Hintergrund: Die Lungenvolumen-Reduktion mittels Coils (LVRC) kann bei Patienten mit schwerem heterogenem Lungenemphysem und inkompletten Fissuren eine wirksame Behandlungsoption darstellen.Ziel: Überprüfung unserer Hypothese, dass eine LVRC die Lungenfunktion, Belastungstoleranz und Lebensqualität der teilnehmenden Patienten verbessert.Methoden: 26 Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) - 13 Männer und 13 Frauen mit heterogenem Emphysem und inkompletten lobulären Fissuren - wurden in die retrospektive Analyse eingeschlossen; sie waren im Mittel 66 ± 8 Jahre alt. Die Spiralen wurden unilateral im Ober- oder Unterlappen implantiert. Nachuntersuchungen erfolgten 30, 90 und 180 Tage nach dem Eingriff; dabei wurden Veränderungen in den Ergebnissen von Lungenfunktionsprüfungen und 6-min-Gehtests (6MGT) sowie Veränderungen der Scores auf der Dyspnoeskala des «modified Medical Research Council» und im SGRQ-Fragebogen (SGRQ = St. George's Respiratory Questionnaire) erfasst.Ergebnisse: Die FEV1 zeigte nach 90 Tagen eine signifikante Verbesserung und bei der Untersuchung nach 180 Tagen wieder eine abnehmende Tendenz (0,67 ± 0,17 l (vor Eingriff) vs. 0,78 ± 0,25 l (nach 90 Tagen) vs. 0,73 ± 0,21 l (nach 180 Tagen); p < 0,001). Das 6MGT-Resultat hatte sich nach 90 Tagen signifikant verbessert und war nach 180 Tagen tendenziell zurückgegangen (216 ± 107 m (vor Eingriff) vs. 262 ± 97 m (nach 90 Tagen) vs. 262 ± 112 m (nach 180 Tagen); p = 0,001). Beim SGRQ-Score bestand nach 90 Tagen eine signifikante Verbesserung. Eine multivariate Analyse ergab, dass eine schlechtere Performance im 6MGT zu Studienbeginn als unabhängiger Faktor mit einer deutlicheren Verbesserung im 6MGT bei der Nachuntersuchung nach 90 Tagen assoziiert war. Die Gesamtkomplikationsrate betrug 54% (n = 14) und ergab sich aus leichten Blutungen und COPD-Exazerbationen (je 6 Patienten), aus einem Pneumothorax (1 Patient) sowie einem weiteren Pneumothorax mit zusätzlicher COPD-Exazerbation (1 Patient).Schlussfolgerung: Diese Studie weist erstmals nach, dass die LVRC bei Patienten mit heterogenem Lungenemphysem und inkompletten Fissuren die körperliche Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und Lungenfunktion für bis zu 90 Tage nach dem Eingriff verbessert. Weitere Studien sind erforderlich, um die langfristigen Auswirkungen der LVRC bei diesen Patienten zu untersuchen.Übersetzung aus Respiration 2014;88:52-60 (DOI: 10.1159/000358441)

Originalartikel:

Konstantina Kontogiannia Vasiliki Gerovasilia Daniela Gompelmanna Maren Schuhmanna Claus Peter Heusselb Felix J.F. Hertha Ralf Eberhardta

aAbteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Throraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland; bAbteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Throraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

In den letzten Jahren gab es signifikante Fortschritte in der Behandlung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Einzelne Facetten der COPD-Phänotypen konnten identifiziert und darauf abgestimmte Behandlungsoptionen entwickelt werden. Beim Emphysemtyp kommt es durch die Überblähung und den Verlust der elastischen Rückstellkräfte der Lunge langfristig zum Versagen der Atempumpe und zur respiratorischen Insuffizienz.

