Diversität ist ein viel angewandter Ausdruck, der gerade in den letzten Jahren auch in der Dermatologie Einzug gehalten hat. Ich möchte ihn auch für das Editorial dieses Heftes verwenden. Dabei bezieht sich die Diversität auf das Alter der Patienten, die Themenkomplexe wie Wissenstransfer anhand von Kommentaren zu international veröffentlichten Publikationen, Übersetzungen kürzlich veröffentlichter Publikationen und nicht zuletzt auch auf innovative Entwicklungen im Gesundheitssektor.
Pädiatrische Dermatologie
Die Pädiatrische Dermatologie wird in 4 Artikeln abgebildet. Die Übersetzung aus Case Report Dermatol (Juli 2021) befasst sich mit der häufigsten Form der Non-Langerhans-Zell-Histiozytose, dem juvenilen Xanthogranulom. In der Arbeit von Häusermann et al. wird die sehr seltene Form des symmetrischen juvenilen Riesenzellgranuloms vom Plaques-Typ im Gesicht beschrieben, das ebenfalls einen selbstlimitierenden Verlauf nimmt, jedoch im Vergleich zur klassischen Form häufig später auftritt und einer längeren Abheilungsphase bedarf. Kollegen aus Italien widmen sich einem multisystemischen Entzündungssyndrom (MIS-C) im Zusammenhang mit COVID-19 und arbeiten gemeinsame Befunde zum Kawasaki-Syndrom (KS) heraus. Neben einer kardiovaskulären Beteiligung sowie mukokutaner Läsionen wird aber im Vergleich zum KS die gastrointestinale Beteiligung hervorgehoben. Professor Henning Hamm kommentiert die Arbeit der Schweizer Kollegen zum Schlafverhalten von Säuglingen, die zur Behandlung ihrer Hämangiome unter der Therapie mit Propranolol stehen. Der Vergleich von nicht mit Propranolol behandelten Kindern gleichen Alters zeigte nach 6 Monaten zwar eine signifikante jedoch geringe Verminderung der Schlafeffizienz, aber diese spiegelte sich in den Elternfragebögen zur Beurteilung des Schlafes nicht wider. Da 3 von den 54 mit Propranolol behandelten Kindern gravierende Einschlafprobleme und nächtliche Albträume aufwiesen, wird auf den selektiven ß1-Rezeptorblocker als bessere Therapieoption hingewiesen, da dieser die Blut-Hirnschranke nicht passiert. Die Pädiatrische Dermatologie wird gekrönt durch den DSK-Förderpreis, der an Frau Dr. Johanna Burgmann verliehen wurde für ihre Dissertation zum pädiatrischen Diabetes mellitus und damit einhergehender Hautveränderungen. Die Untersuchung erfolgte unter der Leitung von PD Dr. Hagen Ott im Kinder- und Jugendkrankenhaus auf der Bult in Hannover.
Interventionelle und retrospektive Studien
Von den Kindern zu den Hauterkrankungen der Erwachsenen, die sich im Folgenden auf das Biologikum Secukinumab bei der Psoriasis und die geriatrische Dermatologie beziehen. Professor Michael Sticherling fokussiert die SERENA-Studie, die über 2900 Patienten (moderate-schwere Plaque-Psoriasis, aktive Psoriasisarthritis, aktive ankylosierende Spondylitis) eingeschlossen hat. Es handelt sich um eine nicht-interventionelle Studie unter Praxisbedingungen, wobei die Patienten das Biologikum Secukinumab bereits 6 Wochen vor Studienbeginn angewendet haben sollten. Diese Effektivitäts- und Verträglichkeitslangzeitstudie lässt auch Patienten zu, die unter Begleiterkrankungen leiden und Begleitmedikation einnehmen. Die Studienziele von Effektivität und Sicherheit/Verträglichkeit werden unter Beibehaltung der Secucinumab-Therapie und unter Alltagsbedingungen für eine Dauer von 5 Jahren untersucht, was die Beurteilung der Effektivität und Verträglichkeit deutlich verbessert im Vergleich zu den konventionellen Studien.
Professor Markus Braun-Falco stellt die Frage nach der Zukunft der stationären dermatologischen Versorgung immer älter werdender dermatologischer Patienten. Er bezieht sich auf eine retrospektive Untersuchung an der Universitätshautklinik Freiburg, die von 2009 bis 2017 durchgeführt worden ist. In Anbetracht der hohen Lebenserwartung und der verbesserten medizinischen Versorgung werden die Hautmalignome und das bullöse Pemphigoid als häufigste Indikationen zur stationären Aufnahme genannt und gleichzeitig darauf hingewiesen, dass das hohe Alter dermatologischer Patienten auch eine Kenntnis internistischer Erkrankungen erfordert.
Die digitale Transformation ist auch eine Herausforderung in der Dermatologie. Einige Beispiele werden in diesem Heft aufgegriffen. Die Arbeitsgruppe von Professor Claudia Traidl-Hoffmann kommentiert den Übersichtsartikel von Bédard et al., der die Effektivität der mobilen airways sentinel network App (MASK) bei allergischer Rhinitis untersucht. Die validierte App ermöglichte bei den Anwendern eine bessere Therapiekontrolle, jedoch seien Verbesserungen erforderlich, um u.a. auch individuelle Allergenexpositionen und den Pollenflug zur besseren patientenorientierten Behandlung zu gewährleisten.
Miniaturisierte Sensoren sind elektronische Messgeräte (Wearables), die eng am Körper getragen werden und den Patienten zur Selbstüberwachung dienen. Am Klinikum rechts der Isar entwickelt eine Forschergruppe der Dermatologie und Allergologie zurzeit mit den Unternehmen iSYS und Eltroplan einen miniaturisierten Sensor in Form eines Armbandes, mit dem unterschiedliche Hautparameter wie der TEWL bei Neurodermitis-Patienten gemessen werden können. Für die Prävention von Hautkrebs ist die Smartphone-App SkinScreener entwickelt worden, die mittels künstlicher Intelligenz das Risiko der Malignität einschätzt. All das und mehr finden Sie im vorliegenden Heft.