Abstract
Background: The usefulness and safety of transbronchial lung cryobiopsy (TBLC) for reassessment of diffuse parenchymal lung disease (DPLD) with progression is still unknown. Our purpose was to clarify the usefulness and safety of TBLC for reassessment of DPLD with progression. Methods: This retrospective study included 31 patients with DPLD diagnosed by surgical lung biopsy who progressed in the clinical course and underwent TBLC for reassessment between January 2017 and September 2019 at Kanagawa Cardiovascular & Respiratory Center. Two pulmonologists independently selected the clinical diagnosis, treatment strategy, and confidence level of the treatment strategy based on clinical and radiological information with and without pathological information from TBLC. A consensus was reached among the pulmonologists regarding the clinical diagnosis, treatment strategy, and confidence level of the treatment strategy. Complications of TBLC were also examined. Results: Seven (22.6%), 5 (16.1%), and 6 (19.4%) of clinical diagnosis was changed after TBLC for Pulmonologist A, for Pulmonologist B, and for consensus, respectively. The treatment strategy was changed in 7 (22.6%), 8 (25.9%), and 6 (19.4%) cases after TBLC for Pulmonologist A, for Pulmonologist B and for consensus, respectively. The definite or high confidence level of the consensus treatment strategy was 54.8% (17/31) without TBLC and 83.9% (26/31) with TBLC. There were 6 cases of moderate bleeding, but no other complications were noted. Conclusions: Pathological information from TBLC may contribute to decision-making in treatment strategies for the progression of DPLD, and it may be safely performed.
Abstract aus Sato Y, Baba T, Kitamura H, et al.: Usefulness and safety of transbronchial lung cryobiopsy for reassessment of treatment in the clinical course of diffuse parenchymal lung disease. BMC Pulm Med. 2022;22(1):46.
Transfer in die Praxis von Dr. Manfred Wagner (Nürnberg)
Hintergrund
Die interstitiellen Lungenerkrankungen (interstitial lung diseases, ILD) haben in den letzten Jahren sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie wesentliche Neuerungen erfahren: Für die Diagnostik konnte in der COLDICE-Studie [1 und weitere Publikationen] gezeigt werden, dass eine bronchoskopische transbronchiale Lungencryobiopsie (TBLC) einer chirurgischen Lungenbiopsie (surgical lung biopsy, SLB) in der Aussagekraft gleichwertig, aber weniger invasiv und mit einem geringeren Exazerbationsrisiko behaftet ist. In der Therapie konnte nach der INBUILD-Studie [2 und weitere Publikationen] das Indikationsspektrum für eine antifibrotische Behandlung von ursprünglich nur der idiopathischen pulmonalen Fibrose (IPF) auf andere progrediente fibrosierende interstitielle Lungenerkrankungen (PF-ILD) erweitert werden.
Die ILD umfassen eine heterogene Gruppe von unterschiedlichen Lungenerkrankungen. Die aktuelle Publikation von Sato und Mitautoren kann mit Zahlen belegen, was von vielen bereits vorher vermutet wurde: Zum einen ist es nicht einfach, immer mit der initialen Diagnose bei einer ILD ins Schwarze zu treffen und zum anderen kann sich manches Krankheitsbild wandeln. Im Verlauf können sich daraus wegweisende therapeutische Konsequenzen ergeben. Vor dem Hintergrund der diagnostischen und therapeutischen Fortschritte erlangt diese Erkenntnis eine hohe Bedeutung.
Ergebnisse der Studie
In die retrospektive Untersuchung von Sato und Mitautoren gingen 31 Patienten ein. Die primäre Diagnostik beinhaltete u.a. eine chi-rurgische Lungenbiopsie. Diagnose, Therapie und das Vertrauensniveau (confidence level) von Diagnose und Therapieempfehlung wurden von zwei unabhängigen Pneumologen erarbeitet. In dieser Gruppe konnten die Diagnosen IPF, CTD-ILD (ILD in Zusammenhang mit einer Bindegewebserkrankung), Hypersensitivitätspneumonitis (HP) und lymphoproliferative Erkrankung jeweils in der Rebiopsie (TBLC) bestätigt werden. Bei der NSIP (nicht spezifischen interstitiellen Pneumonie), der OP (organisierenden Pneumonie) und den nicht klassifizierbaren interstitiellen Pneumonien ergaben sich Änderungen. Die Diagnosen wurden in 7 (22,6%), 5 (16,1%) bzw. 6 (19,4%) Fällen (Pneumologe A, Pneumologe B bzw. Konsensus) geändert, neue therapeutische Konsequenzen ergaben sich bei 7 (22,6%), 8 (25,9%) bzw. 6 (19,4%) der untersuchten Patienten. Auf Grundlage der Rebiopsie wurden auch Therapieänderungen von antifibrotisch auf immunmodulatorisch und umgekehrt beschlossen. Aussagen zur Prognose mussten in manchen Fällen revidiert werden.
Fazit für die Praxis
Die Beweiskraft dieser Arbeit ist naturgemäß gering. Die Zahlen sind sehr niedrig. Es ist es eine retrospektive Untersuchung mit allen immanenten Schwächen und die Übereinstimmung zwischen beiden Referenz-Pneumologen war nicht immer hoch. Deshalb wären weitere Untersuchungen wünschenswert, die wichtige Tendenzen besser belegen könnten. Hinzu kommt, dass eine bronchoskopische Biopsie zwar im Vergleich zur chirurgischen Lungenbiopsie mittels VATS (videoassistierte Thorakoskopie) weniger invasiv ist, jedoch eine hohe Expertise von allen beteiligten Disziplinen erfordert und relevante Komplikationsrisiken wie Blutung oder Pneumothorax aufweist.
Wertvoll ist eine TBLC zur Rebiopsie für ILD-Patienten mit progredienter Erkrankung dann, wenn sie durch den Eingriff nicht gefährdet werden und wenn therapeutische Konsequenzen zu erwarten sind. Wichtig erscheint dieses Vorgehen vor allem, wenn die primäre Diagnose nicht hinreichend gut gesichert werden konnte, bei einem überraschend ungünstigen Krankheitsverlauf oder wenn eine Zweiterkrankung vermutet wird. Die Entscheidung über eine mögliche Rebiopsie sollte deshalb in einem interdisziplinären ILD-Board getroffen werden.
Disclosure Statement
Keine Interessenskonflikte.