Zusammenfassung
Hintergrund: Vitiligo kann sich negativ auf die Lebensqualität (LQ) eines Patienten auswirken. Ein spezieller Fragebogen dazu, der VitiQoL (vitiligo-specific quality-of-life instrument), wurde in englischer Sprache entwickelt und validiert. Das Instrument wurde ins brasilianische Portugiesisch übersetzt, kulturspezifisch adaptiert und validiert (VitiQoL-PB). Ziel: Das Ziel dieser Studie war die Beurteilung der LQ einer Stichprobe von Patienten mit Vitiligo; bei erwachsenen Patienten mittels VitiQoL und DLQI (Dermatology Life Quality Index) und bei Kindern und Jugendlichen mittels CDLQI (Children's Dermatology Life Quality Index). Methoden: Die Teilnehmer wurden an einer ambulanten dermatologischen Klinik und einer Privatpraxis in Porto Alegre ausgewählt. Die LQ der Kinder wurde mit dem CDLQI-Fragebogen evaluiert. Bei den erwachsenen Patienten verwendeten wir den VitiQoL-PB- und den DLQI-Fragebogen. Ergebnisse: Zwischen den Scores des Gesamt-VitiQoL und des DLQI war eine starke Korrelation zu verzeichnen (r = 0,81; p < 0,001). Der Faktor, der sich am stärksten auf das Endergebnis des VitiQoL auswirkte, war das Stigma. In unserer Stichprobe erzielten Frauen höhere Scores als Männer (p < 0,05). Psychische Probleme waren mit geringerer LQ assoziiert. Bei den Kindern betrug der CDLQI-Score im Median 3 (Quartilsabstand 1,3-7,3). Zwischen dem Alter des Kindes/Jugendlichen und dem CDLQI-Score bestand eine statistisch signifikante Korrelation (rs = 0,41; p = 0,044). Schlussfolgerung: Diese Studie bestätigt, dass der VitiQoL einfach einzusetzen ist und wichtige zusätzliche Informationen zur Auswirkung der Vitiligo auf eine südamerikanische Patientenpopulation liefert. Stigmatisierung spielt bei dieser Krankheit eine sehr große Rolle. Manche Patientengruppen sind hierfür besonders anfällig, z.B. Frauen, Patienten mit psychischen Erkrankungen und Jugendliche.
Transfer in die Praxis von Dr. Ina Zschocke (Hamburg)
Hintergrund
Ein Teilbereich der Dermatologie befasst sich schon seit Langem mit dem Zusammenhang zwischen dermatologischen Erkrankungen und psychischen Auslösefaktoren sowie der Auswirkung von Hauterkrankungen auf das Erleben und Verhalten von Patienten. Dieser Teilbereich, die Psychodermatologie, hat sich dabei vorwiegend auf chronische Erkrankungen, insbesondere die atopische Dermatitis oder die Psoriasis sowie die Auswirkungen von verschiedenen dermatologischen Indikationen auf die Lebensqualität spezialisiert; insbesondere zur Lebensqualität sind eine Vielzahl von krankheitsspezifischen Fragebögen sowie übergeordnet allgemeinen Lebensqualitätsinventaren entwickelt worden. Der DLQI (Dermatology Life Quality Index [1]) hat sich dabei am stärksten etabliert und erlaubt den Vergleich des Einflusses verschiedenster Hauterkrankungen auf unterschiedliche Aspekte der Lebensqualität.
Die Autoren der vorliegenden Studie haben die Lebensqualitätseinschränkungen von Patienten mit Vitiligo mit einem speziell für diese Indikation entwickelten Fragebogen (VitiQoL) sowie ergänzend mit dem DLQI untersucht.
Studienergebnisse
Catucci Boza et al. konnten mit ihrer Studie an 117 Patienten (93 Erwachsene und 24 Kinder) zeigen, dass Vitiligo, die nicht lebensbedrohlich ist und vorrangig Auswirkungen auf das äußere Erscheinungsbild hat, die Lebensqualität der Patienten massiv beeinträchtigen kann. Damit konnten Catucci Boza et al. Ergebnisse belegen, die von einigen Arbeitsgruppen in den letzten Jahren bereits dargestellt wurden: Patienten mit Vitiligo sind in ihrem Befinden teilweise massiv eingeschränkt, insbesondere das Gefühl der Stigmatisierung und der negativen Auswirkungen auf das Sozialleben ist bei diesen Patienten stark ausgeprägt.
Interessant ist die Beobachtung, dass ca. ein Viertel der Patienten besondere Lebensereignisse wie den Verlust naher Angehöriger oder Freunde als auslösende Faktoren für die Vitiligo beschrieben.
Catucci Boza et al. fanden in ihrer Fragebogen-Erhebung außerdem signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen; Frauen zeigten deutlich höhere Ausprägungen in der psychischen Belastung. Außerdem zeigte sich ein Zusammenhang zwischen früheren psychiatrischen Erkrankungen und der krankheitsspezifischen Lebensqualität.
Besonders interessant sind die Beobachtungen zu Belastungen bei Kindern, die bislang noch nicht untersucht worden waren: So wurde ein enger Zusammenhang zwischen dem Alter der Kinder/ Jugendlichen und der Lebensqualität gefunden, wobei die Belastung unter Adoleszenten am größten und insbesondere das Selbstbewusstsein eingeschränkt war.
Fazit für die Praxis
Catucci Boza et al. haben die Vitiligo-spezifischen Fragen mit dem Fragebogen DLQI kombiniert; die enge Korrelation zwischen beiden Fragebögen und die Übereinstimmung der Ergebnisse unterstützen die Aussagen, die auf Basis der Studienergebnisse getroffen werden können.
Ein besonderer Wert der Studie liegt in der Erfassung von Einschränkungen der Lebensqualität bei Kindern mit Vitiligo. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Erkrankung meist im frühen Kindesalter auftritt, ist es umso wichtiger, psychische Belastungen in dieser Lebenszeit zu erkennen, sodass frühzeitig Unterstützung angeboten werden und langfristige psychische Belastungen im Umgang mit Vitiligo vermieden werden können.
Ein interessanter Aspekt ist der korrelative Zusammenhang zwischen psychiatrischen Erkrankungen und durch die Vitiligo bedingten Lebensqualitätseinschränkungen; dies könnte ein Hinweis auf ein hohes Ausmaß an Belastungen sein; allerdings bleibt offen, welche psychiatrischen Erkrankungen untersucht wurden, und die Fallzahl der Studie war zu gering, um verallgemeinernde Schlussfolgerungen zu ziehen. Es wäre wünschenswert, wenn die Fragestellungen an größeren Patientenzahlen untersucht würden.
Disclosure Statement
Hiermit erkläre ich, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorliegenden Beitrag bestehen.