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Die Digitalisierung schreitet voran und Telemedizin wird in den nächsten Jahren deutlich an Bedeutung im deutschsprachigen Versorgungssystem gewinnen. Das Fach der Dermatologie eignet sich besonders für die Ferndiagnostik.

Die Digitalisierung bietet in vielen Bereichen spannende Möglichkeiten, die das Leben der Nutzer deutlich erleichtern. Erst vor 2 Jahren lockerte der Deutsche Ärztetag das Fernbehandlungsgesetz und ermöglichte damit erstmals den Ausbau telemedizinischer Dienstleistungen. Ziel ist es dabei nicht, die klassischen Behandlungen zu ersetzen, sondern vielmehr eine Ergänzung im Sinne der Ärzte und Patienten zu schaffen.

Telemedizin ist vielfältig und bietet verschiedene Ansätze, die auf die jeweiligen Fachgebiete angepasst werden können. Generell unterscheidet man zwischen der Live-interaction- und Store-and-forward-Telemedizin. Bei der Videosprechstunde können Arzt und Patient mittels Videoübertragung direkt miteinander in Kontakt treten. Bei der Store-and-forward-Telemedizin handelt es sich um ein asynchrones Verfahren. Patienten füllen einen validierten, medizinischen Fragebogen aus und stellen bisherige Untersuchungsergebnisse oder Fotos bereit. Der behandelnde Arzt wertet die Angaben aus, stellt im Anschluss die Diagnose und unterbreitet dem Patienten einen Therapieplan. Der Vorteil der asynchronen Telemedizin liegt primär in der zeitlichen Flexibilität: Patienten können jederzeit ohne Termin die medizinische Dienstleistung in Anspruch nehmen, während die Ärzte unabhängig von ihren Praxiszeiten die Anfrage beantworten können.

Das Fach der Dermatologie mit seinem visuellen Charakter eignet sich besonders gut für eine digitale Ergänzung durch Telemedizin. Diagnosen lassen sich auf Basis eines validierten, medizinischen Fragebogens sowie dazugehörigen Bildern der Hautveränderung stellen. Erfahrungen in verschiedenen Ländern haben gezeigt, dass auf diesem Wege bis zu 80% der Patienten direkt geholfen werden kann und persönliche Arztbesuche häufig nicht notwendig werden. Umfragen zeigen außerdem, dass aus Sicht der meisten Hautärzte die Store-and-Forward-Telemedizin für den praktischen Alltag besser geeignet ist, da die Übermittlung von Fotos ein zentrales Element darstellt.

«Frühes Involvieren des Dermatologen kann großes Leiden verhindern. Mittels Teledermatologie können wir in Zukunft wohl weit mehr Patienten helfen. »

Prof. Dr. Dr. Alexander Navarini, Chefarzt in der Dermatologischen Klinik am Universitätsspital Basel.

In einer Studie aus dem Jahr 2018 mit rund 850 Befragten zeichnet sich ein deutliches Interesse an telemedizinischen Dienstleistungen ab [1]. So gaben rund 76% der Patienten an, dass sie ein generelles Interesse an einer digitalen medizinischen Versorgung haben. 35% der Befragten äußerten den konkreten Wunsch einer digitalen Konsultation. Viele Dermatologen zeigen sich ebenfalls interessiert an den Chancen einer Online-Behandlung. Das allgemeine Interesse hat mit COVID-19 zudem signifikant zugenommen.

In Deutschland wird die Rückerstattung von telemedizinischen Dienstleistungen noch restriktiv gehandhabt. Seit einiger Zeit werden Videosprechstunden mit gewissen Beschränkungen von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) rückerstattet, im Rahmen der COVID-19-Pandemie wurden einige dieser Einschränkungen angepasst. Hingegen werden asynchrone, telemedizinische Verfahren weiterhin in der Regel nicht von der GKV vergütet. Privatversicherte Patienten können die Rechnung bei ihrer Krankenkasse einreichen und eine Teil- bis Vollerstattung erhalten. Verschiedene Krankenkassen arbeiten bereits in direkten Kooperationen mit telemedizinischen Anbietern für krankheitsspezifische, insbesondere chronische Indikationen, um Patienten im Alltag zu unterstützen.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. So wurde unter Gesundheitsminister Jens Spahn der Weg in Richtung Digitalisierung geebnet und der Bereich eHealth ausgebaut. Mit der Aufhebung des Ferndiagnoseverbotes in den meisten Bundesländern wurde ein wichtiger Meilenstein erreicht. Weitere Bestrebungen wie das elektronische Rezept und die App auf Rezept sind nur Beispiele der umfangreichen Gesetzesanpassungen.

Die gängigen Telemedizin-Unternehmen agieren üblicherweise als Kommunikations-Plattform zwischen Arzt und Patienten – rechtlich gesehen kommt der Behandlungsvertrag analog zum persönlichen Arztbesuch zwischen Arzt und Patient zustande. Somit ist es wichtig, dass telemedizinisch beratende Ärzte die notwendigen Voraussetzungen (abgeschlossene Facharztausbildung, Bewilligung Berufsausübung, Berufshaftpflicht mit Deckung Telemedizin) erfüllen.

Bei der Verwendung von telemedizinischen Dienstleistungen hat der Datenschutz oberste Priorität. Neben der hinreichenden Verschlüsselung der medizinischen Daten müssen die Datenschutzrichtlinien nach DSGVO zu jedem Zeitpunkt eingehalten werden.

Das Teledermatologie-Unternehmen derma2go AG wurde 2018 von Dermatologen in der Schweiz gegründet. Seither werden weltweit Patienten über diese Plattform beraten, insbesondere in den Ländern Deutschland, Österreich, Schweiz und Spanien. Hinter der Plattform steht ein Netzwerk aus führenden Fachärzten, die Patienten mit Hautbeschwerden innerhalb weniger Stunden online beraten. Auch mehrere Universitätskliniken in Deutschland und der Schweiz haben sich dem Netzwerk bereits angeschlossen. Teilnehmende Ärzte können so ihre Privat-Sprechstunde um das digitale Angebot erweitern und zeitlich flexibel arbeiten. Das Tool lässt sich einfach und individuell in die Praxis- und Klinik-IT-Landschaft integrieren.

Patienten haben die Möglichkeit über das Online-Tool (www.derma2go.com) ihre medizinischen Beschwerden zu beschreiben und Bilder ihrer Hautveränderungen hochzuladen. Auf Grundlage dieser Informationen kann der Hautarzt, wenn möglich, eine Diagnose stellen sowie Therapie verordnen, welche sich der Patient anschließend direkt nach Hause liefern lassen kann. Besteht eine medizinische Notwendigkeit, kann der Patient zu einer persönlichen Behandlung geladen werden.

Vorteile der Teledermatologie für Ärzte

  • Validierter, medizinischer Fragebogen sorgt für gleichbleibend hohe Qualität der Konsultation

  • Durch eine Triage wird weniger Zeit pro Patient benötigt

  • Zeitliche und örtliche Flexibilität der digitalen Behandlung

  • Kostensparende Infrastruktur

  • Vorteile der Teledermatologie für Patienten

  • Kürzere Wartezeit bis zur Behandlung

  • Zugriff auf führende Fachärzte

  • Preisgünstige und zuverlässige Diagnose

1.
Greis
C
,
Meier Zürcher
C
,
Djamei
V
,
Moser
A
,
Lautenschlager
S
,
Navarini
AA
.
Unmet digital health service needs in dermatology patients
.
J Dermatolog Treat
.
2018 Nov
;
29
(
7
):
643
7
.
Epub 2018 Mar 14. PMID: 29455570
.
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