Background: Obstructive sleep apnea (OSA) has been linked to tumorigenesis and tumor progression. Objectives: The Sleep Apnea in Lung Cancer (SAIL) study (NCT02764866) was designed to determine the prevalence of OSA in patients with lung cancer. Methods: Cross-sectional study including consecutive patients with newly diagnosed lung cancer. All patients were offered home sleep apnea testing (HSAT) and administered a sleep-specific questionnaire prior to initiating oncologic treatment. Sleep study-related variables, symptoms, and epidemiologic data as well as cancer related variables were recorded. Results: Eighty-three patients were enrolled in the SAIL study. Sixty-six completed HSAT. The mean age was 68 ± 11 years and 58% were male with a mean body mass index of 28.1 ± 5.4. Forty-seven percent were current smokers, 42% former smokers, and 11% never smokers with a median tobacco consumption of 51 pack-years. Fifty percent had COPD with a mean FEV1 of 83 ± 22.6% of predicted and a mean DLCO of 85.5 ± 20.1%. Adenocarcinoma was the most common histologic type (46.7%), followed by squamous cell (16.7%) and small cell (16.7%). Most patients were diagnosed at an advanced stage (65% in stages III-IV). The vast majority (80%) had OSA (apnea-hypopnea index [AHI] > 5), and 50% had moderate to severe OSA (AHI > 15) with a mean Epworth Sleepiness Score of 7.43 ± 3.85. Significant nocturnal hypoxemia was common (Median T90: 10.9% interquartile range 2.4-42.2). Conclusions: Sleep apnea and nocturnal hypoxemia are highly prevalent in patients with lung cancer.

Hintergrund

Die obstruktive Schlafapnoe ist die am häufigsten vorkommende schlafbezogene Atmungsstörung und weist nach neuen Studien eine deutlich höhere Prävalenz in der Bevölkerung auf, als dies frühere epidemiologische Untersuchungen vermuten ließen. Die obstruktive Schlafapnoe ist pathophysiologisch gekennzeichnet durch repetitive Hypopnoen und Apnoen und daraus resultierenden zyklischen Abfällen der Sauerstoffsättigung, gefolgt von einer raschen Reoxygenierung nach Terminierung des obstruktiven Ereignisses. Diese sogenannte intermittierende Hypoxie wird unter anderem für die kardiovaskulären Folgen der obstruktiven Schlafapnoe verantwortlich gemacht, indem der entstehende oxidative Stress mit dem Freisetzen von Sauerstoffradikalen zu einer Störung der Endothelfunktion der Blutgefäße und darüber letztlich zur Entstehung einer Arteriosklerose führt.

In Tierversuchen ergaben sich zudem Hinweise für einen Zusammenhang zwischen der Schlaffragmentierung, der intermittierenden Hypoxämie und der Entwicklung maligner Tumore. In epidemiologischen Studien konnte bereits ein Zusammenhang zwischen schlafbezogenen Atmungsstörungen und bösartigen Tumoren bestätigt werden, so z.B. beim malignen Melanom. Größere prospektive Studien zu diesem Thema sind bislang aber nicht veröffentlicht worden.

In der «Sleep Apnea in Lung Cancer Study» untersuchten Cabezas et al. die Prävalenz der obstruktiven Schlafapnoe bei Patienten mit Lungenkrebs.

Ergebnisse der Studie

Cabezas und Mitautoren untersuchten 83 konsekutive Patienten mit einem neu diagnostizierten Lungenkarzinom. Bei allen Patienten wurde eine ambulante Polygraphie in der häuslichen Umgebung durchgeführt und hinsichtlich des Vorliegens einer obstruktiven Schlafapnoe analysiert. Ergänzt wurde diese Untersuchung durch Fragebögen zur Tagesschläfrigkeit, zum Schlafverhalten und zu anamnestischen Hinweisen für schlafbezogene Atmungsstörungen.

