizin, das in sich bereits ein großes Spektrum verschiedener Arbeitsfelder von der interventionellen Bronchologie über die Onkologie und die Infektiologie hin zu funktionellen und entzündlichen Erkrankungen wie dem Asthma und der COPD und den Störungen der Atemregulation umfasst. Hier ist Interdisziplinarität daher eine sehr zentrale Frage, die zum Austausch und zur Zusammenarbeit von pneumologischem Spezialist und Generalist aufruft. Dies spiegelt auch - wie ich finde - beispielhaft das vor Ihnen liegende Heft von KARGER KOMPASS PNEUMOLOGIE wider: Die Behandlung des Pneumothorax bewegt sich im Grenzbereich zwischen Thoraxchirurgen und internistischem Pneumologen, die interventionelle Bronchologie bekommt eine immer größere Bedeutung und bedient sich neuer Techniken, die auch für unsere anästhesiologischen Kollegen Herausforderungen darstellen, wie im Artikel zur Chartis-Messung aufgezeigt wird. Neue Felder werden mit patientenspezifischen Stents bestritten. Dazu finden Sie eine interessante Kasuistik von Gildea et al. Das breite Spektrum zeigen auch die Artikel zum Risiko bei Höhenreisen von COPD-Patienten und dem Asthma in der Geriatrie. Die Hypoxie verbindet viele pneumologische klinische Bilder. Ist die chronisch-intermittierende Hypoxie bei der obstruktiven Schlafapnoe ein Bindeglied zur Karzinomentwicklung?
Beim letzten Pneumologenkongress haben wir uns dem Spektrum der Inneren Medizin gewidmet. Hieran mag der Artikel zum hepatischen Hydrothorax erinnern.
Ganz besonders möchte ich Sie jedoch auf unseren zentralen Artikel von Olaru et al. hinweisen, den Sie im Volltext lesen können: Er beschäftigt sich mit Lungenerkrankungen bei Geflüchteten und Migranten in Europa. Er zeigt, dass Migration für uns Pneumologen eine besondere medizinische Herausforderung ist. Hier bekommt die Infektiologie in unserem Fachgebiet einen noch größeren und wesentlich erweiterten Stellenwert über ihre schon klassische Bedeutung hinaus. Für mich macht dieses Thema aber noch einmal ganz deutlich, wo wir Pneumologen gerade in Deutschland hingehören, nämlich an die Seite der Patienten, woran auch immer sie leiden, was immer sie mitbringen und wo immer sie herkommen.
Prof. Dr. Winfried J. Randerath