Während Psoriasis-Erkrankungen der Haut weit verbreitet sind, wird die Existenz oraler Manifestationsformen in Frage gestellt. Die definitive Diagnose einer oralen Psoriasis kann schwierig sein, da die Erscheinungsbilder vielfältig sind, die klinischen und histologischen Merkmale sich mit denen verschiedener anderer Erkrankungen überschneiden und kein Konsens besteht. Wir geben eine Übersicht zum Thema orale Psoriasis, gehen auf das variable klinische Erscheinungsbild ein und beschreiben die Differenzialdiagnostik und mögliche Behandlungsstrategien.

Eine Beteiligung der Mundhöhle ist bei Psoriasis ungewöhnlich. Kaposi schrieb 1895: «Genau wie Hebra habe ich noch nie ein Krankheitsbild gesehen, das einer Psoriasis auf der Schleimhaut der Mundhöhle entsprach - zwar habe ich bei einigen Psoriasis-Patienten graue Flecken gefunden, diese waren jedoch auf Syphilis oder nicht-syphilitische bukkale Leukoplakie (Schwimmer) zurückzuführen» [1,2]. Obwohl die Existenz der oralen Psoriasis weiterhin Gegenstand von Kontroversen ist [3,4,5], kommt ein Befall der Mund- und anderer Schleimhäute durchaus vor, wenn auch selten [3,6,7], insbesondere im Rahmen bestimmter Subtypen von Psoriasis wie z.B. generalisierter pustulöser oder erythrodermischer Formen [3,4]. Heute ist gemeinhin anerkannt, dass sich bei einigen Patienten mit Psoriasis synchron zu ihrer Hauterkrankung auch orale Läsionen manifestieren [4] und dass authentische orale Manifestationen ähnliche histopathologische Merkmale haben wie die kutane Erkrankung und auch einen parallelen klinischen Verlauf nehmen wie diese [3,4,5,8,9,10]. Eine einschlägige familiäre Vorgeschichte sowie eine positive HLA-Typisierung für die Gene B13, B17, B37, Cw4 oder Cw6, welche häufig mit Psoriasis assoziiert sind, gelten ebenfalls als klarer Hinweis auf diese Diagnose [3,8,11,12]. Isolierte Berichte von oralen Läsionen mit charakteristischen histologischen Veränderungen in Abwesenheit einer Psoriasis-Erkrankung der Haut [3,9] zeigen möglicherweise eine Psoriasis-Manifestation bei Patienten, die sich in Remission von einer vorausgehenden Hauterkrankung befinden [4,9] oder eine positive Familienanamnese haben [4,13,14]. Wenn die genannten diagnostischen Kriterien nicht vorliegen, sind verdächtige orale Befunde möglicherweise eher als psoriasiforme Mukositis zu betrachten und nicht als orale Psoriasis [12].

Die wahre Inzidenz der oralen Beteiligung bei Psoriasis ist nicht bekannt. Diese Ungewissheit beruht unserer Ansicht nach darauf, dass nur bei den wenigsten Psoriasis-Patienten die Mundhöhle eingehend untersucht wird [15]. Noch seltener wird bei bekannter Psoriasis eine Schleimhautbiopsie vorgenommen [15]. Obwohl der unseres Wissens erste Bericht über einen histologisch gesicherten Fall oraler Psoriasis bereits 1903 von Oppenheim vorgelegt wurde [16], wurden die meisten frühen Fälle klinisch diagnostiziert, ohne Biopsie zur histologischen Bestätigung [10]. Mangelhafte Datenqualität lässt somit die in der Literatur angegebenen Inzidenzraten fraglich erscheinen [10]. Dass so wenige Berichte über Fälle von oraler Beteiligung vorliegen, kann auch an einer erhöhten epithelialen Umsatzrate der Hautläsionen liegen, die annähernd der von gesundem oralen Epithel entspricht, sodass die oralen Veränderungen klinisch subtil und schwer zu erkennen sind [4,17]. Zusätzlich verschärft wird das Problem der unerkannt bleibenden Läsionen vermutlich dadurch, dass sie nicht mit Symptomen oder Veränderungen der klinischen und histologischen Eigenschaften des oralen Milieus assoziiert sind [4]. Die Mundschleimhaut unterscheidet sich morphologisch und immunhistologisch vom kutanen Epithel [18]. Das seltene Auftreten der oralen Psoriasis spiegelt möglicherweise die Variabilität der Expression von Oberflächen-Kohlenhydratstrukturen zwischen diesen Geweben wider. So kommt beispielsweise das Glykoprotein Corneodesmosin, das vermutlich an der Entstehung von Psoriasis beteiligt ist, im Haut-, nicht jedoch im Schleimhautepithel vor [18,19].

