Abstract
Introduction: Established biomarkers for predicting chemoradiotherapy efficacy for limited-disease small cell lung cancer (LD-SCLC) are lacking. The inflammation-based Glasgow Prognostic Score (GPS), comprising serum C-reactive protein (CRP) and albumin levels, can predict survival in advanced cancer. This study investigated whether metabolic and inflammatory markers, including the GPS, can predict the efficacy of chemoradiotherapy in patients with LD-SCLC. Methods: We retrospectively analyzed 124 patients who underwent chemoradiotherapy for LD-SCLC at two institutions between April 2007 and June 2021, and assessed the prognostic significance of various metabolic and inflammatory markers. The GPS was calculated using the CRP and albumin concentrations, and categorized as follows: 0, CRP <1.0 mg/dL and albumin ≥3.5 mg/dL; 1, elevated CRP or decreased albumin; and 2, CRP ≥1.0 mg/dL and albumin<3.5 mg/dL. Differences in progression-free survival (PFS) and overall survival (OS) were examined using Kaplan-Meier curves and Cox proportional-hazard models. Results: The overall response rate was 95.1% (95% confidence interval [CI]: 89.6-97.9%). The median PFS and OS from chemoradiotherapy initiation were 12.6 (95% CI: 9.9-15.4) and 29.0 (95% CI: 24.8-45.5) months, respectively. The GPS demonstrated independent predictive ability for the effectiveness of chemoradiotherapy, wherein favorable scores (GPS 0-1) were significantly correlated with superior PFS and OS compared to unfavorable scores (GPS 2: PFS: 14.8 vs. 6.7 months, p = 0.0001; OS: 35.4 vs. 11.0 months, p < 0.0001).
Abstract aus Endo S, Imai H, Shiono A, et al.: The Glasgow Prognostic Score as a Predictor of Survival After Chemoradiotherapy for Limited-Disease Small Cell Lung Cancer. Oncology. 2024 Aug 5:1–11 (DOI: 10.1159/000540651, Epub ahead of print).
Transfer in die Praxis von Dr. Susanne Otto und Prof. Dr. Wolfgang Schütte (Halle/Saale)
Hintergrund
Das kleinzellige Lungenkarzinom (small cell lung carcinoma, SCLC), welches 10–15% aller Lungenkarzinome ausmacht, ist ein aggressiver Tumor, welcher durch schnelles Wachstum und eine frühe Metastasierung gekennzeichnet ist [2, 5]. Etwa ein Drittel aller Patienten befinden sich bei Erstdiagnose im limitierten Stadium (limited-disease (LD)-SCLC) [1]. In diesen Fällen besteht ein kurativer Therapieansatz. Das 5-Jahres-Überleben liegt hier zwischen 20–40% [3, 6]. Etablierte Biomarker zur Abschätzung der Prognose dieser Patienten gibt es bisher nicht.
Ergebnisse der Studie
In der hier vorgestellten Arbeit wurden retrospektiv insgesamt 124 Patienten mit gesichertem kleinzelligem Lungenkarzinom im limitierten UICC (Union Internationale contre le Cancer)-Stadium I–III mit erfolgter Radiochemotherapie untersucht. Die Studie rekrutierte an 2 japanischen Zentren von April 2007 bis Juni 2021. Die Patienten erhielten die aktuelle Standardtherapie aus im Median 4 Zyklen platinhaltiger Chemotherapie in Kombination mit Etoposid und simultaner Radiatio (90 Patienten) bzw. sequenzieller Radiatio (34 Patienten). Patienten mit gutem Ansprechen erhielten zudem eine prophylaktische Bestrahlung des Schädels (prophylactic cranial irradiation, PCI). Die untersuchten Parameter, u.a. Thrombozyten, Lymphozyten, Neutrophile, Albumin, C-reaktives Protein (CRP) und der Body-Mass-Index (BMI) wurden vor Therapiebeginn erhoben. Die Gesamtansprechrate lag bei 95,1% (95%-Konfidenzintervall (95%-KI): 89,6–97,9). Im Median wurden die Patienten 27,8 Monate nachbeobachtet. Das progressionsfreie Überleben lag bei 12,6 Monaten (95%-KI: 9,9–15,4) und das Gesamtüberleben bei 29 Monaten (95%-KI: 24,8–45,5). Die multivariable Cox-Regression zeigte, dass der Glasgow Prognostic Score (GPS), welcher aus dem CRP-Wert und der Albuminkonzentration bestimmt wird, ein unabhängiger prognostischer Marker hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens ist. Ein GPS von 0 ist charakterisiert durch CRP <10 g/l und Albumin ≥35 g/l, ein GPS von 1 durch ein erhöhtes CRP oder Albumin und ein GPS von 2 durch CRP ≥10 g/l und Albumin <35 g/l. Patienten mit einem GPS von 0–1 (111 Patienten) hatten eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als Patienten mit einem GPS von 2 (13 Patienten) (hazard ratio (HR): 0,23; p = 0,0003). Das mediane progressionsfreie Überleben lag bei Patienten mit einem GPS von 0–1 bei 14,8 Monaten und bei Patienten mit einem GPS von 2 bei 6,7 Monaten (log-rank test, p = 0,0001). Das Gesamtüberleben lag bei Patienten mit einem GPS von 0–1 bei 35,4 Monaten versus 11 Monaten bei Patienten mit einem GPS von 2 (log-rank test, p < 0,0001). Die multivariable Cox-Regression zeigte keinen Zusammenhang zwischen progressionsfreiem und Gesamtüberleben und den weiteren untersuchten Parametern, wie BMI, NLR (Neutrophilen-Lymphozyten-Ratio), PLR (Thrombozyten-Lymphozyten-Ratio), ALI (advanced lung cancer inflammation index, Entzündungsindex für fortgeschrittenen Lungenkrebs) und PNI (prognostic nutritional index, prognostischer Ernährungsindex) [5].
Fazit für die Praxis
Der Glasgow Prognostic Score ist ein in der klinischen Routine schnell zu erhebender Skalenwert. Patienten mit einem GPS von 2 scheinen eine schlechtere Prognose aufzuweisen als Patienten mit einem GPS von 0–1. Ob diese Patienten von einer zusätzlichen Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren profitieren, sollte Gegenstand weiterer Studien sein.
Disclosure Statement
Hiermit erklären wir, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Wissenstransfer bestehen.