Abstract
Introduction: Histological confirmation of a lung tumor is the prerequisite for treatment planning. It has been suspected that CT-guided needle biopsy (CTGNB) exposes the patient to a higher risk of pleural recurrence. However, the distance between tumor and pleura has largely been neglected as a possible confounder when comparing CTGNB to bronchoscopy. Methods: All patients with lung cancer histologically confirmed by bronchoscopy or CTGNB between 2010 and 2020 were enrolled and studied. Patients’ medical histories, radiologic and pathologic findings and surgical records were reviewed. Pleural recurrence was diagnosed by pleural biopsy, fluid cytology, or by CT chest imaging showing progressive pleural nodules. Results: In this retrospective unicenter analysis, 844 patients underwent curative resection for early-stage lung cancer between 2010 and 2020. Median follow-up was 47.5 months (3–137). 27 patients (3.2%) with ipsilateral pleural recurrence (IPR) were identified. The distance of the tumor to the pleura was significantly smaller in patients who underwent CTGNB. A tendency of increased risk of IPR was observed in tumors located in the lower lobe (HR: 2.18 [±0.43], p = 0.068), but only microscopic pleural invasion was a significant independent predictive factor for increased risk of IPR (HR: 5.33 [± 0.51], p = 0.001) by multivariate cox analysis. Biopsy by CTGNB did not affect IPR (HR: 1.298 [± 0.39], p = 0.504).
Abstract aus Niedermaier B, Kou Y, Tong E, et al.: CT-guided needle biopsy is not associated with increased ipsilateral pleural metastasis. Lung Cancer. 2024;194:107890.
Transfer in die Praxis von Dr. Manfred Wagner (Nürnberg)
Hintergrund
Die transkutane Computertomographie (CT)-gesteuerte Nadelbiopsie (CT-GNB) gilt als hochsensitive Methode für den histologischen Nachweis von peripheren Lungenkarzinomen. Die Trefferquote wird mit 93% angegeben [1]. Als peripher gilt die Region, die bronchoskopisch nicht direkt einsehbar ist. Die CT-GNB kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn andere diagnostische Verfahren nicht erfolgversprechend sind, eine primäre chirurgische Resektion nicht infrage kommt oder vor einer Operation eine positive Histologie notwendig ist.
Als Goldstandard für die Histologiegewinnung gilt nach wie vor die Bronchoskopie. Neue Methoden wie Navigationssysteme, Roboter-assistierte Biopsieentnahmen und andere haben zwar die Trefferquote erhöht. Je nach Größe und Lokalisation eines Befundes kann ein eindeutiges Ergebnis trotzdem in etwa 25% der Fälle ausbleiben [1]. Diese Raumforderungen gelten häufig als Indikation für eine CT-GNB. Eine Metaanalyse hatte ergeben, dass nach einer CT-GNB beim Lungenkarzinom im UICC (Union Internationale Contre le Cancer)-Stadium I häufiger ipsilaterale pleurale Rezidive (IPR) auftreten können [2]. Andere Kriterien wie z.B. die Lokalisation wurden dabei jedoch nicht berücksichtigt.
Ergebnisse der Studie
Benedikt Niedermeierund Mitautoren haben in einer retrospektiven Arbeit bronchoskopische und CT-gesteuerte Punktionen bei 4252 Patienten in den Jahren 2010 bis 2020 untersucht. Um ein homogenes Kollektiv und eine gute Vergleichbarkeit der beiden Gruppen zu erreichen, wurden strenge Auswahlkriterien gewählt, sodass am Ende nur 844 Patienten in die Auswertung aufgenommen wurden. Darunter waren 453 Patienten mit bronchoskopischer Biopsie, 429 Patienten mit CT-GNP und 38 Patienten, die beide Verfahren durchlaufen haben. Bei der CT-GNB erfolgte nach einer Lokalanästhesie die Platzierung eines Guide-Sheaths. Es war nur eine Passage durch den Pleuraraum notwendig, weil über diesen Zugang mehrere Biopsien entnommen werden konnten. Alle 844 Patienten wurden operiert, davon 64% mittels Thorakotomie und nur 36% mittels Video-assistierter Thorakoskopie (VATS) oder Roboter-assistierter Thorakoskopie (RATS). In den späteren Jahren dürfte der Anteil von VATS/RATS vermutlich zugenommen haben.
Primärer Endpunkt war die Zeit bis zum Auftreten eines IPR. Hierbei ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen der Bronchoskopie- und der CT-GNB-Gruppe. Auch wenn nur bei 27 Patienten (3,2%) ein IPR aufgetreten ist, war dieses Ergebnis aussagekräftig, denn z.B. bei der Lokalisation zeigten sich tendenzielle Unterschiede in der IPR-Rate. So waren der Abstand zur Pleura in der CT-GNB-Gruppe geringer und bei einer Lokalisation im Unterlappen, der im Vergleich zum Oberlappen einer stärkeren Atemverschieblichkeit unterliegt, ein IPR tendenziell häufiger. Ein signifikant erhöhtes Risiko bestand nur bei mikroskopisch nachweisbarem Pleurabefall.
Fazit für die Praxis
Die CT-GNB ist ein unverzichtbares Verfahren in der Diagnostik von Lungenkarzinomen. Wegen der hohen Komplikationsraten für Blutungen (18%) und vor allem für Pneumothoraces (25,3%, davon 5,6% interventionspflichtig) sollte primär die bronchoskopische Histologiegewinnung angestrebt werden [3].
Bei dem in dieser Arbeit beschriebenen Vorgehen mit einem Guide-Sheath lässt sich ein erhöhtes Risiko für ein IPR, was z.B. über eine Ausbreitung von Tumorzellen durch den Stichkanal vorstellbar wäre, nicht belegen. Die Wahrscheinlichkeit für ein IPR ist jedoch bei geringerem Abstand zwischen Tumor und Pleura sowie bei einer Lokalisation im Unterlappen erhöht.
Dieses Ergebnis kann für die Indikation einer möglichen adjuvanten Therapie von Relevanz sein.
Disclosure Statement
Es bestehen keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Wissenstransfer.