Abstract
Ziele: Das Ziel dieser Studie war, zu untersuchen, ob die onkologischen Entwicklungen von BRCA1- und BRCA2-assoziierten Ovarialkarzinomen unterschiedlich korrelieren.Methoden: Genetische Daten und klinische Merkmale wurden mit der progressionsfreien Überlebenszeit (PFS) und der Gesamt-Überlebenszeit (OS) in Korrelation gesetzt.Ergebnisse: Die Daten von 147 Patientinnen mit BRCA-Mutation wurden ausgewertet (119 BRCA1-positiv und 28 BRCA2-positiv). Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 69 Monaten betrug das mediane PFS bei den BRCA1-Patientinnen 27,2 Monate und bei den BRCA2-Patientinnen 45,46 Monate (p = 0,03). Das mediane OS betrug bei den BRCA1-Patientinnen 77,23 Monate und bei den BRCA2-Patientinnen 111,47 Monate (p = 0,08).Schlussfolgerung: Bei Frauen mit epithelialem Ovarialkarzinom in Verbindung mit einer BRCA-Mutation ist die BRCA2-Mutation im Vergleich zur BRCA1-Mutation mit Vorteilen beim PFS und einem Trend zu Vorteilen beim OS assoziiert.Übersetzung aus Oncology 2013;85:122-127 (DOI: 10.1159/000353786)
Originalartikel: The Different Impact of BRCA Mutations on the Survival of Epithelial Ovarian Cancer Patients: A Retrospective Single-Center Experience
D. Lorusso F. Cirillo M. Mancini G.B. Spatti B. Grijuela A. Ditto F. Raspagliesi
Gynecologic Oncology Unit, Fondazione ‘IRCCS' National Cancer Institute, Mailand, Italien
Transfer in die Praxis
Die hier kommentierte Studie ist ein weiterer wichtiger Beitrag für den derzeit hoch spannenden Bereich der hereditären Ovarialkarzinome. Mit 11% innerhalb des Gesamtkollektivs der Untersuchung scheint die Rate an BRCA-positiven Patientinnen im unteren Bereich zu liegen, wobei leider nicht berichtet wird, mit welchem Screening-Verfahren getestet wurde oder ob allen Patientinnen mit Ovarialkarzinom eine genetische Beratung und BRCA-Testung angeboten wurde, wie in anderen Ländern üblich. Zwei Hauptargumente hierfür sind der hohe Anteil an BRCA-positiven Ovarialkarzinom-Patientinnen mit negativer Familienanamnese und das Fehlen effektiver klinischer Vorsorgeuntersuchungen; in dem Zusammenhang ist auf die Risikominimierung durch eine prophylaktische bilaterale Salpingo-Oophorektomie hinzuweisen. Diese Arbeit bestätigt andere Publikationen, in denen je nach BRCA-Status unterschiedliche Prognosen ermittelt wurden. Als Ursache wird eine höhere Platinsensitivität durch verminderte Reparaturmechanismen im Sinne mangelnder homologer Rekombination diskutiert. Diese Zellen sind auch hoch sensibel gegenüber einer Behandlung mit einem PARP-Inhibitor. Bei «high-grade»-serösen Ovarialkarzinom-Rezidiven nach einer platinhaltigen Reinduktion wurde im Rahmen einer Phase-II-Studie eine signifikante Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS; Hazard-Ratio (HR) 0,35) aufgezeigt. In der Subgruppe der BRCA-positiven Patientinnen lag die HR nach der Behandlung mit einem PARP-Inhibitor (Olaparib) sogar bei 0,18 (medianes PFS 11,2 vs. 4,3 Monate; p < 0,0001) [1]. Aktuell werden in Deutschland zwei Phase-III-Studien der AGO-Studiengruppe zu je einem PARP-Inhibitor durchgeführt (AGO-OVAR 2.22 (Niraparib) und AGO-OVAR 2.23 (Olaparib)) [2].
Fazit
Aufgrund der aktuellen therapeutischen Entwicklungen sollte allen Patientinnen unabhängig von der Familienanamnese eine BRCA-Testung angeboten werden.