Hintergrund: Die Auswirkungen von Diabetes mellitus (DM), einer weltweit immer weiter verbreiteten Stoffwechselerkrankung, auf den Behandlungserfolg und das Langzeitüberleben bei Patienten mit multiresistenten Formen der Tuberkulose (MDR-TBC) sind bisher erst in wenigen Studien untersucht worden. Ziele: Wir werteten in einer großen Kohorte verschiedene Behandlungsergebnisse aus, um die Auswirkungen des DM auf die Behandlung der MDR-TBC-Patienten zu beurteilen. Methoden: MDR-TBC-Patienten, die zwischen 2000 und 2002 neu diagnostiziert oder erneut behandelt und über 8-11 Jahre nachbeobachtet worden waren, wurden retrospektiv daraufhin untersucht, inwieweit die Komorbidität DM das Behandlungsergebnis und das langfristige Überleben beeinflusst. Ergebnisse:239 (17,9%) der 1407 Patienten mit MDR-TBC litten zusätzlich auch unter einem DM. Das mittlere Alter und der mittlere Body-Mass-Index waren bei den MDR-TBC-Patienten mit DM (MDR-TBCDM(+)) höher als bei den Patienten ohne DM (MDR-TBCDM(-)). Die Patienten mit MDR-TBC und DM-Komorbidität in der Anamnese wiesen eine signifikant niedrigere Behandlungserfolgsquote auf als diejenigen ohne DM (36,0 vs. 47,2%; p = 0,002). Darüber hinaus war der DM in multivariaten Analysen ein negativer Prädiktor für den Behandlungserfolg bei der MDR-TBC (Odds Ratio 0,51; 95%-Konfidenzintervall (KI) 0,26-0,99). Auch die mittlere Überlebenszeit war bei Patienten mit MDR-TBCDM(+) kürzer als bei denen mit MDR-TBCDM(-) (102 vs. 114 Monate; p = 0,001), wobei der DM in der multivariaten Analyse ein signifikanter negativer Prädiktor für das Langzeitüberleben war (Hazard Ratio 1,59; 95%-KI 1,01-2,50). Schlussfolgerungen: Unter den MDR-TBC-Patienten war DM eine relativ häufige Komorbidität. Bei Patienten, die wegen MDR-TBC behandelt und anschließend für 8-11 Jahre nachbeobachtet wurden, wurde festgestellt, dass der DM als unabhängiger Faktor mit einem erhöhten Risiko sowohl für ausbleibenden Behandlungserfolg als auch für den Tod des Patienten assoziiert war.Übersetzung aus Respiration 2013;86:472-478 (DOI: 10.1159/000348374)

Young Ae Kanga Song Yee Kima Kyung-Wook Job Hee Jin Kimc Seung-Kyu Parkf Tae-Hyung Kimd Eun Kyung Kimg Ki Man Leeh Sung Soon Leei Jae Seuk Parkj Won-Jung Kohe Dae Yun Kimk Tae Sun Shimb

aDepartment of Internal Medicine, Yonsei University College of Medicine, bDivision of Pulmonary and Critical Care Medicine, University of Ulsan College of Medicine, Asan Medical Center, cDepartment of Epidemiology, The Korean Institute of Tuberculosis, dDepartment of Internal Medicine, Hanyang University College of Medicine, and eDivision of Pulmonary and Critical Care Medicine, Department of Medicine, Samsung Medical Center, Sungkyunkwan University School of Medicine, Seoul, fClinical Research Center, National Masan Hospital, Masan, gDivision of Pulmonary and Critical Care Medicine, Department of Internal Medicine, College of Medicine, Pochon CHA University, Seongnam, hDepartment of Internal Medicine, Chungbuk National University College of Medicine, Chungbuk National University Hospital, Cheongju, iDepartment of Internal Medicine, Inje University School of Medicine, Ilsan Paik Hospital, Goyang, jDepartment of Internal Medicine, Dankook University College of Medicine, Dankook University Hospital, Cheonan, and kDepartment of Thoracic Surgery, National Mokpo Hospital, Mokpo, South Korea

Die weltweite Prävalenz eines Diabetes mellitus ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, und die Prognosen für die nächsten 20 Jahre sagen einen weiteren Anstieg des Diabetes mellitus voraus. Dies gilt nicht nur für die Industrienationen, sondern auch für Schwellen- und Entwicklungsländer. Der Diabetes mellitus ist ein prognostisch bedeutsamer Faktor. Nicht nur die kardiovaskuläre Mortalität der Diabetespatienten ist erhöht, sondern auch die Anfälligkeit für Infektionen durch eine sekundäre diabetesinduzierte Immunschwäche.

