Abstract
Hintergrund: Eine diabetische Retinopathie und ein diabetisches Makulaödem treten häufiger bei Patienten mit koexistenter obstruktiver Schlafapnoe (OSA) auf. Studienziele: Wir haben untersucht, ob eine Behandlung von OSA mit kontinuierlichem positivem Atemwegsdruck (continuous positive airway pressure; CPAP) die Sehschärfe (visual acuity; VA) verbessern kann. Methoden: Insgesamt 35 Patienten wurden mit klinisch signifikantem Makulaödem (CSMO) und OSA (Oxygen Desaturation Index (ODI) ≥ 10 oder Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) ≥ 15) identifiziert, die sich zu einer Teilnahme an der Studie bereit erklärten. VA (ausgedrückt als Logarithmus des minimalen Auflösungswinkels, logMAR), Makuladicke, Aufnahmen des Fundus, glykosyliertes Hämoglobin (HbA1c) und Rhodopsin-mRNA wurden zweimal zu Studienbeginn sowie 3 und 6 Monate nach CPAP gemessen. Eine Fluoreszein-Angiographie und die Epworth Sleepiness Scale (ESS) wurden jeweils einmal zu Studienbeginn und nach 6 Monaten verwendet. Ergebnisse: Drei Patienten schieden vor der ersten Studienvisite aus. Demnach wurden insgesamt 32 Patienten (davon 17 Männer) in die Studie aufgenommen, von denen 4 vorzeitig ausschieden. 28 Patienten durchliefen schließlich die 6-monatige Nachsorge. Zu Studienbeginn zeigten die Patienten folgende Charakteristika (Mittelwert (Standardabweichung bzw. Interquartilbereich)): Alter 66,2 (7,1) Jahre, Body-Mass-Index 31,7 (6,3), HbA1c 7,4% (1,44%) (57,1 (15,7) mmol/mol), AHI 16,5 (11-25), ODI 16,0 (12-25), ESS 6,5 (4,0-12,0) und Dauer des Diabetes 9,5 (5,0-16,5)Jahre. Die Studiengruppe wurde in 13 Personen mit hoher und 15 mit niedriger CPAP-Compliance (≥ bzw. <2,5 h/Nacht in den 6 Monaten) aufgeteilt. Nach 6 Monaten betrug der angepasste Behandlungseffekt auf die VA für Personen mit hoher versus niedriger Compliance 0,11 (95% Konfidenzintervall 0,21 bis -0,002; p = 0,047), was einer Verbesserung von einer Zeile auf der logMAR-Tafel entspricht. Die Makulaödeme bzw. Aufnahmen des Fundus zeigten keine signifikanten Verbesserungen. Schlussfolgerungen: Die vorliegende, Hypothesen generierende unkontrollierte Studie deutet darauf hin, dass eine CPAP-Anwendung ≥2,5 h/Nacht über 6 Monate bei Personen mit CSMO und OSA zu einer Verbesserung der Sehschärfe führen kann. Dies rechtfertigt eine randomisierte, kontrollierte Studie zur CPAP-Therapie bei den entsprechenden Patienten.