Hintergrund: Die Studie beleuchtet den Umgang von Hausärzten mit den komplementärmedizinischen Anliegen ihrer Krebspatienten und setzt die Reaktionen der Ärzte in Verhältnis zu ihrem Kenntnisstand über Komplementärmedizin. Methoden: Wir führten semistrukturierte Interviews mit 10 deutschen Hausärzten durch. Die interviewten Ärzte kamen aus 5 verschiedenen Bundesländern und variierten in Bezug auf die Lage ihrer Hausarztpraxis (städtisch/ländlich), Einzel-/Gemeinschaftspraxis, Zusatzqualifikationen, Geschlecht und Berufserfahrung. Die Interviews wurden elektronisch aufgezeichnet, transkribiert und dann mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Ergebnisse: Die Hausärzte fühlen sich zuständig dafür, ihre an Krebs erkrankten Patienten mit Informationen zur Komplementärmedizin zu unterstützen. Allerdings führen Unsicherheit und unzureichendes Wissen dazu, dass Hausärzte eher reaktiv auf Patientenanliegen reagieren und ihre Empfehlungen vor allem auf persönlichen Erfahrungen und Einstellungen basieren. Einzelne Hausärzte befürworten Komplementärmedizin unabhängig ihrer eigenen Überzeugung, um ihre Krebspatienten zu unterstützen, deren Hoffnung aufrechtzuerhalten und die vertrauensvolle Beziehung zum Patienten zu wahren. Schlussfolgerung: Obwohl sich Hausärzte als wichtige Informationsquelle zur Komplementärmedizin für ihre an Krebs erkrankten Patienten wahrnehmen, beklagen sie Unsicherheit und unzureichendes Wissen in diesem Bereich. Eine entsprechende Fort- und Weiterbildung könnte dabei helfen, dass Hausärzte komplementärmedizinische Themen mit ihren Krebspatienten proaktiv, offen und ehrlich diskutieren. Aus Dahlhaus A, et al: Complementary medicine for cancer patients in general practice: qualitative interviews with german general practitioners. Forsch Komplementmed 2015;22:36-41 (DOI: 10.1159/000375182)

Nach Abschluss der onkologischen Therapie verlagert sich die primäre Betreuung der Patienten wieder in die hausärztliche Praxis und damit auch die Fragen der Patienten zum Thema Komplementärmedizin. Mit zunehmender Anzahl an Überlebenden von Krebserkrankungen werden die Hausärzte vermehrt mit diesem Thema konfrontiert.

In der hier kommentierten Studie haben Dahlhaus et al. den Umgang von Hausärzten mit den komplementärmedizinischen Anliegen ihrer Krebspatienten untersucht. Dabei haben sie die Reaktionen der Ärzte auf das Thema ins Verhältnis zu ihrem Kenntnisstand über Komplementärmedizin gesetzt. In ihrer qualitativen Interviewstudie mit 10 Hausärzten aus 5 verschiedenen Bundesländern kamen die Autoren zu dem Schluss, dass sich die befragten Ärzte in der Verantwortung sahen, ihre an Krebs erkrankten Patienten mit Informationen zur Komplementärmedizin zu versorgen. Einige der Ärzte nahmen sich sogar als primäre Kontakte für ihre Krebspatienten wahr, wenn diese Fragen in Bezug auf komplementärmedizinische Themen hatten.

Allerdings führte das zum Teil geringe Wissen im Bereich Komplementärmedizin auch zu einer Unsicherheit. Viele der Hausärzte sprachen das Thema deshalb nicht aktiv an, sondern reagierten eher auf die Fragen ihrer Patienten und basierten ihre Empfehlungen zumeist auf eigene Erfahrungen. Die Art der Empfehlung war jeweils auch geprägt von der persönlichen Einstellung der Hausärzte zum Thema Komplementärmedizin.

Diese kleine aber gut durchgeführte Studie gibt interessante Hinweise auf Lücken in der Aus- und Weiterbildung der Hausärzte: Das Wissen zu komplementärmedizinischen Verfahren in der Onkologie wird weder im Studium noch in der Weiterbildung angemessen vermittelt.

Das Thema Komplementärmedizin in der Onkologie ist für die hausärztliche Praxis relevant, und es müssen Wege gefunden werden, um das grundlegende Wissen hierzu in der Aus- und Weiterbildung kompakt und anwendbar zu vermitteln.

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