Abstract
Hintergrund: In früheren Studien mit geringer Probandenzahl finden sich widersprüchliche Erkenntnisse im Hinblick auf die Frage, ob Lungenfunktionstests Prädiktoren einer belastungsinduzierten Sauerstoffentsättigung (exercise-induced oxygen desaturation; EID) sein können. Ziel: Bewertung, ob das forcierte exspiratorische Volumen in einer Sekunde (FEV1), die Sauerstoffsättigung im Ruhezustand (SpO2) und die Diffusionskapazität für Kohlenmonoxid (DLCO) bei einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) Prädiktoren von EID sind. Methoden: Messung von FEV1, DLCO und SpO2 im Ruhezustand, während des 6-min-Gehtests sowie bei körperlicher Betätigung mit Hilfe eines Akzelerometers. Ein Abfall der SpO2 von >4 bis auf <90% wurde als EID definiert. Zur Bewertung von Zusammenhängen zwischen Lungenfunktion und EID wurden univariate und multivariate Analysen durchgeführt und positive/negative Vorhersagewerte berechnet. Eine Receiver-operating-characteristic(ROC)-Kurvenanalyse wurde durchgeführt, um die sinnvollste Schwelle für die Vorhersage bzw. den Ausschluss von EID zu ermitteln. Ergebnisse: Wir nahmen 154 Patienten (davon 87 Frauen) mit COPD in die Studie auf. Der vorhergesagte mittlere FEV1-Wert betrug 43,0% (19,2) und die Prävalenz von EID betrug 61,7%. Der einzige unabhängige Prädiktor von EID war der FEV1-Wert, dessen optimaler Cut-off-Wert bei vorhergesagten 50% lag (Fläche unter der ROC-Kurve, 0,85; p < 0,001). Der positive Vorhersagewert des Schwellenwerts für FEV1 < 50% betrug 0,83 mit einem Wahrscheinlichkeitsquotienten von 3,03. Der negative Vorhersagewert des Schwellenwerts für FEV1 > 80% betrug 1,0. Der Schweregrad von EID korrelierte mit der täglichen körperlichen Betätigung (r = -0,31, p = 0,008). Schlussfolgerungen: EID ist bei Patienten mit COPD weit verbreitet und kann anhand des FEV1-Werts vorhergesagt werden. Zudem scheint EID mit einer eingeschränkten täglichen körperlichen Betätigung zusammenzuhängen, was ebenfalls die klinische Signifikanz von EID stützt.