Abstract
Hintergrund: Derzeit existieren keine hinreichenden Informationen zur Rolle von Pilzen bei Non-CF-Bronchiektasie. Ziele: Unser Ziel war es, die Prävalenz sowie Faktoren im Zusammenhang mit der Isolierung und Persistenz von Pilzen im Sputum dieser Patientenpopulation zu ermitteln. Methoden: Wir führten eine multizentrische Beobachtungsstudie durch, an der erwachsene Patienten mit Non-CF-Bronchiektasie teilnahmen. Die Persistenz von Aspergillus spp. und Candida albicans war definiert als Vorliegen von ≥2 positiven Sputumkulturen im Abstand von mindestens 6 Monaten innerhalb eines Zeitraums von 5 Jahren. Ergebnisse: Insgesamt 252 Patienten (62,7% weiblich; mittleres Alter ± SD 55,3 ± 16,7 Jahre) wurden in die Studie aufgenommen. Von allen Patienten lag mindestens eine Pilzkultur einer Sputumprobe vor, bei einem Mittel ± SD von 7 ± 6 Kulturen pro Patient. 18 (8,7%) bzw. 71 Patienten (34,5%) wiesen persistierende positive Aspergillus spp.- bzw. Candida-albicans-Kulturen auf. Patienten mit persistierendem Aspergillus spp. und Candida albicans waren älter und hatten ein erhöhtes tägliches purulentes Sputum. Außerdem war bei Patienten mit persistierender C. albicans die Einsekundenkapazität (FEV1) schlechter und die Inzidenz zystischer Bronchiektasie sowie die Zahl stationär behandelter Exazerbationen höher. Diese Patienten wurden auch häufiger langfristig mit Antibiotika behandelt. Multivariate Analyse ergaben, dass tägliche purulente Sputum (OR = 3,75; p = 0,045) und die Langzeit-Antibitika-Therapie (OR = 2,37; p = 0,005) unabhängig voneinander mit der Persistenz von Aspergillus spp. und C. albicans assoziiert waren. Schlussfolgerungen: Isolierung und Persistenz von Aspergillus spp. und C. albicans kommen bei Patienten mit Non-CF-Bronchiektasie häufig vor. Tägliches purulentes Sputum und Langzeit-Antibiotika-Therapie standen mit der Persistenz von Aspergillus spp. und C. albicans in Zusammenhang.Übersetzung aus Respiration 2015;89:396-403 (DOI:10.1159/000381289)
Experten-Kommentar
Transfer in die Praxis
Die Zahl der Patienten, bei denen Non-CF-Bronchiektasen diagnostiziert werden, die nicht auf eine zystische Fibrose (CF) zurückzuführen sind, ist in den letzten Jahren gestiegen. Dies liegt zum einen daran, dass mehr CT-Thorax-Untersuchungen bei Patienten mit Lungenerkrankungen, insbesondere COPD, durchgeführt werden. Zum anderen ist die Aufmerksamkeit für Non-CF-Bronchiektasen auch größer geworden. Es gibt bislang kaum größere Studien zu dieser Erkrankung, da sie relativ selten ist. Große Register in Europa (EMBARC) und Deutschland (PROGNOSIS) haben ihre Arbeit erst aufgenommen und werden uns in den nächsten Jahren mit Daten zu Non-CF-Bronchiektasen versorgen.
Bei Patienten mit Non-CF-Bronchiektasen finden sich aktuell kaum systematische Daten zu deren Lungen-Mikrobiom, insbesondere zur Prävalenz einer Pilz-Kolonisation und den dafür verantwortlichen Risikofaktoren.
In dem vorliegenden Artikel wurde von einer spanischen Arbeitsgruppe in einer randomisierten Studie untersucht, wie häufig bei Patienten mit Non-CF-Bronchiektasen der Nachweis von Aspergillus und Candida im Sputum gelingt (Prävalenz) und ob dieser Nachweis auch längerfristig ist (Persistenz). Ob der Nachweis von Aspergillus oder Candida überhaupt eine behandlungsbedürftige Erkrankung anzeigt oder nur eine Kolonisation wurde in der Studie nicht untersucht. Keiner der Patienten wurde antimykotisch behandelt.
Der Sputumnachweis von Candida gelang häufig (45,2%), der von Aspergillus schon seltener (24,2%). Der persistierende Sputumnachweis von Candida lag bei 34,5%, der von Aspergillus bei 8,7%.
Die Risikofaktoren für den persistierenden Nachweis von Aspergillus und Candida waren höheres Alter, tägliches purulentes Sputum und bei Candida-Nachweis auch eine schlechtere Einsekundenkapazität (FEV1), mehr zystische Bronchiektasen, häufigere Hospitalisationen aufgrund von Exazerbationen und häufigere Langzeit-Antibiotika-Therapie.
Dies kann man dadurch erklären, dass es sowohl für Aspergillus aber insbesondere für Candida vorteilhaft ist, wenn durch eine Antibiotika-Therapie die «übliche» bakterielle Standortflora stark geschwächt wird, sodass es für die durch häufige oder sogar Langzeit-Antibiotika-Therapie nicht betroffenen Pilze einfacher ist, sich kompetitiv durchzusetzen. Zum anderen scheint das Milieu in den Bronchiektasen günstig zu sein für eine Pilz-Kolonisation, insbesondere wenn die Bronchiektasen zystisch sind und mit viel purulentem Sputum einhergehen. Schließlich ist auch davon auszugehen, dass die lokale mukosale Immunität bei Non-CF-Bronchiektasen gestört ist und daher die Elimination von Pilzen bronchial schwerer gelingt. Dieser Effekt wird durch systemische Corticosteroid-Therapie noch verstärkt.
Fazit
Bisher gibt es nur zu CF-Bronchiektasen relativ gute Daten. Hierbei handelt es sich aber um ganze andere, meist auch pädiatrisch betreute Patienten mit z.B. allergischer bronchopulmonaler Aspergillose - und damit um ein ganz anderes Krankheitsbild als bei Non-CF-Bronchiektasen. Nun haben wir erstmals Daten aus einem größeren Kollektiv von Non-CF-Patienten zum Pilznachweis. Der Pilznachweis per se ist aber keine Behandlungsindikation, da es sich nicht um invasive Aspergillosen oder Candidosen handelt. Die Antwort auf die Frage, ob der Pilz jedoch vielleicht dennoch dazu beiträgt, dass sich die Lungenfunktion verschlechtert, Exazerbationen häufiger sind oder die Symptomatik des Patienten ausgeprägter ist, bleibt zukünftigen Studien überlassen.