Leibniz-Institut für Photonische Technologien e.V. | Auf dem Weg zur endoskopischen Krebsdiagnose
Eine kompakte, faseroptische Sonde gibt Einblick in die molekulare Struktur von biologischem Gewebe - schnell und ohne spezielle Färbetechniken. Ein wissenschaftliches Team des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien Jena und der Friedrich-Schiller-Universität Jena erforschte und entwickelte in Zusammenarbeit mit der Firma Grintech die neue Fasersonde, welche mehrere nicht-lineare Bildgebungsverfahren zur Gewebeanalyse nutzt [1]. Im Unterschied zu herkömmlichen sphärischen Linsen fokussieren sie das Laserlicht mittels kontinuierlicher Änderungen im Brechungsindex des Linsenmaterials. Dem Team aus Wissenschaft und Wirtschaft gelang es, Linsen mit nur 1,8 Millimeter Durchmesser in die Fasersonde zu integrieren.
«Bei dem dargestellten Multimodalbild handelt es sich um drei überlagerte Einzelbilder von gesundem, menschlichem Hautgewebe», erläutert Prof. Jürgen Popp, wissenschaftlicher Direktor am Leibniz-IPHT und Leiter des Forschungsprojekts. Die Abbildung zeigt einen Gewebereich von ca. 500 × 500 μm. Die Einzelbilder stellen jeweils eine nichtlineare spektroskopische Modalität dar, sie wurden in ca. 90 s parallel an einem Laser-Scanning-Mikroskop aufgenommen. Der rote Bereich gibt Aufschluss über die molekulare Fett- und Proteinzusammensetzung im Gewebe, der blaue Bereich hebt das Vorhandensein von extrazellulärem Stützgewebe wie Kollagen vor. Die «grüne» Modalität zeigt zumeist morphologische Eigenschaften des Gewebes, insbesondere NADPH, Porphyrine, Kollagene und Elastine. Alle drei Modalitäten zusammen resultieren in einer detaillierten Strukturaufklärung inklusive chemischer Zusammensetzung des untersuchten Gewebes.
Noch befindet sich das Bildgebungsverfahren in der technischen Entwicklung. Diese spektroskopische Untersuchung des Hautgewebes diente lediglich zur Überprüfung der Funktionalität, sodass ein qualitativer Vergleich zu bereits vorhandenen und etablierten bildgebenden Methoden gezogen werden kann. Erst im nächsten Schritt wird die Sonde für echte Gewebeanalysen eingesetzt, um z.B. Hautkrebs zu erkennen oder Hohlorgane wie Blase oder Darm zu untersuchen. Ein kompaktes Endoskop, das die neuen Bildgebungstechniken nutzt, könnte zukünftig die aufwendige Entnahme und Diagnostiken von Gewebeproben ersetzten.
Literatur
1 Lukic A, Dochow S, Bae H, et al.: Endoscopic fiber probe for nonlinear spectroscopic imaging. Optica 2017;4:496-501.
www.leibniz-ipht.de → Aktuelles
Charité Berlin | Erfolgreiche Behandlung der induzierten Nesselsucht mit Omalizumab
Bei der Kälteurtikaria und der Urticaria factitia, zwei unterschiedlichen Formen der Nesselsucht, rufen bestimmte physikalische Reize wie Kälte oder Reibung stark juckende Quaddeln auf der Haut der Patienten hervor. Dadurch sind die Betroffenen in ihrer Lebensqualität oft eingeschränkt, sie müssen ihr Sozialleben und ihre Berufswahl der Erkrankung anpassen.
In zwei Investigator-initiierten, multizentrischen, randomisierten und Placebo-kontrollierten Studien behandelten Wissenschaftler der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie 61 Patienten mit Urticaria factitia und 31 Patienten mit Kälteurtikaria über einen Zeitraum von drei Monaten mit dem monoklonalen Antikörper Omalizumab [1]. Um die Effektivität der Behandlung zu überprüfen, wurde bei allen Studienteilnehmern der individuelle Schwellenwert zur Auslösung der Krankheitssymptome mithilfe objektiver Messverfahren bestimmt: zunächst vor Gabe der Medikation, dann alle vier Wochen nach Erhalt der ersten zwei und zwei Wochen nach der letzten Gabe. Im Ergebnis zeigte sich für beide Krankheitsbilder, dass Omalizumab zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden führte. Knapp die Hälfte der Patienten mit Kälteurtikaria und Urticaria factitia waren nach der Behandlung sogar vollständig vor dem Auftreten der Beschwerden geschützt - auch nach Kontakt mit den entsprechenden Reizen.
