Hintergrund

Trotz Verbesserungen in der Diagnostik und Behandlung geht Blasenkrebs häufig mit einer hohen Rezidivrate und hohen Behandlungskosten durch die Langzeitbehandlung einher. Die Angst vor einem Rezidiv ist bei Patienten*innen omnipräsent. Dennoch sind Studien über die psychosoziale Belastung von Betroffenen mit Blasenkrebs in Deutschland eher selten. Diese Lücke will die Studie von Draeger und Kollegen schließen.

Studienergebnisse

Draeger und Kollegen untersuchen die psychosoziale Belastung und das Bedürfnis nach psychosozialer Unterstützung bei 301 Patienten und Patientinnen mit Blasenkrebs. Im Distress-Thermometer (DT) lag die mittlere Belastung mit 4,6 im moderaten Bereich; 28% der Patienten äußerten ein Bedürfnis nach psychosozialer Unterstützung, 29% berichteten Ängstlichkeit. Weitere Analysen unter Berücksichtigung von Tumorstadium, Geschlecht, Alter und Behandlung zeigten insbesondere ein fortgeschrittenes Stadium mit höherem Distress verknüpft. Interessanterweise fanden sich keine Geschlechter- und Altersunterschiede in Bezug auf das Stresslevel.

Fazit für die Praxis

Die Studie von Draeger und Kollegen zeigt, dass viele Betroffene mit Blasenkrebs unter der Ungewissheit vor der Zukunft bzw. dem weiteren Verlauf der Erkrankung und Behandlung leiden. Der Umgang mit diesen Sorgen ist für die klinische Praxis von größter Bedeutung. Interessanterweise scheint in der Studie von Draeger und Kollegen die Frage nach der sexuellen Funktionsfähigkeit kein bedeutender Stressor zu sein. Allerdings werden sexuelle Probleme auch nur mit einem Item im DT erfragt. In der klinischen Praxis ist der offene Umgang mit Fragen nach der sexuellen Funktionsfähigkeit häufig noch ein Tabuthema, das eher selten von den Betroffenen und leider auch nicht so häufig vom medizinischen Personal angesprochen wird. Ein offener Umgang mit dem Thema Sexualität inkl. einer Aufklärung über die Auswirkungen der Krebserkrankung und Behandlung auf die Sexualität - initiiert durch das Fachpersonal - wäre wünschenswert.

Auch wenn sich in der Studie von Draeger und Kollegen keine Alters- und Geschlechterunterschiede zeigen, ist hier sicherlich weitere Forschung notwendig. Insbesondere auch vor dem Hintergrund einer guten psychosozialen Versorgung ist die Identifikation von Risikogruppen bedeutsam, um psychoonkologische Unterstützung zielgerichtet und auf die Bedürfnisse der Patienten*innen angepasst anbieten zu können. Darüber hinaus sind auch Schwankungen in der psychischen Belastung zu berücksichtigen, die in den meisten Studien durch das Querschnittsdesign nicht abgebildet werden können. Langzeitstudien sind hier erforderlich. Auch für die klinische Praxis sollte die psychische Belastung der Betroffenen zu mehreren Zeitpunkten während der Behandlung erhoben werden und nicht nur einmalig.

Hiermit erkläre ich, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Kommentar bestehen.

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