Summary
Objectives: Evidence for complementary therapies as important strategies to relieve cancer treatment-associated symptoms is increasing. Mostly, these complementary therapies start at the end of adjuvant treatments, resulting in a long delay until the well-being of patients is addressed. Further, long distances between the rehabilitation center and the patients' residence hinder patients' compliance. Methods: The multimodal outpatient LOTUS Care Cure Project (LCCP) was tested in a randomized controlled trial including patients of various cancer entities and stages while on adjuvant chemotherapy and/or radiotherapy or outpatient aftercare. The intervention group received the LCCP additionally to the conventional treatment (LCCP group, n = 50). The control group (CG) was split into 2 groups, with (CG1, n = 33) and without (CG2, n = 17) weekly talks. The primary endpoint was quality of life (QoL) after 3 months. Results: In the LCCP group, QoL significantly improved after 3 months compared to CG2 (p = 0.022) but not compared to CG1. Other parameters showing a significant improvement were cognitive (p < 0.05, vs. CG1 and CG2) and social function (p < 0.05, vs. CG2). Conclusions: This pilot study describes a multimodal outpatient complementary therapy program conducted in parallel with conventional therapies and its potential to significantly improve QoL and reduce treatment-associated side effects. To substantiate these data, multicenter trials are needed.
Transfer in die Praxis von Dr. Petra Voiß (Essen)
Hintergrund
Bis zu 75% der PatientInnen mit Mammakarzinom in Deutschland interessieren sich für komplementäre und alternative Medizin (CAM) [1]. Alternative Medizin, die anstelle der konventionellen Medizin angewendet wird, ist mit einem deutlichen, von der Tumorentität abhängigen, Überlebensnachteil verbunden [2,] wohingegen die Komplementärmedizin ergänzend zu onkologischen Therapien eingesetzt (im Sinne einer «integrativen Onkologie») einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung von Lebensqualität und zur Reduktion von Nebenwirkungen leisten kann. Einen guten Überblick über die Evidenzen im Bereich «Integrative Onkologie bei Mammakarzinom» gibt die klinische Praxis-Leitlinie von Greenlee et al. [3].
In der vorliegenden Pilotstudie von Domnick et al. wurde 2009 und 2010 ein multimodales Therapiekonzept (n = 50) randomisiert kontrolliert auf Wunsch der Ethikkommission gegen zwei Kontrollgruppen untersucht. Von diesen Kontrollgruppen erhielt eine wöchentliche Gespräche (n = 33), die andere nicht (n = 17). Das dreiwöchige multimodale Therapiekonzept beinhaltete Arztgespräche, Massagen, Entspannungstraining, Ernährungsberatung, Sozialberatung, Kunsttherapie, Physiotherapie, Yoga und Psychoonkologie.
Studienergebnisse und Kritik
Die Patienten in der Therapiegruppe profitierten im Vergleich zu der Kontrollgruppe ohne Gesprächsangebot durch eine Verbesserung der globalen Lebensqualität nach Abschluss des Therapiekonzeptes und statistisch signifikant und klinisch relevant 3 Monate nach Therapieabschluss (T2). Zwischen der Therapiegruppe und der Kontrollgruppe mit Gesprächen ergab sich lediglich eine Signifikanz zum Zeitpunkt T2 bezogen auf die kognitive Funktion. Da eine heterogene Patientengruppe mit unterschiedlicher Symptomlast untersucht wurde, der Karnofsky-Index sich möglicherweise zwischen den Gruppen unterschied und die Anwendung von komplementären Verfahren unabhängig von der Intervention nicht berichtet und möglicherweise nicht erfasst wurde, ist die Aussagekraft eingeschränkt. Auch weisen die Autoren auf eine fehlende Fallzahlschätzung aufgrund des Pilotcharakters der Studie sowie auf kleine Fallzahlen in den Kontrollgruppen hin.
Das aus meiner Sicht wirklich Spannende an dieser Studie ist, dass ein multimodales Therapiekonzept entwickelt wurde. Bisher wurden hauptsächlich multimodale Konzepte mit Elementen aus dem Bereich der Mind-Body-Medizin eingesetzt und untersucht.
Fazit für die Praxis
Die Einführung und die wissenschaftliche Evaluation multimodaler komplementärmedizinischer Therapiekonzepte in der Onkologie befinden sich erst am Anfang ihrer Entwicklung. Aufgrund des hohen Interesses der Patienten an Komplementärmedizin und der teils sehr belastenden Nebenwirkungen onkologischer Therapien besteht hier ein Handlungsbedarf. Der Aufbau von Netzwerken mit Therapeuten aus verschiedenen Bereichen wie z.B. Yoga-Therapeuten, Psychoonkologen, Masseuren, Kunsttherapeuten, Ernährungswissenschaftlern und Sportwissenschaftlern kann Patienten eine Unterstützung bieten, bis entsprechende multimodale Therapiekonzepte zur Verfügung stehen.
Disclosure Statement
Hiermit erkläre ich, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Kommentar bestehen.