Literatur
1 Metz M, Schütz A, Weller K, et al.: Omalizumab is effective in cold urticaria - results of a randomized, placebo-controlled trial. J Allergy Clin Immunol 2017;4:S0091-6749.
www.charite.de → Pressemitteilungen
European Society of Tattoo and Pigment Research | Allergien durch Tattoos - eine dermatologische Herausforderung
Ende März fand die 3. Jahrestagung der European Society of Tattoo an Pigment Research (ESTP) in Regensburg statt. Das Programm bot Tätowierern, Wissenschaftlern und Medizinern eine Plattform zum Austausch.Karger Kompass Dermatologie hat diese Gelegenheit genutzt, um den Kongresspräsidenten Prof. Wolfgang Bäumler (Regensburg) zum Dialog dieser so verschiedenen Interessensgruppen zu befragen.
Wie lautet Ihr Fazit als Kongresspräsident?
Die Tagung fand in diesem Jahr bereits zum 3. Mal statt. Wie schon bei den vorherigen Tagungen hat es mich wieder fasziniert, wie viele unterschiedliche Disziplinen daran beteiligt waren: Tattookünstler, Großhändler von Tattoofarben, Wissenschaftler, Mediziner und Vertreter von Regulierungsbehörden haben teilweise sehr heftig aber konstruktiv miteinander diskutiert. Insgesamt kamen rund 150 Teilnehmer. Die ESTP ist die einzige Gesellschaft dieser Art weltweit.
Welche Relevanz hat das Thema Tätowierung in unserer Gesellschaft?
Die Folgen von Tätowierung sind ein gesellschaftliches Problem: Laut Bericht der EU sind ca. 12% der erwachsenen Europäer tätowiert. Damit sind 60 Millionen Menschen in der EU potenziell von den negativen Folgen einer Tätowierung betroffen. Zum Vergleich: In den USA liegt die Zahl der Tätowierten bei etwa 29%.
Was sind häufige gesundheitliche Folgen einer Tätowierung, mit denen der Dermatologe konfrontiert wird?
Neben den bakteriellen Infektionen infolge einer mangelhaften Hygiene beim Stechen selbst und bei der Nachsorge sind vor allem die allergischen Reaktionen auf das Tattoo eine medizinische Herausforderung. Denn das Allergen befindet sich ja direkt in der Haut. Meist bringt der Tätowierte keine Angaben zu den Inhaltsstoffen der Tattoofarben mit. Es kann sich dabei um einen Injektionscocktail von bis zu 100 verschiedenen Inhaltsstoffen handeln, der nicht selten ohne regulierende Vorgaben hergestellt wurde. Eine Chargennummer oder genaue Inhaltsangaben sucht man meist vergeblich. Das Restrisiko trägt also immer der Tätowierte selbst.
Bisher ist es nicht gelungen, eine verbindliche Regelung für die Zusammensetzung von Tattoofarben in der EU einzuführen. Woran scheitert es?
In einzelnen Ländern wie Deutschland, Dänemark, Schweden oder in den Niederlanden gibt es jeweils eine nationale Tätowiermittelverordnung. Sie betrifft die Tätowier- und Pigmentierfarben und regelt unter anderem die Mitteilungspflichten der Hersteller, die Kennzeichnung sowie verbotene Inhaltsstoffe. Aber es fehlen europaweit gültige Mindeststandards, die die Zusammensetzung der Farben definieren und als solche auch für den Tattookünstler und den Tätowierten erkennbar sind. Eine Positivliste für «unbedenkliche» Farbstoffe wäre sehr hilfreich für die Verbraucher. Hierzu fehlt es aber an epidemiologischen Daten zu den Folgeerkrankungen von Tätowierungen, idealerweise in Form eines nationalen oder sogar internationalen Registers.
Wer könnte ein solches Register aufbauen?
Ideal wäre es, das Wissen auch hierzulande in «Tattoo-Kliniken» zu bündeln, wie es sie schon in Dänemark und Holland gibt. Der niedergelassene Dermatologe könnte seine Fälle zur weiteren Abklärung dorthin überweisen oder Gewebeproben einsenden. Die Gewebeproben könnten zentral analysiert werden und somit eine Datenbasis geschaffen werden, um die Auslöser dieser Hautreaktionen zu identifizieren. Die Spezialisten könnten dem Patienten in Zukunft schneller helfen und zudem die epidemiologischen Daten zusammenführen. Diese Daten könnten auch helfen, gewisse Substanzen oder ganze Farbmischungen zu bannen.
