Summary
Background: The majority of patients with gastrointestinal (GI) malignancies are older. Recently, it has become evident that elements from a geriatric assessment (GA) are powerful predictors of outcomes such as postoperative morbidity and mortality, length of stay, type of treatment received, and survival across several GI tumor types in older adults. A GA is a systematic evaluation of functional status, comorbidities, polypharmacy, cognition, nutritional status, emotional status, and social support. Methods: A PubMed search was performed in order to identify clinical studies investigating the association between GA and outcomes in patients with GI malignancies. Results: A total of 31 studies were included in this review. For colorectal cancer, the evidence linking GA variables and frailty to negative outcomes is substantial and consistent. The data regarding other GI malignancies is more limited, but generally shows the same findings. Conclusion: Increasing data shows that elements from a GA and frailty are consistently associated with negative short- and long-term treatment outcomes in older patients with GI malignancies. Future studies should investigate the impact of geriatric interventions on outcomes.
Transfer in die Praxis von Prof Dr. Dr. Gerald Kolb (Lingen)
Hintergrund
Der ältere Patient spielt in der Onkologie eine wichtige und immer wichtiger werdende Rolle. Dies trifft besonders auf «Massentumoren» wie die gastrointestinalen Tumorerkrankungen zu. Zwangsläufig führt dieser Umstand zu einem Bedeutungszuwachs des sogenannten geriatrischen Assessments. Wobei gleichzeitig immer wieder zu beklagen ist, dass die Verbreitung der in der Geriatrie bereits seit Jahrzehnten eingeführten Methoden zur Beurteilung des Funktionsstatus, aber auch der kognitiven Funktionen, der Mobilität und der mentalen Gesundheit sowie des Risikos der Multimorbidität und Polypharmazie u.a. noch viel zu gering ist und nur rudimentär nicht nur in der Routine, sondern vor allem auch in Studien Verwendung findet [1].
Studienergebnisse
Umso interessanter ist es, dass eine norwegische Arbeitsgruppe ein systematisches Review durch Literaturrecherche via PubMed anstellte, um den Zusammenhang von geriatrischem Assessment, daraus resultierender Risikostratifikation und den klinischen Ergebnissen (Outcomes) für Patienten mit gastrointestinalen Tumoren herauszufinden.
Dabei zeigte sich, dass immerhin 31 Studien für diese Fragestellung auswertbar waren.
Für das kolorektale Karzinom war die prognostische Aussage für ein schlechtes klinisches Abschneiden signifikant und durchgängig nachzuweisen. Dies galt sowohl für die negative Korrelation in der kurz- als auch in der langzeitigen Beobachtung. Ein Schlüsselbegriff in dieser Auswertung stellte übrigens die Einstufung als «frail» dar.
Andere gastrointestinale Tumoren wie Magen- und Ösophaguskarzinom waren nicht so einheitlich hinsichtlich klinischem Outcome und niedriger Punktzahl im Funktionsstatus korreliert, zumal der Schwerpunkt des Assessments bei diesen Tumoren auf der Erfassung des Ernährungsstatus lag. Immerhin schien auch hier die Frailty ein zentraler negativer Prädiktor zu sein.
Bei hepatozellulärem Karzinom und bei Pankreaskarzinom war die Datenlage weniger belastbar, aber auch hier schien ein entsprechender Funktions- und Ernährungsstatus negativ mit dem klinischen Ergebnis korreliert, wobei angemerkt werden soll, dass die Operationsverfahren bei diesen Tumoren auch die invasivsten und damit komplikationsträchtigsten sind.
Fazit für die Praxis
Interessant war die Interpretation der Autoren im Hinblick auf die durch das Assessment ausgelösten Status und Prognose verbessernden Interventionen, die ausgelöst werden insbesondere durch die Erfassung des Funktionsstatus, der Komorbiditäten und der Polypharmazie, aber auch der Ernährung (mit dem Resultat einer Diätanpassung und der Verordnung von Supplementen) sowie der Erkennung einer Depression (mit der Folge einer medikamentösen Unterstützung), aber auch soziale Interventionen (Pflegeunterstützung und hauswirtschaftliche Hilfe), die für das klinische Outcome von entscheidender Bedeutung zu sein scheinen. Somit würde das Assessment nicht alleine als Risikostratifikation, sondern direkt über eine darüber ausgelöste Intervention zu einer Verbesserung des klinischen Ergebnisses führen.
Kritisch bliebe anzumerken, dass ein Begriff wie «Frailty», der im Zusammenhang mit dem Funktionsstatus häufig auftauchte, doch immer noch sehr unzureichend definiert ist.
Anmerkung: Ich verweise in diesem Zusammenhang auch auf den Kommentar von Herrn Dr. Leischker zur Arbeit «Risk factors for adverse outcome for elderly patients undergoing curative oncological resection for gastrointestinal malignancies» in der vorherigen Ausgabe des Karger Kompass Onkologie [2].
Disclosure Statement
Hiermit erkläre ich, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Kommentar bestehen.