Abstract
Hintergrund: Die Rolle von IL-33, einem Mitglied der IL-1-Familie, bei Hyperreaktivität der Atemwege und Asthma ist noch nicht vollständig geklärt. Ziele: Ziel dieser Studie ist die Untersuchung des IL-33-Spiegels im Serum von Kindern mit Asthma und sein Zusammenhang mit dem Schweregrad des Asthmas. Methoden: In diese nach Alter und Geschlecht parallelisierte Fall-Kontroll-Studie wurden 61 Kinder mit Asthma und 63 gesunde Kontrollprobanden eingeschlossen. Das mittlere Alter der Teilnehmer lag bei 9,21 Jahren (Spannweite: 6-14). Die IL-33-Konzentration im Serum wurde mittels ELISA gemessen und zwischen Kindern mit Asthma und Kontrollprobanden verglichen. Außerdem wurde der Zusammenhang zwischen Serum-IL-33 und Schweregrad des Asthmas untersucht. Ergebnisse: Der IL-33-Serumspiegel war bei den Kindern mit Asthma signifikant höher als bei den Kontrollprobanden (15,17 ± 32,3 vs. 0,61 ± 2,16 pg/ml; p = 0,028). Der Spiegel stieg proportional zur Schwere des Asthmas signifikant an, von 9,92 ± 30,26 pg/ml bei Kindern mit geringgradigem Asthma über 13,68 ± 29,27 pg/ml bei Kindern mit mittelgradigem Asthma bis auf 31,92 ± 41,45 pg/ml bei Kindern mit hochgradigem Asthma (p = 0,026). Schlussfolgerung: Der IL-33-Serumspiegel ist bei Kindern mit Asthma erhöht und mit dem Schweregrad der Erkrankung assoziiert. Int Arch Allergy Immunol 2015;168:193-196.
Experten-Kommentar
Transfer in die Praxis
Asthma bronchiale im Kindes- und Jugendalter präsentiert sich mit unterschiedlichen Phänotypen. Vor allem das schwere Asthma bronchiale stellt eine Herausforderung im ambulanten und klinischen Alltag dar. Es existieren bereits verschiedene Marker, um Krankheitsaktivität oder Verläufe abzuschätzen. Beispielsweise korreliert das FeNO mit der eosinophilen Entzündungsreaktion und ermöglicht ein Therapiemonitoring. Genetische und immunologische Marker legen mögliche molekulare Pathomechanismen nahe, sind bisher aber meist Gegenstand wissenschaftlicher Fragestellungen.
Hilfreich sind Biomarker, die mit einem gewissen Asthma-Phänotyp korrelieren und weitere Einsicht in die Pathophysiologie ermöglichen. Ziel ist letztlich die Identifizierung individueller Asthma-Phänotypen, um Patienten einer gezielten Therapie zuzuführen sowie Verläufe und mögliche Komplikationen antizipieren zu können. Vor allem für das Steroid-resistente Asthma bronchiale sind Remodelling der Bronchialwand bis hin zu irreversiblen Schäden des Lungenparenchyms zu befürchten.
Die Bedeutung von Interleukin 33 (IL-33) in der Pathogenese des schweren, Steroid-resistenten Asthma bronchiale wurde durch mehrere Untersuchungen am Menschen und am Mausmodell herausgestellt. IL-33 wird von Epithelzellen, glatten Muskelzellen der Bronchien, aber auch von TH2-Zellen als Antwort auf proinflammatorische Zytokine sowie inhalative Allergene sezerniert. Dabei vermittelt und unterhält IL-33 eine TH2-Antwort und aktiviert basophile, eosinophile Granulozyten als auch Mastzellen.
In der vorliegenden Fall-Kontroll-Studie an Kindern mit Asthma bronchiale konnte eine positive Korrelation des Serum-IL33 zum Schweregrad der Asthmaerkrankung gezeigt werden. Patienten mit einem unkontrollierten Asthma bronchiale zeigten signifikant höhere IL-33 Werte im Serum als Patienten, deren asthmatische Symptome kontrolliert waren. Einflussfaktoren wie beispielsweise eine allergische Rhinitis oder mögliche Medikamenteneffekte wurden nicht weiter differenziert. Bei einigen Patienten war IL-33 unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung nicht nachweisbar. Offen bleibt, ob diesbezüglich präanalytische, messmethodische oder patientenspezifische Gründe ursächlich waren.
Um die Relevanz für IL-33 herauszustellen und mögliche kausale Zusammenhänge zu erfassen, sind weitere prospektive Studien mit klar definierten Patientengruppen, größeren Fallzahlen und Endpunkten hinsichtlich möglicher Komplikationen der Grunderkrankung erforderlich. Aufgrund einer deutlichen interindividuellen Schwankungsbreite ist IL-33 möglicherweise als intraindividueller Verlaufsparameter geeignet.
Nicht zuletzt verspricht die Beeinflussung der IL-33-Signalkaskade einen potentiellen Therapieansatz zur Behandlung des schweren, Steroid-resistenten Asthmas.
Fazit
IL-33 erweitert unser Verständnis für pathophysiologische Vorgänge und stellt einen möglichen Marker für das schwere Asthma bronchiale dar.