Abstract
Alopecia areata (AA) is a nonscarring alopecia with an autoimmune etiology, unpredictable course, multiple presentations, and variable psychological distress. We conducted a cross-sectional study which included 126 patients with AA. A complete medical history was documented using the Severity Alopecia Tool (SALT) to assess the severity of the disease, and the following questionnaires were applied to the participants: the Dermatology Life Quality Index (DLQI), Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS), Plutchik Suicide Risk Scale, and the Perceived Stress Scale (PSS-14) for adults. The Child Dermatology Life Quality Index (cDLQI) and the Birleson Depression Self-Rating Scale questionnaires were applied for children. Quality of life (QoL) disturbance was detected in 77.6% of adult participants, 65.9% of them had signs of depression or anxiety, and 12.8% were at risk of committing suicide. The PSS-14 average score for adults was 24.5. QoL disturbance was detected in 76.7% of children participants, and 6.3% of them showed signs of depression with the Birleson Depression Self-Rating Scale. We conclude that patients with AA could experience changes in their QoL and signs of depression, anxiety, and suicide risk, mainly in the adult population, during the course of the disease.
Transfer in die Praxis von Prof. Dr. Uwe Gieler (Giessen)
Hintergrund
Die Alopecia areata (AA) gilt als klassische immunologisch getriggerte Haarerkrankung, die sehr häufig im Zusammenhang mit psychosozialen Aspekten zitiert wird. Es sind schon zahlreiche Publikationen erschienen, die, wie auch Velez-Muniz et al., einen Zusammenhang zwischen AA und einer Einschränkung der Lebensqualität sowie eine Korrelation mit affektiven Störungen sehen [1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11]. In einer Metaanalyse von 19 Studien mit insgesamt 1271 Patienten konnte dieser Zusammenhang ebenfalls klar gezeigt werden. Offenbar litten betroffene Mädchen und Frauen noch stärker als männliche Betroffene [12]. Dies konnte auch in qualitativen Studien gefunden werden [13].
Insbesondere wurde immer wieder dargestellt, dass Patienten mit AA eine höhere Rate an Lebensereignissen kurz vor dem Ausbruch der Erkrankung haben als entsprechende Vergleichsgruppen [14,15,16,17,18]. Zum Teil zeigten sich gravierende Unterschiede zwischen 65% Stressereignisse (Life-Events) in der Gruppe mit AA und nur 22% Life-Events in der Vergleichsgruppe [19]. In anderen Studien wird von nur 9,5% Life-Events vor Ausbruch der AA berichtet [20].
Die Erklärung für diesen deutlichen psychosomatischen Zusammenhang könnte in der psychoimmunologischen Reaktivität am Haarfollikel liegen [21,22].
Ergebnisse der Studie
Die von Velez-Muniz und Koautoren in ihrer Hautklinik in Mexiko an 126 AA-Patienten durchgeführte Studie untersuchte mit einer umfangreichen psychologischen Testbatterie Korrelationen der AA mit Lebensqualität, Angst und Depression, Suizidrisiko und Stressfaktoren anhand validierter Fragebögen. Eine Einschränkung der Lebensqualität fand sich in 77,6% der erwachsenen Patienten mit AA. 65,9% hatten Symptome einer Depression- oder Angststörung, 12,8% gaben ein Risiko zur Suizidalität an und auch die erlebten Stressfaktoren waren im Durchschnitt relativ gesehen höher als in einer vergleichbaren Normalpopulation. Auch die untersuchten Kinder zeigten in 76,7% vergleichbar hohe Einschränkungen der Lebensqualität mit lediglich 6,3% die Zeichen einer Depression aufwiesen. Das Besondere der Studie war, dass auch der Schweregrad der AA mittels des Severity Alopecia Tools (SALT) diagnostiziert wurde und dieser Schweregrad keine Korrelation mit Lebensqualität oder Depression hatte [23].
Kritik und Fazit für die Praxis
Die Datenlage zu psychosomatischen Begleiterscheinungen bei der Alopecia areata kann als evident angesehen werden. Die hier dargestellte Studie unterstreicht dies für die Situation in Mexiko [23 ]und konnte zudem zeigen, dass es keine Korrelation zwischen Schweregrad und psychischer Begleitsymptomatik gibt. Schwieriger ist sicher die Erklärung, warum es durch häufiger vorkommende Life-events zur Entwicklung einer Alopecia areata kommt. Insofern stellt die AA eine prototypische Erkrankung in der Psychodermatologie dar, bei der es möglich wäre, zu untersuchen, wie Stressfaktoren chronische Hauterkrankungen auslösen. Bisher ist dies bereits in Mäusestudien gemacht worden [24] und eine mögliche neurogene Entzündung wird als auslösender Faktor diskutiert (Abb. 1) [25].
Aufrechterhaltung und Zusammenbruch des Immunprivilegs der Haarfollikel, ausführlich erörtert in der Arbeit von Azzawi S. et al. [25]
Aufrechterhaltung und Zusammenbruch des Immunprivilegs der Haarfollikel, ausführlich erörtert in der Arbeit von Azzawi S. et al. [25]
Inwiefern psychotherapeutische Ansätze eine Besserung der Alopecia areata zeigen, ist bisher in Studien nicht untersucht worden. Auch wenn eine psychosomatische Unterstützung ebenfalls in den Leitlinien vorgeschlagen wird, so ist doch die psychotherapeutische Effektivität im Rahmen von Studien kaum untersucht. Lediglich Studien zur familiären Unterstützung, zur Mindfulness Psychotherapie und zur Hypnose sind publiziert, die eine mögliche Besserung zumindest der Krankheitsverarbeitung nahelegen [26,27,28]. Hier bleibt noch einiges zu tun.
Für die Diagnostik bei der AA muss gefordert werden, dass die offensichtlichen Zusammenhänge zwischen Lebensereignissen und psychosomatischen Komorbiditäten einschließlich der Suizidalität zu jedem Erstanamnesegespräch dazugehören, um eine frühzeitige Behandlung zur Abwehr von Chronizität und Stigmatisierung zu ermöglichen.
Disclosure Statement
Der Autor hat zu dem Thema keine Interessenkonflikte