Objectives: Sex is an important predictor for lung cancer survival and a favorable prognostic indicator for women compared to men. Specific surgery-related sex differences of patients with lung cancer remain unclear. The aim of this study is to analyze sex-specific differences after lung cancer resections to identify factors for an unfavorable prognosis. Methods: This is a retrospective analysis of a German nationwide discharge register of every adult inpatient undergoing pulmonary resection for lung cancer from 2014 until 2017. DRG data and OPS procedures were analyzed with the help of the Federal Statistical Office using remote controlled data. A multivariable regression model was established in a stepwise process to evaluate the effect of sex on inpatient mortality. Results: A total of 38,806 patients underwent surgical resection for lung cancer between January 2014 and December 2017 in Germany. Women were significantly younger at admission than men (mean 64.7 years [SD 10.1] vs. 66.6 years [SD 9.5]; p < 0.0001). They had fewer unreferred admissions (risk ratio 0.83 [0.77, 0.90], p < 0.0001) and were significantly less likely to have recorded comorbidities. Raw in-hospital mortality was 1.8% for women and 4.1% for men. In the multivariable analysis of in-hospital mortality, the likelihood of death for women compared to men was 21% reduced (OR 0.79 [CI: 0.66, 0.93, p = 0.005]). The risk of postoperative complications such as ventilation >48 h, ARDS, tracheotomy, or pneumonia was significantly lower for women. Conclusions: Women undergoing lung cancer surgery were younger and had less comorbidities than men in Germany. Female sex was associated with lower mortality and less postoperative complications.

Abstract aus Baum P, Eichhorn ME, Diers J, et al.: Population-Based Analysis of Sex-Dependent Risk Factors for Mortality in Thoracic Surgery for Lung Cancer. Respiration. 2022:1–8.

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Hintergrund

Das Geschlecht hat einen Einfluss auf das Überleben beim Lungenkrebs: Männer haben ein höheres Risiko, an Lungenkrebs zu sterben. Das männliche Geschlecht ist ein ungünstiger Prognosefaktor. Vielfältige Faktoren, wie Alter und Tumorstadium, Histologie, Molekulargenetik, Hormone, Nebenerkrankungen, Lebensstil und Rauchverhalten spielen ursächlich eine Rolle. Männer rauchen häufiger als Frauen. In Deutschland rauchen je nach Bundesland 24,3 bis 33,9% der erwachsenen Männer und 16,9 bis 22,4% der erwachsenen Frauen [1]. Demzufolge sind nikotinassoziierte kardiovaskuläre Erkrankungen häufiger in der männlichen Bevölkerung zu finden. Auch bei der Entstehung von Lungenkrebs scheinen geschlechtsspezifische Unterschiede zu bestehen. So ist die Inzidenz unter den Nie-Rauchern bei Frauen (14,4 bis 20,8/100 000 Personen/Jahr) höher als bei Männern (4,8 bis 13,7/100 000 Personen/Jahr) [2]. Die Frage der erhöhten Lungenkrebsmortalität bei Männern ist letztlich nicht eindeutig geklärt.

Die vorliegende Arbeit von Philip Baum und Kolleg*innen untersucht den Geschlechtseinfluss auf die Krankenhaussterblichkeit nach anatomischer Resektion wegen Lungenkrebs. In einer retro-spektiven Studie wurden DRG (diagnosis-related groups)-Routinedaten (ICD-10, OPS-Codes) im Zeitraum Januar 2014 bis Dezember 2017 bezüglich Komorbidität, postoperativer Komplikationen und Krankenhausletalität ausgewertet.

