Zusammenfassung
Hintergrund: Das Ziel dieser Studie war die Untersuchung klinischer Aspekte und prognostischer Faktoren des Überlebens von Patientinnen mit rezidivierendem Zervixkarzinom nach radikaler Hysterektomie mit Lymphknotendissektion (RHND) bei Tumorstadium IA2-IB1. Patienten und Methoden: Wir werteten Patientenakten von Patientinnen, die sich zwischen 1987 und 2015 einer RHND unterzogen hatten, auf folgende Faktoren aus: klinisch-pathologische Eigenschaften des Primärtumors, Muster der Rezidivierung, Nachweisverfahren, Salvage-Therapie und Outcome. Die Identifizierung prognostischer Faktoren erfolgte mit einem Cox-Regressionsmodell. Ergebnisse: Von den 702 in die Studie aufgenommenen Patientinnen trat bei 84 (11,9%) ein Rezidiv auf. In 58 Fällen handelte es sich um eine lokoregionäre Rezidivierung, in 17 Fällen um ein Fernrezidiv und in 9 Fällen lag eine Kombination vor. Es war kein Zusammenhang zwischen klinisch-pathologischen Merkmalen und Rezidivierungsmustern festzustellen. Die meisten der rezidivierenden Patientinnen (63,1%) klagten vor der Untersuchung über Symptome. Der Großteil der Patientinnen mit asymptomatischer Rezidivierung (71,4%) wurde im Rahmen einer körperlichen und/oder Beckenuntersuchung diagnostiziert. Das 5-Jahres-Gesamtüberleben nach der Rezidivierung (SAR; survival after recurrence) betrug 34,3%. In einer multivariaten Analyse erwiesen sich das Muster der Rezidivierung (p = 0,003), der Symptomstatus (p = 0,011), das Lebensalter (p = 0,035) und die Leukozytenzahl (p = 0,017) als unabhängige Prognosefaktoren für das Gesamt-SAR. Schlussfolgerung: Lediglich das Muster der Rezidivierung, der Symptomstatus, das Lebensalter und die Leukozytenzahl erwiesen sich als unabhängige Prognosefaktoren für ein rezidivierendes Zervixkarzinom nach einer RHND. Die Nachsorge nach einer RHND sollte auf die möglichst frühe Erkennung einer Rezidivierung gerichtet sein.
Transfer in die Praxis von PD Dr. Philipp Harter (Essen)
Studienergebnisse
In dieser Studie wurden die Daten der Prince of Songkla-Universität zum Management von rezidivierten Zervixkarzinomen in Thailand aufgearbeitet. Eingeschlossen wurden Patientinnen, die nach radikaler Hysterektomie mit pelviner Lymphonodektomie bei Zervixkarzinom FIGO IA2-IB1 zwischen 1987 und 2015 ein Rezidiv erlitten hatten. Insgesamt hatten 702 Patientinnen bei oben beschriebenem FIGO-Stadium eine radikale Hysterektomie. Die Rezidivrate lag bei 11,9% (84 Patientinnen). Im Detail hatten 58 Patientinnen ein Lokalrezidiv, 17 eine Fernmetastasierung und 9 beides. Etwa 60% der Rezidive ereigneten sich in den ersten 3 Jahren. Fast alle Rezidive wurden durch eine gynäkologische Untersuchung oder durch eine entsprechende Symptomatik diagnostiziert. Es gab keine Korrelation bezüglich klassischer Faktoren bei Erstbehandlung für die Art des Rezidivs.
Cave: Es wird nur das Risiko für die Art des Rezidivs beschrieben, nicht aber Risikofaktoren bei Erstbehandlung für das Auftreten eines Rezidivs!
Die 5 Jahres-Überlebensrate nach Rezidiv lag bei 34%. Durch die hohe Rate an symptomatischen Rezidiven bzw. Rezidivdiagnose durch die gynäkologische Kontrolluntersuchungen folgern die Autoren, dass eine regelmäßige radiologische Verlaufskontrolle keinen Benefit bringt. Es wurde hierbei in den 3 Subgruppen jeweils nur bei einer Patientin ein Rezidiv diagnostiziert. Bezüglich der weiteren Therapie nach Rezidiv wurde keine einzige Patientin operiert, 60% wurden bestrahlt und 20% erhielten eine Chemotherapie. In der multivariaten Analyse für das weitere Überleben nach Rezidiv zeigten sich als protektive Faktoren ein lokalisiertes Rezidiv, ein asymptomatisches Rezidiv, ein höheres Alter (> 60 Jahre) und eine Leukozytenzahl von <10 000/µl. Die Autoren schlussfolgern, dass das Überleben nach Rezidiv bei Zervixkarzinom weiterhin limitiert ist. Aufgrund der seltenen Rezidivdiagnose mittels Bildgebung mit Röntgen-Thorax und CT-Diagnostik (wobei nicht ganz klar beschrieben wird, welche Untersuchung in welchem Abstand gemacht wurde), fordern die Autoren in der Nachsorge 6-monatliche PET-CT-Untersuchungen.
Kritik
Insgesamt ein interessanter Artikel, leider wird das wichtigste - Risikofaktoren für das Auftreten eines Rezidivs nach Operation - nicht beschrieben. Äußerst wichtig wäre hier die Notwendigkeit der Identifikation von Patientinnen, bei denen eine alleinige operative Therapie nicht ausreichend ist.
Fazit für die Praxis
Bezüglich der weiteren Prognosefaktoren nach Rezidiv wurden die Lokalisation (Becken - das war zu erwarten), asymptomatisches Rezidiv (auch zu erwarten) und höheres Alter herausgearbeitet. Ob die Leukozytenzahl per se ein Prognosefaktor ist, bleibt offen, da es auch gut möglich erscheint, dass sie ein Surrogat für Entzündungen im Becken wie z.B. Fistelungen darstellt. Interessanterweise wurde keine einzige Patientin mit einem Rezidiv nochmals operiert. Ob sich die Autoren von einem PET-CT alle 6 Monate versprechen, dass dann alle Rezidive operiert werden können, oder welche andere Überlegung ihrer Forderung zugrunde liegt, wird nicht weiter erklärt.
Zusammenfassend ist es traurig, dass wir insbesondere bei dieser Erkrankung, die auch sehr häufig junge Frauen betrifft, selbst in einem recht frühen Stadium anhaltend etwa 12% Rezidive haben. Nach wie vor ist das rezidivierte Zervixkarzinom leider nur sehr eingeschränkt behandelbar .
Disclosure Statement
Hiermit erkläre ich, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Kommentar bestehen.