Gleichzeitig ist die Zahl der weltweiten Patienten mit multiresistenter Tuberkulose (MDR-TBC) - definiert als Resistenz gegenüber den Erstlinien-Medikamenten Isoniazid und Rifampicin - weiterhin hoch, und für die nächsten Jahre ist vor allem für Nicht-Industrienationen keine realistische Besserung in Sicht. In Deutschland ist glücklicherweise die Prävalenz einer MDR-TBC niedrig.

In der vorliegenden Studie wurde geprüft, ob das Vorliegen eines Diabetes mellitus einen negativen Einfluss auf das Behandlungsergebnis und das Überleben von Patienten mit einer MDR-TBC hat. Die Studie wurde in Süd-Korea durchgeführt. Die Diabetespopulation dort ist anders zu sehen als die in Deutschland bzw. in den westlichen Industrienationen. In westlichen Industrienationen ist das Auftreten eines Diabetes mellitus Typ II ganz überwiegend mit einer Adipositas assoziiert. In Süd-Korea ist dem anscheinend nicht so. Der mittlere Body Mass Index (BMI) der Personen mit MDR-TBC und Diabetes betrug in der Studie nur 20,7 kg/m2, war also eher der Kachexie nahe als der Adipositas. Deshalb ist bei den koreanischen Diabetespatienten auch weniger häufig mit einem ausgeprägten metabolischen Syndrom zu rechnen. Dies sollte in einer niedrigeren Prävalenz von relevanten kardiovaskulären Komorbiditäten bei den koreanischen Patienten resultieren, was einen Einfluss auf das Langzeitüberleben hat. Wie zu erwarten, waren die Patienten mit einem Diabetes mellitus in der Studie älter und hatten einen höheren BMI. Das mittlere Alter der Patienten mit MDR-TBC und Diabetes lag bei 49,9 Jahren. Auch dies ist für westliche Industrienationen untypisch; hier würde man ein mittleres Alter von ca. 70 Jahren in dieser Patientenpopulation erwarten.

Nicht ganz überraschend war der Anteil der Patienten mit Diabetes (17,0%) in der MDR-TBC Gruppe deutlich höher als in der Normalbevölkerung. Ebenso war der Behandlungserfolg bei den Diabetespatienten signifikant geringer als bei den Nicht-Diabetikern mit MDR-TBC (36 vs. 47,2%). Die Langzeitmortalität bei den Diabetespatienten war höher als bei den Nicht-Diabetikern. Auch dies ist nicht besonders erstaunlich angesichts des höheren Alters der Diabetiker und der wahrscheinlich höheren Zahl an Komorbiditäten. Aufgrund des Studiendesigns konnte die genaue Todesursache nicht ermittelt werden, d.h., es bleibt unklar, ob MDR-TBC-assoziierte Gründe für den Tod verantwortlich waren oder nicht.

Für die Praxis weltweit betrachtet ist diese Studie interessant. Diabetiker sollten als besondere Risikopatienten sowohl für das Auftreten einer TBC als auch hinsichtlich des TBC-Therapieerfolgs betrachtet werden. Ob eine intensivierte Therapie des Diabetes auch zu einer Verbesserung des Überlebens einer MDR-TBC führt, kann nicht beantwortet werden. Inwieweit die Ergebnisse dieser Studie aus Korea, die an einem anderen Diabetikerphänotyp als dem in Deutschland verbreiteten durchgeführt wurde, auch auf deutsche Verhältnisse übertragen werden kann, bleibt offen.

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