Ergebnisse der Studie

38 860 Patienten (24 089 Männer und 14 717 Frauen) mit anatomischer Lungenresektion konnten ausgewertet werden. Frauen waren jünger als Männer (64,7 [SD 10, 1] vs. 66,6 [SD 9, 5] Jahre). Sie wiesen weniger Komorbiditäten (Hypertonie, chronisch-ischämische Herzerkrankung, arterielle Verschlusskrankheit, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, Diabetes mellitus) auf. Bei Männern wurde häufiger eine Pneumektomie oder Bilobektomie (11,0 vs. 6,8%; 6,5 vs. 5,6%) und weniger eine Lob- oder Segmentektomie (71,1 vs. 75,2%; 11,3 vs. 12,5%) als bei Frauen durchgeführt. Der Krankenhausaufenthalt war sowohl nach offener wie auch nach minimal-invasiver Operation bei Frauen kürzer (15,4 vs. 17,1 Tage bzw. 11,9 vs. 12,7 Tage). Postoperative Komplikationen wie maschinelle Beatmung >48 Stunden, akutes Lungenversagen, Tracheotomie, Pneumonie, Pleuraempyem, Myokardinfarkt, Sepsis und Bluttransfusion (>6 Konserven) waren nach offener Operation bei Frauen signifikant geringer, während nach minimal-invasiver Operation lediglich die postoperative Pneumonierate bei Männern erhöht war (9,8 vs. 6,1%). Schließlich war die Krankenhaussterblichkeit nach anatomischer Lungenresektion wegen Lungenkarzinom bei Frauen geringer als bei Männern (1,8 vs. 4,1%). Die multivariable Analyse ergab, dass die Wahrscheinlichkeit, an einer Operation wegen Lungenkrebs zu sterben, bei Frauen im Vergleich zu Männern um 21% geringer war (Odds Ratio 0,79 für Frauen [CI: 0, 66, 0, 93, p = 0, 005] im Vergleich zu Männern).

Fazit für die Praxis

Die Studie von Baum et al. zeigt eindrucksvoll, wie mit DRG-Routinedaten wichtige Fragestellungen mit hoher wissenschaftlicher Evidenz beantwortet werden können. Erstmals wurde nachgewiesen, dass Frauen ein signifikant geringeres Risiko haben, an einer Operation wegen Lungenkrebs zu sterben. Eine Ursache ist die Tatsache, dass Frauen zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme weniger Nebenerkrankungen als Männer aufweisen. Weiterhin waren die postoperativen Komplikationen, besonders nach offener Operation, bei Frauen geringer. Somit ist es sinnvoll, die präoperative Risikoevaluation und insbesondere eine präoperative Rehabilitation bei Patienten mit erhöhtem Risikoscore zu entwickeln.

Die Untersuchung von Baum und Mitautor*innen kann mit dem verfügbaren Datenmaterial die Ursachen der schlechteren Prognose von Männern nicht umfassend beantworten, da Korrelationen zum Tumorstadium, zur Histologie oder zum Rauchverhalten nicht möglich waren. Ein indirekter Hinweis für die erhöhte Sterblichkeit bei Männern könnte aber die Tatsache sein, dass eine größere Zahl von ausgedehnten Resektionen (Pneumektomie, Bilobektomie) und weniger minimal-invasive Eingriffe durchgeführt wurden. Somit könnte man vermuten, dass Frauen in einem früheren Tumorstadium operiert werden. Eine landesweite Studie in den Vereinigten Staaten zur Inzidenz des Lungenkarzinoms zeigte, dass bei Frauen signifikant mehr Frühstadien und weniger fortgeschrittene Stadien im Vergleich zu Männern der gleichen Altersgruppen nachweisbar waren [3]. Eine Zusammenführung von Versorgungsdaten und klinischen Registern wäre wünschenswert, um diese Unklarheiten zu beantworten.

Hiermit erkläre ich, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Wissenstransfer bestehen.

1.
Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Tabakatlas Deutschland 2020, ed 1. Lengerich, Pabst, 2020. Online verfügbar unter www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstvVeroeffentlichungen/Tabakatlas-Deutschland-2020.pdf (letzter Zugriff 14.04.2022).
2.
Wakelee
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