Die Lungenvolumen-Reduktion (LVR) zielt auf die Verringerung des emphysematischen Lungenparenchyms und somit der Überblähung ab. Seit den ersten positiven Ergebnissen operativer Verfahren haben verschiedene weniger invasive Verfahren an klinischer Bedeutung gewonnen. Am weitesten verbreitet ist die Behandlung mit endobronchialen Ventilen, die relativ einfach platziert werden können. Ihre Wirkung kann jedoch durch kollaterale Ventilation zunichte gemacht werden und ist in der Regel auf das apikal betonte Emphysem beschränkt. Die kollaterale Ventilation ist meist durch inkomplette Fissuren in der Computertomographie nachweisbar. Endobronchiale Coils können hingegen sowohl beim heterogenen als auch beim homogenen Emphysem unabhängig von der kollateralen Ventilation eingesetzt werden.

Die Autoren der hier vorgestellten Studie konnten in ihrer retrospektiven Analyse zeigen, dass 26 Patienten mit heterogenem Emphysem und inkompletten Fissuren, denen deshalb keine Ventile eingesetzt werden konnten, erfolgreich mit Coils behandelt worden waren. Sie wurden über 180 Tage nachbeobachtet. Als Einschlusskriterien galten eine FEV1 < 40%, ein Residualvolumen > 200% des Sollwerts und eine «total lung capacity» > 100% des Solls. Nach 30 Tagen hatten sich die FEV1, die 6-min-Gehstrecke und die Lebensqualität signifikant verbessert. Diese Verbesserungen bestanden auch nach 90 Tagen und waren nach 180 Tagen wieder leicht rückläufig. Komplikationen traten bei 54% der Behandelten (n = 14) auf. Am häufigsten waren geringe Hämorrhagien (n = 6; 23%) und infektbedingte COPD-Exazerbationen (n = 6; 23%); weiterhin traten ein drainagepflichtiger Pneumothorax (n = 1; 4%) und eine COPD-Exazerbation mit Pneumothorax (n = 1; 4%) auf.

Trotz der Limitationen durch das retrospektive Design und die kleine Fallzahl zeigten Kontogianni et al. überzeugend einen anhaltenden positiven Effekt der LVR durch Coils. Nach 180 Tagen waren die Verbesserungen der Lungenfunktion und der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit nicht mehr maximal, aber noch signifikant besser als vor dem Eingriff. Unterdessen publizierte, aktuelle Daten bestätigen einen anhaltenden Effekt über wenigstens 2 Jahre, wobei die auftretenden Komplikationen beherrschbar scheinen [1]. Allerdings ist die Patientenselektion in Bezug auf LVR durch Coils sehr strikt an dem Ausmaß der Überblähung und dem Blutungsrisiko auszurichten.

1.
Hartman JE, Klooster K, ten Hacken NHT, Slebos D-J: Long-term follow up after bronchoscopic lung volume reduction coil treatment. Eur Respir J 2014;44(suppl 58):abstract #1777.
Copyright / Drug Dosage / Disclaimer
Copyright: All rights reserved. No part of this publication may be translated into other languages, reproduced or utilized in any form or by any means, electronic or mechanical, including photocopying, recording, microcopying, or by any information storage and retrieval system, without permission in writing from the publisher.
Drug Dosage: The authors and the publisher have exerted every effort to ensure that drug selection and dosage set forth in this text are in accord with current recommendations and practice at the time of publication. However, in view of ongoing research, changes in government regulations, and the constant flow of information relating to drug therapy and drug reactions, the reader is urged to check the package insert for each drug for any changes in indications and dosage and for added warnings and precautions. This is particularly important when the recommended agent is a new and/or infrequently employed drug.
Disclaimer: The statements, opinions and data contained in this publication are solely those of the individual authors and contributors and not of the publishers and the editor(s). The appearance of advertisements or/and product references in the publication is not a warranty, endorsement, or approval of the products or services advertised or of their effectiveness, quality or safety. The publisher and the editor(s) disclaim responsibility for any injury to persons or property resulting from any ideas, methods, instructions or products referred to in the content or advertisements.