Herr Professor Bäumler, vielen Dank für dieses Gespräch!
Weiterführende Informationen zum Thema
Serup J, Bäumler W (eds): Diagnosis and Therapy of Tatoo Complications. Basel, Kager, 2017.
European Society on Tattoo and Pigment research: www.estpresearch.org
Europäische Kommission: Europäisches Frühwarnsystem zu gefährlichen Non-Food-Produkten «Rapid Alert System for dangerous non-food products» (RAPEX)
Gesunde Ernährung, sichere Lebensmittel → sichere Produkte und Gesundheit → chemische Stoffe und Produktsicherheit → Tätowiermittel: Verbotene Inhaltsstoffe
Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) | Das Votum der Patienten wird gehört
Die Europäischen Arzneimittelbehörte (EMA) wird künftig Patienten regelmäßig in Beratungsprozesse vor einer Zulassungsentscheidung einbeziehen. Der Ausschuss für Humanarzneimittel zog jetzt positive Bilanz aus einem Pilotprojekt zur Patientenbeteiligung. Im Zeitraum September 2014 bis Dezember 2016 nahmen Patienten an einigen spezifischen mündlichen Beratungen zu sechs Wirkstoffen teil, um ihre Sicht auf Nutzen und Risiken einzubringen. In dem Projekt stand unter anderem Afamelanotid zu Diskussion, ein Wirkstoff in einem Implantat zur Behandlung von erythropoetischer Protoporphyrie.
Im Rahmen des Pilotprojekts hatte das Gremium jeweils mindestens zwei Patienten oder Angehörige eingeladen, die über persönliche Erfahrung zur betreffenden Indikation verfügten. Dazu wurden geeignete Patientenverbände im Netzwerk der EMA angesprochen sowie europäische und nationale Organisationen und interessierte Einzelpersonen. Um den Anzahl der beteiligten Patienten künftig zu steigern, will die EMA künftig auch eine Teilnahme per Telekonferenz oder schriftlicher Konsultation anbieten.
www.ema.europa.eu → Latest News → 08/05/2017
Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie | Argumentationshilfe für Off-Label-Use
Etwa 10-15% der Dermatika werden für Indikationen verordnet, für die sie nicht zugelassen sind. Dies gilt insbesondere für seltene dermatologische Erkrankungen, die Behandlung von Kindern sowie besondere Therapiesituationen. Hier bietet Soluderm eine Entscheidungshilfe - eine Wissensdatenbank zur sachgerechten Verordnung von dermatologischen Medikamenten im Off-Label-Use. Hierbei handelt es sich um ein Projekt des Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie, in Kooperation mit dem Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation und dem Hautärzte- und Laserzentrum Landau. In einem ständig wachsenden Melderegister können Fälle von Off-Label-Verordnungen dokumentiert werden. Neben medizinisch interessanten Verläufen zählt hierzu auch jeder durch eine gesetzliche Krankenkasse oder den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) beanstandete Fall von Off-Label-Verordnungen. Für diese Fälle stehen Argumentationshilfen und Referenzen zur sachgerechten Verordnung von Medikamenten im Off-Label-Use zum Herunterladen zur Verfügung.
www.soluderm.de → Datenbank → registrieren
Berufsverband der Deutschen Dermatologen | Kampagne «Bitte berühren - gemeinsam aktiv gegen Schuppenflechte»
Die bundesweite Kampagne «Bitte berühren - gemeinsam aktiv gegen Schuppenflechte» macht darauf aufmerksam, dass Betroffene körperlich und zugleich seelisch an dieser chronischen Hauterkrankung leiden. Aufgrund ihrer sichtbar entzündeten Hautstellen plagen Menschen mit Schuppenflechte immer wieder Ängste, und oft leidet auch ihr Selbstvertrauen. Sie ziehen sich deshalb zurück und erfahren weniger zwischenmenschliche Nähe und Körperkontakt als Hautgesunde. Die Kampagne stellt in den Fokus, wie Betroffene ihre Lebensqualität verbessern und Berührungen wieder genießen können.
