Abstract
Background: The objective of this study is to identify and evaluate the risk factors associated with the development of postoperative pulmonary complications (PPCs) in elderly patients undergoing video-assisted thoracoscopic surgery lobectomy under general anesthesia. Methods: The retrospective study consecutively included elderly patients (≥ 70 years old) who underwent thoracoscopic lobectomy at Xuanwu Hospital of Capital Medical University from January 1, 2018 to August 31, 2023. The demographic characteristics, the preoperative, intraoperative and postoperative parameters were collected and analyzed using multivariate logistic regression to identify the prediction of risk factors for PPCs. Results: 322 patients were included for analysis, and 115 patients (35.7%) developed PPCs. Multifactorial regression analysis showed that ASA ≥ III (P = 0.006, 95% CI: 1.230 ∼ 3.532), duration of one-lung ventilation (P = 0.033, 95% CI: 1.069 ∼ 4.867), smoking (P = 0.027, 95% CI: 1.072 ∼ 3.194) and COPD (P = 0.015, 95% CI: 1.332 ∼ 13.716) are independent risk factors for PPCs after thoracoscopic lobectomy in elderly patients. Risk factors for PPCs are ASA ≥ III, duration of one-lung ventilation, smoking and COPD in elderly patients over 70 years old undergoing thoracoscopic lobectomy. It is necessary to pay special attention to these patients to help optimize the allocation of resources and enhance preventive efforts.
Abstract aus Feng G, Jia Y, Zhao G, et al.: Risk factors for postoperative pulmonary complications in elderly patients undergoing video-assisted thoracoscopic surgery lobectomy under general anesthesia: a retrospective study. BMC Surg. 2024 May 14;24(1):153.
Transfer in die Praxis von Prof. Dr. Thomas Lesser (Gera)
Hintergrund
Die häufigsten postoperativen pulmonalen Komplikationen (postoperative pulmonary complications, PPC) sind respiratorische Infektion, Pleuraerguss, respiratorische Insuffizienz, Atelektase, Bronchospasmus, Pneumothorax und Aspirationspneumonie. Die Morbidität kann durch minimal-invasive Operationstechniken gesenkt werden, wobei hier das geringere Zugangstrauma im Vergleich zum offenen Verfahren hauptverantwortlich ist. Dennoch kommt es auch nach videothorakoskopischen Lungenresektionen zu postoperativen Komplikationen und letalen Verläufen. Das Alter ist sicher ein Risikofaktor per se, da physiologisch im Alter die pulmonale Funktion und die Immunkompetenz reduziert sind [1]. Es gibt derzeit sehr wenige Studien, die gezielt die Risikofaktoren für PPCs bei älteren Patienten untersuchen. Die hier kommentierte Studie von Guang Feng und Kollegen hatte das Ziel, die Risikofaktoren für PPCs bei älteren Patienten nach videothorakoskopischer Lobektomie (video-assisted thoracoscopic surgery, VATS) zu untersuchen.
Ergebnisse der Studie
In einer retrospektiven monozentrischen Beobachtungsstudie wurden bei einer Kohorte von 322 Patienten im Alter von ≥70 Jahren die PPCs nach einer VATS, basierend auf den European Perioperative Clinical Outcome (EPCO)-Definitionen [2], in den ersten 7 Tagen postoperativ erhoben. Die Risikofaktoren Alter, Geschlecht, ASA (American Society of Anesthesiologists)-Klassifikation, Zahl der Lappenresektionen, Body Mass Index (BMI), präoperative Laborparameter, Raucherstatus, Alkoholabusus, OP-Zeit, Zeit der One-Lung Ventilation (OLV), Blutverlust, Transfusion, postoperative Analgesie, Systemerkrankungen, respiratorische Erkrankungen sowie die Messparameter präoperative Herzfunktion (New York Heart Association, NYHA), Dauer des Krankenhausaufenthaltes, die Netto-Infusionsrate intraoperativ, die Hospitalletalität und die Güte der Analgesie am 1. postoperativen Tag wurden in eine uni- und eine multivariate Analyse einbezogen. Die Rate an PPCs betrug 35,7%, respiratorische Infekte (68,7%) und Pleuraergüsse (52,2%) waren am häufigsten, gefolgt von Atelektase, Pneumothorax, respiratorischer Insuffizienz und Bronchospasmus. Die Patienten mit PPCs hatten gegenüber der Gruppe ohne PPCs einen signifikant längeren Krankenhausaufenthalt (15 vs. 12 Tage) und eine erhöhte perioperative Letalität (3 vs. 0 Patienten). Die Variablen ASA-Klassifikation, OP-Zeit, OLV-Zeit, intraoperativer Blutverlust, Zahl der operierten Lappen, Rauchen und COPD waren in der univariaten Analyse zwischen den Gruppen ohne und mit PPCs signifikant different. Bei der multivariaten Analyse wurden ASA-Klassifikation ≥III, Dauer der OLV, Rauchen und COPD als unabhängige RF ermittelt.
Fazit für die Praxis
Die Studie von Feng et al. bestätigt, dass Multimorbidität, Rauchen und COPD entscheidende Risikofaktoren für die postoperative Morbidität und Letalität nach VATS auch im Alter darstellen. Das Alter per se, BMI, koronare Herzerkrankungen, Myokardinfarkt, Bluttransfusion, Netto-Infusionsvolumen und Narkoseverfahren scheinen einen geringen Einfluss auf die Komplikationsrate zu haben. Interessant ist, dass die Zeit der OLV, die nahezu mit der OP-Zeit beim minimal-invasiven Eingriff korreliert, einen unabhängigen Risikofaktor darstellt. Bekannt ist, dass eine OLV ein pulmonales Trauma, Lungengewebe-Ischämie mit inflammatorischen Reaktionen verursachen kann [3, 4]. Pulmonal protektive Strategien während einer OLV, wie CPAP (continuous positive airway pressure) oder Jet-Ventilation an der zu operierenden Lunge, gilt es mehr zu beachten und weiter in die Praxis zu implementieren. Dazu gehören auch Wach-Operationen am spontan atmenden Patienten (non-intubated videoassistend thoracoscopic surgery, niVATS). Neben den pulmonalen Komplikationen müssen auch kardiale Komplikationen Beachtung finden. Eine große Analyse zeigt, dass ein PNI (prognostic nutrition index) <45.52, eine Lobektomie oder eine OP-Zeit ≥155 min signifikante Risikofaktoren für eine postoperative Arrhythmie darstellen [5]. Das Risiko von PPCs kann durch einen präoperativen Rauchstopp gesenkt werden. Bereits eine Nikotinkarenz von 2 Wochen vor einer OP kann das Komplikationsrisiko signifikant senken [6].
Disclosure Statement
Hiermit erkläre ich, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Wissenstransfer bestehen.