Abstract
Background: The potential benefits of robotic-assisted compared with laparoscopic surgery for locally advanced cancer have not been sufficiently proven by prospective studies. One factor is speculated to be the lack of strict surgeon criteria. The aim of this study was to assess outcomes for robotic surgery in patients with locally advanced rectal cancer with strict surgeon experience criteria. Methods: A criterion was set requiring surgeons to have performed more than 40 robotically assisted operations for rectal cancer. Between March 2020 and May 2022, patients with rectal cancer (distance from the anal verge of 12 cm or less, cT2-T4a, cN0-N3, cM0, or cT1-T4a, cN1-N3, cM0) were registered. The primary endpoint was the rate positive circumferential resection margin (CRM) from the pathological specimen. Secondary endpoints were surgical outcomes, pathological results, postoperative complications, and longterm outcomes. Results: Of the 321 registered patients, 303 were analysed, excluding 18 that were ineligible. At diagnosis: stage I (n = 68), stage II (n = 84) and stage III (n = 151). Neoadjuvant therapy was used in 56 patients. There were no conversions to open surgery. The median console time to rectal resection was 170 min, and the median blood loss was 5 ml. Fourteen patients had a positive CRM (4.6%). Grade III-IV postoperative complications were observed in 13 patients (4.3%).
Abstract aus Hamabe, A., Takemasa, I., Kotake, M., Nakano, D., Hasegawa, S., Shiomi, A., Numata, M., Sakamoto, K., Kimura, K., Hanai, T., Naitoh, T., Fukunaga, Y., Kinugasa, Y., Watanabe, J., Kawamura, J., Ozawa, M., Okabayashi, K., Matoba, S., Takano, Y., Uemura, M., … Watanabe, M. (2024). Feasibility of robotic-assisted surgery in advanced rectal cancer: a multicentre prospective phase II study (VITRUVIANO trial). BJS open, 8(3), zrae048.
Transfer in die Praxis von PD Dr. Kia Homayounfar (Kassel)
Hintergrund
Die robotisch-assistierte Chirurgie nimmt in der Viszeralchirurgie, insbesondere in der onkologischen Kolorektalchirurgie, einen immer größeren Raum ein. Verantwortlich hierfür sind die besonderen Spezifikationen der Systeme, die intellektuell einen Benefit für das robotisch-assistierte Vorgehen erwarten lassen. Dazu gehören die nahezu wackelfreie 3-D-Darstellung mit großer Vergrößerung, die zusätzlichen Freiheitsgrade der abwinkelbaren Instrumente und die innovativen Instrumente mit neuen Eigenschaften. Der potenzielle Nutzen robotisch-assistierter Systeme lässt sich nicht für alle Indikationen gleichermaßen postulieren. Für die Rektumchirurgie hat sich jedoch bereits gezeigt, dass die funktionellen Ergebnisse nach robotisch-assistierter totaler mesorektaler Exzision (TME) besser als nach herkömmlichen Operationsverfahren sein können [1]. Insgesamt ist die Studienlage jedoch heterogen, sodass vor dem Hintergrund einer zügig zunehmenden Verbreitung robotischer Systeme weltweit eine Notwendigkeit für weitere prospektive, idealerweise auch randomisierte klinische Studien besteht.
Ergebnisse der Studie
Die vorliegende Untersuchung stellt eine prospektive multizentrische Studie zum Outcome nach roboter-assistierter Rektumchirurgie bei definierter chirurgischer Erfahrung (mindestens 40 robotische Eingriffe am Rektum pro Operateur) dar. Der primäre Endpunkt war die Rate positiver zirkumferentieller Resektionsgrenzen am pathologischen Präparat. In die Analyse wurden 303 Patienten eingeschlossen. Die Konversionsrate zur offenen Chirurgie betrug 0 %. Die Rate positiver zirkumferentieller Resektionsgrenzen betrug 4,6 %. Die Rate postoperativer Harnentleerungsstörungen betrug 38,6 %.
Fazit für die Praxis
Die Studie zeigt, dass die roboterassistierte Rektumresektion konsequent auch bei komplexen Befunden (männlicher Patient, größerer Tumor) durchführbar ist. Auch wenn die Qualität der totalen mesorektalen Exzision (TME) nicht der primäre Endpunkt war, so ist die hier angegebene Rate der kompletten TME von 98,4 % ein starker Hinweis darauf, dass die Operation nicht nur ohne Konversion, sondern auch mit sehr guten onkologischen Ergebnissen durchführbar ist. Die Auswahl des positiven zirkumferentiellen Resektionsrandes als primären Endpunkt erscheint dadurch etwas unglücklich, dass eine präoperative Angabe über die minimale Distanz des Tumors zur mesorektalen Faszie nur für die sieben Patienten angegeben ist, bei denen dieser Abstand weniger als einen Millimeter betrug. Auffällig ist, dass die Rate an Harnblasenentleerungsstörungen von 38,6 % als Parameter für das funktionelle Ergebnis nach roboterassistierter Operation hoch ist. Dies steht im Widerspruch zum postulierten Vorteil der roboterassistierten Operation bezüglich der Nervenschonung durch die filigrane Präparation und bessere Sicht. Daten zur sexuellen Funktion nach der Operation werden in der Publikation leider nicht präsentiert. Eine Erklärung für die hohe Rate von Harnblasenentleerungsstörungen könnte vor dem Hintergrund der extrem guten Ergebnisse der TME-Qualität sein, dass zugunsten des onkologischen Aspektes auf die Intaktheit der mesorektalen Faszie bei der Operation stark fokussiert wurde. Nebenbei erscheint vor dem Hintergrund von modernen Fast-Track-Konzepten die mediale postoperative Verweildauer von 13 Tagen (9-18 Tagen) sehr lang. Insgesamt zeigt die Untersuchung, dass ein roboterassistiertes Vorgehen bei gegebener Erfahrung auch bei komplexen Befunden mit sehr guten onkologischen Ergebnissen möglich ist. Einen Vergleich mit laparoskopischen Ergebnissen liefert die Studie nicht.
Disclosure Statement
Der Autor erklärt, dass kein Interessenskonflikt besteht.