Die Kampagne wurde 2016 von der Initiative «Gemeinsam aktiv gegen Schuppenflechte» vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) ins Leben gerufen. Nun wurde der Dienst um einen kostenlosen Online-Expertenrat erweitert. Die Fragen der Betroffenen und die Antworten der Experten werden dabei - auf Wunsch anonymisiert - auf der Website veröffentlicht, sodass möglichst viele von der Online-Beratung profitieren können.
Helmholtz Zentrum München | Orientierungshilfe zu Allergien
Das Helmholtz Zentrum München hat ein onlinebasiertes Informationsportal rund um das Thema Allergien freigeschaltet. Es informiert über Krankheitsbilder, Allergene, Diagnose und Therapie. Weitere Rubriken bieten aktuelle Nachrichten, beleuchten relevante Forschungsdisziplinen und verlinken zu Fachverbänden und Patientenorganisationen. Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München, erläutert: «Trotz des drastischen Anstiegs allergischer Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten ist deren Erforschung bislang nur unzureichend vorangekommen. Das Helmholtz Zentrum München hat zusammen mit seinen Partnern ein Allergieforschungsprogramm entwickelt und wird dessen Umsetzung in den nächsten Jahren voranbringen.» Ziel ist es, mit dem Allergieinformationsdienst das Wissen aktuell, unabhängig und direkt aus der Wissenschaft an die Betroffenen weiterzugeben.
Internationaler Hautschutztag | Bewusstsein für Prävention stärken
Anfang Mai fand der Internationale Hautschutztag auf Einladung der Deb-Stoko GmbH in Neuss statt. Vor einem internationalen Auditorium widmeten sich die Referenten in ihren Fachbeiträgen unter anderem der Frage, wie man Hautschutzmaßnahmen in Betrieben erfolgreich verankert und welche Konsequenzen sich aus Berufskrankheit 5103 (Plattenepithelkarzinom) für den betrieblichen UV-Schutz ergeben sowie den rechtlich-regulatorischen Herausforderungen, denen sich die Hersteller von Hautschutzprodukten gegenübersehen.
Prof. Swen Malte John, Chefarzt des Instituts für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation an der Universität Osnabrück, skizzierte den betrieblichen Hautschutz aus europäischer Perspektive. Durch die konsequente Umsetzung von Therapiemaßnahmen sei es gelungen, viele Menschen, die von der Berufsunfähigkeit bedroht waren, in ihren Tätigkeiten zu halten. Trotzdem müsse konsequent weiter in die Aufklärung und die Prävention investiert werden. Denn der Hautschutz scheitere oft nicht an den zur Verfügung stehenden Mitteln, sondern vor allem am Bewusstsein der Betroffenen.
Mitarbeiter zum Hautschutz motivieren
Ein Schlüssel zum Erfolg ist die sogenannte Selbstwirksamkeit: Das bedeutet, man weiß nicht nur, was man tun muss, sondern erhält auch einen genauen Plan für die Umsetzung der Maßnahme. Übertragen auf den Metallarbeiter heißt das etwa, dass ihm die passenden Pflegeprodukte zur Verfügung stehen, er weiß, welchen Zweck sie erfüllen, wie und nicht zuletzt wann und wo sie anzuwenden sind. Hilfreich kann es darüber hinaus sein, eine unangenehme Handlung - also das Eincremen der Hände - mit einer angenehmen oder neutralen mental zu verknüpfen. Die Handpflege fällt unter Umständen leichter, wenn sie als Bestandteil der Handreinigung aufgenommen wird.
Hautkrebs als Berufskrankheit
Eine allgemeine Einführung in das Thema des beruflichen UV-Hautschutzes lieferte Prof. Christian Surber, dermatologische Universitätskliniken in Basel und Zürich. Schutzkleidung, Schatten und die Meidung direkter Sonneneinstrahlung seien die effektivsten Mittel, erst danach folgen die Sonnenschutzcremes. Bei ihnen komme es auf den richtigen Zeitpunkt der Applikation und auf die richtige Dosierung an. Die immer beliebter werdenden Schutzsprays seien auch aus diesem Grund nicht zu empfehlen: Der Großteil verliert sich noch vor dem Auftreffen der Strahlen auf der Haut. Bei unzureichendem Schutz sei das Risiko, an einem Plattenepithelkarzinom zu erkranken, gerade für Menschen mit Berufen im Freien immens.
Pressemeldung Deb-Stoko