Abstract
Ziele: Das Multiple Myelom (MM) ist durch das Auftreten osteolytischer Läsionen gekennzeichnet. Zur Behandlung des MMs werden meist antiresorptive Arzneimittel (hauptsächlich Bisphosphonate) eingesetzt.
Fallbericht: Eine Patientin mit Multiplem Myelom wies osteolytische Mandibulaläsionen auf. 5 Jahre nach Erstdiagnose einer Parodontitis erfolgte eine Extraktion der Zähne 45 und 46. 4 Monate später wurde an der Extraktionsstelle eine Osteonekrose des Kiefers (osteonecrosis of the jaw, ONJ) festgestellt. Die Röntgenaufnahme zeigte eine Vergrößerung der rechtsseitigen osteolytischen Läsionen in der Umgebung der Extraktionsstelle ohne Veränderung der Läsionen auf der linken Seite. 2 Monate später wurde wegen einer schmerzhaften Sequestration des Knochens eine Kürettage durchgeführt. Im Röntgenbild war eine Größenzunahme der rechtsseitigen osteolytischen Läsionen zu erkennen.
Ergebnisse: Die histologische Untersuchung ergab ein vaskularisiertes Weichteilplasmozytom in der Umgebung der Kiefernekrose. In der Untersuchung des Knochens zeigten sich gemischte Läsionen mit osteonekrotischen Bereichen und vitalem Knochengewebe, das von aktiven Osteoklasten in der Umgebung des Plasmozytoms resorbiert wurde. Die Oberfläche der osteolytischen Herde hatte sich nur in der Umgebung der Extraktionsstelle erheblich vergrößert.
Schlussfolgerungen: Die Zahnextraktion war Auslöser einer Bisphosphonat-assoziierten Kiefernekrose. Sie schien jedoch auch eine deutliche Proliferation der Plasmazellen an der Extraktionsstelle zu induzieren. Unserer Vermutung nach ist diese auf das gesteigerte Remodeling des Knochens infolge des Operationstraumas zurückzuführen.