Zusammenfassung
Die multizentrische klinische Studie Australasian Malignant Pleural Effusion (AMPLE)-2 untersuchte das Aktivitätsverhalten von Patienten mit malignem Pleuraerguss (MPE). Die Teilnehmer wurden randomisiert entweder täglich drainiert (DD) oder symptomgesteuert (SGD) über einen Zeitraum von 60 Tagen behandelt. Das Aktivitätsverhalten der MPE-Patienten wurde anhand von Akzelerometern über 5 Monate hinweg erfasst. Die Ergebnisse wurden als Prozentsatz der täglichen Wachtragezeit berechnet und zwischen den DD- und SGD-Gruppen verglichen. Es wurden auch Zusammenhänge zwischen dem Aktivitätsverhalten und der Lebensqualität (QoL) untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer einen Großteil ihrer wachen Stunden sitzend verbrachten (72%–74% über alle Zeitpunkte) und nur sehr wenig Zeit mit moderater bis intensiver körperlicher Aktivität (<1% über alle Zeitpunkte) verbrachten. Im Vergleich zur SGD-Gruppe wies die DD-Gruppe in der Woche nach der Randomisierung und nach 60 Tagen ein günstigeres Verhältnis zwischen sitzender und leichter Tätigkeit. Es wurde auch festgestellt, dass das Verhältnis von sitzender zu leichter Tätigkeit zu verschiedenen Zeitpunkten mit verschiedenen Bereichen der Lebensqualität korrelierte. Die vorläufigen Ergebnisse legen nahe, dass selbst geringfügige Unterschiede im Aktivitätsverhalten zugunsten der DD-Gruppe für Patienten mit MPE von Bedeutung sein könnten. Die Akzelerometrie erwies sich als nützliche Methode, um das Aktivitätsverhalten und die Lebensqualität von MPE-Patienten zu erfassen.
Zusammenfassung aus Peddle-McIntyre CJ, Muruganandan S, McVeigh J, et al.: Device assessed activity behaviours in patients with indwelling pleural catheter: A sub-study of the Australasian Malignant PLeural Effusion (AMPLE)-2 randomized trial. Respirology. 2023;28(6):561–570.
Transfer in die Praxis von Dr. Stefanie Keymel (Düsseldorf)
Hintergrund
Patienten mit einem rezidivierenden symptomatischen malignen Pleuraerguss werden häufig mit einem getunnelte Pleurakatheter (indwelling pleural catheter, IPC) versorgt. Nach Ablassen des Ergusses über den IPC kann direkt eine Verbesserung der Luftnot verzeichnet werden und diese Verbesserung ist anhaltend [1]. Außerdem kann auch eine Verbesserung der Lebensqualität beobachtet werden [1]. Im Behandlungsregime des IPC kann zwischen der aggressiven täglichen und symptomorientierten Drainage unterschieden werden. Diese beiden Behandlungsregimes wurden in der multizentrischen, randomisierten Australasian Malignant Pleural Effusion (AMPLE)-Studie untersucht [2].
Ergebnisse der Studie
Carolyn J. Peddle-McIntyre und ihre Kollegen haben eine Subgruppe der Patienten der AMPLE-2-Studie vom Studienzentrum in Perth ergänzend mit einem Akzelerometer für 7 Tage untersucht. Aus den hieraus erhobenen Daten konnten die Zeiträume sitzender bzw. liegender Tätigkeit, leichter Aktivität und moderater bis kräftiger Aktivität am Tag analysiert werden. Für die Symptomatik und Lebensqualität wurde eine visuelle Analogskala für Atemlosigkeit und ein Fragebogen zur Erfassung verschiedener Dimensionen der Lebensqualität eingesetzt. Nach der Randomisierung in die 2 Behandlungsarme wurden jeweils 21 Patienten für diese Substudie gewonnen. In der Analyse sind jedoch nur 8 bzw. 11 Patienten berücksichtigt worden. Ein gutes Viertel der Patienten ist im Studienzeitraum verstorben. Betrachtet man alle Patienten, verbringen diese etwa 70% des Tages mit einer sitzenden oder liegenden Tätigkeit. Die Ergebnisse werden so interpretiert, dass die tägliche Drainage gegenüber der symptomkontrollierten Drainage des IPC insofern vorteilhaft ist, dass diese mit einem erhöhten Anteil leichter körperlicher Aktivität verbunden ist. Die Unterschiede sind jedoch marginal. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass Indikatoren der körperlichen Aktivität – z.B. das Verhältnis zwischen sitzender und leichter körperlicher Aktivität – mit verschiedenen Kategorien der Lebensqualität sowie der Symptomatik korreliert.
Fazit für die Praxis
Patienten mit einem malignen Pleuraerguss verbringen mehr als 2/3 der Tätigkeiten am Tag im Sitzen oder Liegen. Die Studienergebnisse werden so dargestellt, dass eine tägliche Drainage der IPC für die Aktivität der Patienten günstiger sein könnte als die symptomorientierte Drainage, und dass die Aktivität der Patienten mit Indikatoren für die Lebensqualität korrelieren. Die patientenzentrierte Betrachtung der Lebensqualität sollte im Mittelpunkt bei der Behandlung der Patienten mit einem MPE stehen. Hierbei erscheint es ernüchternd, dass die Patienten nur etwa 25–30% des Tages mit leichter Aktivität verbringen. Viele Patienten adaptieren eine reduzierte Aktivität aufgrund der Luftnot. In der individuellen Situation ist jedoch zuerst zu erfahren, welche Bedeutung körperliche Aktivität für den Patienten hat [3]. Unter Berücksichtigung des Patientenwunsches sollten Maßnahmen, die die Aktivität des Patienten steigern, in das Gesamtkonzept der Behandlung integriert werden. Es konnte nicht nur in dieser Studie, sondern auch in weiteren Untersuchungen gezeigt werden, dass körperliche Aktivität bei Krebspatienten zu einer verbesserten Symptomkontrolle und zur Verbesserung von Angst und Lebensqualität beitragen kann [4, 5]. In der palliativen Behandlungssituation sind dies sinnvolle Therapieziele und sollten zwischen Patienten und Behandler thematisiert werden.
Disclosure Statement
Es bestehen keine Interessenskonflikte.