Von 60 der 83 eingeschlossenen Patienten konnten valide Daten aus der nächtlichen ambulanten Polygraphie erhoben werden. Von den 60 Patienten waren 58% männlich, 50% wiesen eine chronisch- obstruktive Lungenerkrankung auf, 10% waren Nieraucher, 43% Exraucher und 47% noch aktive Raucher. 65% der Patienten hatten bereits ein fortgeschrittenes Tumorstadium (Stadium III bzw. IV) bei Diagnosestellung, davon 43% bereits ein metastasierendes Stadium. 25% der Patienten wurden im Stadium I und 10% im Stadium II diagnostiziert. Das Adenokarzinom war der häufigste histologische Typ (46,7%), gefolgt vom Plattenepithelkarzinom (16,7%) und vom kleinzelligen Karzinom (16,7%). Ein undifferenziertes, nicht kleinzelliges Karzinom lag bei 5% vor, ein neuroendokriner Tumor bei 3,3%, ein Riesenzellkarzinom bei 3,3% und ein Karzinoid bei 1,7% der Patienten.

In den nächtlichen Polygraphien wiesen immerhin 80% der Patienten einen Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) >5 pro Stunde auf. Eine mittelgradige bis schwergradige obstruktive Schlafapnoe (AHI >15 pro Stunde) wurde bei 50% der Lungenkrebs-Patienten diagnostiziert. Der mittlere AHI lag bei allen Patienten bei 15,2 pro Stunde, die mittlere Zeit unter 90% Sauerstoffsättigung bei 11% der Nacht. Patienten mit begleitender chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung hatten häufigere hypoxämische Episoden in der Nacht.

Eine Korrelation zwischen Tumorstadium und der Schwere der obstruktiven Schlafapnoe konnte nicht festgestellt werden, allerdings ein statistischer Trend für eine Korrelation zwischen Tumorstadium und der Zeit, die mit einer Sauerstoffsättigung unter 90% in der Nacht verbracht wurde. Ebenfalls fand sich keine signifikante Korrelation zwischen dem AHI und der Tumorhistologie.

Fazit für die Praxis

Der mögliche Zusammenhang zwischen schlafbezogenen Atmungsstörungen und der Entstehung von malignen Tumoren ist ein brandaktuelles und häufig kontrovers diskutiertes Thema in der Schlafmedizin und wird in den nächsten Jahren in den schlafmedizinischen Publikationen und auf Kongressen zu einem beherrschenden Thema werden. Das pathophysiologische Konzept der Karzinogenese durch Schlaffragmentierung und intermittierende nächtliche Hypoxie ist bestechend, wenngleich auch hier noch viele offene Fragen zu beantworten sind. Die spannende Frage, ob hier tatsächlich ein kausaler Zusammenhang besteht, oder ob nicht viel mehr bei vielen Patienten zwei häufige Krankheitsentitäten - nämlich die nächtliche schlafbezogene Atmungsstörung und ein Tumorleiden - zufällig zusammentreffen, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden. Epidemiologische Studien, wie die hier vorgestellte bei Patienten mit Lungenkrebs, weisen neben den tierexperimentellen Untersuchungen auf einen möglichen kausalen Zusammenhang hin. Selbstverständlich sind weitere größere epidemiologische und pathophysiologische Studien erforderlich, um diese Frage abschließend beurteilen zu können.

Als jetziges Fazit für die tägliche Arbeit kann aber bereits gefolgert werden, dass auch bei Patienten mit einem bösartigen Tumorleiden nach Schlafstörungen und insbesondere nach dem Vorhandensein schlafbezogener Atmungsstörungen aktiv gefahndet werden sollte. Ob mit einer Behandlung der schlafbezogenen Atmungsstörung neben der Verbesserung der Tagessymptome auch eine prognostische Verbesserung des Tumorleidens erzielt werden kann, kann zum jetzigen Zeitpunkt selbstverständlich noch nicht abgeschätzt werden und lässt viel Raum für weiterführende Untersuchungen in der Zukunft.

Hiermit erkläre ich, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Wissenstransfer bestehen.

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