Hintergrund: Heute besteht Einigkeit darüber, wie Patienten im Hinblick auf ganzheitliche Medizin in der Onkologie zu beraten sind. Um den Bedürfnissen der Patienten noch besser zu entsprechen, untersuchten wir weitere Überzeugungen und Wünsche zu diesem Thema.Patienten und Methoden: Patienten an 2 Standorten wurden gebeten, einen Fragebogen zu ihren Wünschen in Bezug auf die Beratung zu ganzheitlicher Medizin auszufüllen.Ergebnisse: Anhand von 404 ausgefüllten Fragebögen stellten wir fest, dass die meisten Patienten sich wünschten, seitens der Onkologen zu ganzheitlicher Medizin beraten und auch mit diesen Methoden behandelt zu werden. Die Onkologen erhielten die besten Bewertungen in Bezug auf Glaubwürdigkeit, onkologische Fachkompetenz, Einfühlsamkeit und Ehrlichkeit. Nur im Hinblick auf die Zeit, die sie sich für ihre Patienten nahmen, erhielten Heilpraktiker die besseren Bewertungen. Körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und psychoonkologische Unterstützung waren die von den Ärzten am häufigsten empfohlenen Maßnahmen. Die Heilpraktiker rieten am häufigsten zur Einnahme von Mistelextrakt, Spurenelementen und Immunstimulanzien.Schlussfolgerung: Auf der Grundlage dieser Arbeit lässt sich die Hypothese aufstellen, dass die führende Rolle der Ärzte bei der Förderung der ganzheitlichen Medizin in der Onkologie - die im Gegensatz zu Ergebnissen von Studien in anderen Ländern steht - darauf zurückzuführen sein könnte, dass die Patienten sich wünschen, von Ärzten und insbesondere Onkologen behandelt und beraten zu werden.Übersetzung aus Breast Care 2014;9:416-420 (DOI: 10.1159/000368428)

Originalartikel

Karsten Münstedta Tobias Vogta Maria-Elisabeth Rabanusb Jutta Hübnerc

aKlinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Justus-Liebig-Universität Gießen, Deutschland; bStädtische Rehakliniken Bad Waldsee, Deutschland; cDeutsche Krebsgesellschaft, Berlin, Deutschland

Münstedt et al. kommen aufgrund ihres hier vorgestellten Surveys zu dem Schluss, dass Krebspatientinnen primär von ihren Ärzten über komplementäre Therapieverfahren informiert und damit behandelt werden möchten - und dies ein klein wenig lieber vom Onkologen als vom Hausarzt. Etwas mehr als die Hälfte der Patientinnen hat den Fragebogen ausgefüllt (404 von 700). Natürlich darf man nicht übersehen, dass dieser Survey in seiner Repräsentativität Einschränkungen hat. In der Akutklinik wurden Patientinnen eines an der Umfrage beteiligten Arztes befragt, und auch in der Rehaklinik wurde die Umfrage von einer Mitarbeiterin durchgeführt. Zudem wurde angegeben, dass die Anonymisierung der Daten erst nach dem Assessment erfolgte. Somit kann nicht ausgeschlossen werden, dass die vielleicht sehr positive Persönlichkeit der beteiligten Ärzte oder ein Bias im Sinne eines Wunschs «to please the doctor» zu diesem Ergebnis beigetragen haben.

Unabhängig von diesen methodischen Einschränkungen gibt das Ergebnis aber Anlass zu einer interessanten Diskussion. Der Wunsch der Patientinnen ist nachvollziehbar und reflektiert das Interesse am Thema Komplementärmedizin, aber auch die Unsicherheit, die damit verbunden ist. Es stellt sich allerdings die Frage, inwieweit der Wunsch, alles aus einer Hand zu bekommen, überhaupt umsetzbar ist. Die Onkologie gehört zu den medizinischen Bereichen mit dem schnellsten Wissenszuwachs und stellt damit ohnehin bereits hohe Anforderungen an die Ärzte, um «up-to-date» zu bleiben. Patientinnen komplementärmedizinisch zu beraten, erfordert zusätzliches Wissen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Bereich heterogen ist und das Fachwissen nicht statisch und zumeist nicht in komprimierter Form vorliegt. Wenn Beratungen stattfinden, weil sie vom Patienten gewünscht werden, ohne dass bei den Beratenden die entsprechende Expertise vorliegt, ist dies nicht nur ein Qualitätsproblem, sondern auch ein zusätzlicher Stressor für die entsprechenden Ärzte. Das Förderprojekt «Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie» (KOKON) der Deutschen Krebshilfe (www.kompetenznetz-kokon.de) leistet aktuell einen relevanten Beitrag, um diese Situation zu verbessern. Neben einer Bedarfsanalyse und dem Aufbau einer Wissensbasis wurde auch ein Konzept für die ärztliche Fachberatung entwickelt. Dieses wird gerade wissenschaftlich evaluiert.

Das Thema Komplementärmedizin ist für die Onkologie relevant, und onkologisch tätige Ärzte sowie Hausärzte werden sich vermehrt mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Dabei wird das KOKON mit seinen Ergebnissen und Produkten den Kolleginnen und Kollegen wertvolle Hilfestellungen geben.

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