Eine psoriatische Beteiligung des Lippenrots [20,21] und der Perioralregion [22] ist selten und geht teils mit einer Beteiligung der Mundhöhle einher, teils nicht [3,20,21,23]. Psoriasis-Befall der Lippen unabhängig von [22], gleichzeitig mit [21] oder vor dem Auftreten typischer kutaner Läsionen ist in der Vergangenheit dokumentiert worden [3,20]. Das Lippenrot verhornt teilweise. Somit verhält sich ein Psoriasis-Befall der Lippen ähnlich wie Hautläsionen [18]. Mögliche Merkmale sind diffuse Rötung, Fissuren, silbrige Schuppen und Desquamation, die von den Kommissuren ausgehen und sich auf beide Lippen ausbreiten [20,21,22]. Gelegentliche Blutungen, seröse Exsudation sowie Juckreiz und Beschwerden, die durch Kauen und Lippenbewegungen verschlimmert werden, können ebenfalls vorliegen [22]. Psoriasis der Lippen kann bei Patienten mit entsprechender genetischer Prädisposition nach einer Cheilitis oder einem minimalen Trauma auftreten. Brenner et al. [24] berichteten über das Auftreten von Lippen-Psoriasis im Rahmen eines Köbner-Phänomens bei einer Patientin, bei der chronische Traumatisierung durch maxilläre Gebissprotrusion der Auslöser für die Psoriasis-Erkrankung war. Ungeachtet der Chronizität können die geteilten Zeichen und Symptome sowie die atypische Lokalisation dazu führen, dass Psoriasis der Lippe mit aktinischer Cheilitis, chronischem Ekzem, aktinischer Dermatitis, chronischer Candidiasis oder Leukoplakie verwechselt und die Diagnosestellung hierdurch verzögert wird [22].

Es besteht kein Konsens über die authentisch oralen Manifestationen der Psoriasis; jedoch wurde eine Reihe morphologischer Muster beschrieben [7]. Hierzu zählen ein diffuses, intensives Erythem der Schleimhaut in Verbindung mit akuten Psoriasis-Schüben sowie scharf begrenzte, ringförmige, weiße oder grau-gelbliche Läsionen und gemischte ulzerierende, vesikuläre, pustulöse und verhärteten Läsionen [3,4,9,18]. Psoriasis-Manifestationen können unterschiedliche Stellen der Mundhöhle betreffen [3,9], am häufigsten die Wangenschleimhaut [4]. Gaumen und Gingiva sind ungewöhnliche Lokalisationen [4,9]. Orale Befunde sind oft transitorisch, migrierend und mit täglich fluktuierender Prominenz, parallel zur Exazerbation oder Remission der Hautläsionen [4,10]. Punktförmige Blutungen, die an das Auspitz-Phänomen der Haut erinnern, können auch in der betroffenen Schleimhaut auftreten [4,14].

Auch eine bei Psoriasis-Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöhte Prävalenz von benigner migratorischer Glossitis (BMG) und Lingua plicata (LP) ist in mehreren Studien beschrieben worden [5,8,25,26], was einige Kliniker dazu veranlasst hat, entsprechende Befunde in der Mundhöhle als «orale Psoriasis» einzustufen [4,8,11]. Als BMG, Landkartenzunge oder Wanderplaques der Zunge wird eine häufig vorkommende entzündliche Erkrankung unbekannter Ätiologie auf dem Rücken und den Seiten der Zunge bezeichnet [27]. Sie entwickelt sich von einer lokalisierten Desquamation von Papillae filiformes zu multifokalen erythematösen Flecken mit weißen, erhabenen geschlängelten Rändern, die sich zentrifugal ausbreiten und sich im Zeitverlauf in Form, Größe, Lokalisation und Farbe zu verändern scheinen [8,15,27]. Betroffene Patienten bemerken die Erkrankung oft nicht, da die Läsionen typischerweise asymptomatisch bleiben [27]. Periodische Exazerbationen können auftreten und sind durch Brennen, insbesondere bei Exposition gegenüber scharfen Speisen, gekennzeichnet. Ein extraglossales Pendant zur BMG, von der die nicht-keratinisierten oralen Schleimhautoberflächen betroffen sind, wird als ektope Landkartenzunge, migratorische Stomatitis oder Erythema circinata migrans bezeichnet [8,10,15].

Die identischen histopathologischen Merkmale von BMG, Erythema circinata migrans und kutaner Psoriasis pustulosa sprechen dafür, dass diese oralen Veränderungen eine orale Psoriasis darstellen [4,10,18]. Die immunhistochemischen Untersuchungen zeigen außerdem, dass die Zusammensetzung des subepithelialen Infiltrats bei BMG der von psoriatischen Hautläsionen ähnelt (mit Prädominanz CD4-positiver Zellen im Makrophagen- und T-Zell-Infiltrat) [28]. Darüber hinaus scheint die Abheilung sowohl von BMG als auch von Hautläsionen unter Antipsoriatika auf eine gemeinsame Ätiologie hinzudeuten [29]. Trotz dieser Beobachtungen wird die Anerkennung der Landkartenzunge als echte orale Form der Psoriasis in Frage gestellt, vor allem in Fällen, in denen das Auftreten der Landkartenzunge dem der kutanen Psoriasis um viele Jahre vorausgeht.

LP, auch als Faltenzunge bezeichnet, ist durch eine oder mehrere anteroposterior verlaufende Furche(n) mit lateralen Verzweigungen auf dem Zungenrücken gekennzeichnet. Ulmansky et al. [11] postulierten, dass die BMG eine transitorische und die LP eine verzögerte, stabilere Ausdrucksform oraler Psoriasis ist. Die mit dem Alter zunehmende Inzidenz der LP lässt die postulierte Entwicklung der LP aus einer BMG plausibel erscheinen [5,11]. Allerdings führt das gemeinsame und untereinander unabhängige Auftreten von Psoriasis, LP und BMG in der Bevölkerung einige Autoren zur Einschätzung, dass das gleichzeitige Vorliegen zufällig ist [5,7]. LP und BMG stellen möglicherweise auch nicht-pathognomische orale Veränderungen dar, die im Zusammenhang mit kutaner Psoriasis mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auftreten [7]. Andere Autoren postulieren, dass LP- der häufigste orale Befund bei Psoriasis-Patienten [15] - nicht die charakteristische Histopathologie besitzt [15] und führen den beobachteten Zusammenhang zwischen BMG, LP und generalisierter Psoriasis pustulosa auf genetische Gemeinsamkeiten und einen polygenetischen Vererbungsweg zurück [5]. Interessanterweise scheint sowohl Psoriasis als auch BMG mit HLA-Cw6 assoziiert zu sein [15].

Die klinische Differenzialdiagnose zur oralen Psoriasis ist umfangreich und umfasst mehrere entzündliche, ulzerierende, blasenbildende und infektiöse Erkrankungen [4,9,18]. Insbesondere die klinische Unterscheidung zwischen Candidiasis, Reiter-Syndrom, entzündlichen Erkrankungen wie BMG, Erythema circinata und oraler Psoriasis - zusammenfassend als psoriasiforme Erkrankungen bezeichnet - kann schwierig sein [4,7,10,18]. Darüber hinaus können auch Schleimhautanomalien infolge schlecht sitzender Zahnprothesen, Wangenbeißen oder chronischen Rauchens dem Bild einer oralen Psoriasis ähneln [4]. Und diese Quellen oraler Reizung können im Zuge des Köbner-Phänomens auch die Entstehung neuer Läsionen fördern [4,8,9].

Das klinische Bild der oralen Candidiasis kann sich mit dem der oralen Psoriasis überschneiden. Fokale oder generalisierte psoriatische erythematöse Flecken der Mundschleimhaut beispielsweise sehen klinisch ähnlich aus wie atrophische Candidiasis oder prothesenassoziierte Stomatitis [3,14]. Darüber hinaus sind hyperplastische Reteleisten und intraepitheliale Neutrophile gemeinsame histopathologische Merkmale von Psoriasis und Candidiasis. Es gibt Berichte über Manifestationen der oralen Psoriasis als diffuse Erythembildung mit granulärer Struktur, die auf die Schleimhaut unter Prothesen begrenzt ist [3,14]. Bei entsprechender Indikation können eine negative PAS-Färbung eines oberflächlichen Abstrichs oder ein Gewebeschnitt aus der betroffenen Schleimhaut sowie ausbleibendes Ansprechen auf topische und systemische Antimykotika dazu beitragen, eine fungale Ätiologie auszuschließen [3,14].

Das Reiter-Syndrom, die häufigste Form der entzündlichen Polyarthritis, ist eine genetisch bedingte Erkrankung, die im Nachgang von gastrointestinalen oder urogenitalen Infektionen ausbricht [4]. Diese reaktive Form der Arthritis ist gekennzeichnet durch Urethritis, Konjunktivitis und Arthritis bei genetisch prädisponierten Personen (HLA-B27-Positivität) [3,4]. Gemeinsame kutane, rheumatologische, histologische und radiologische Merkmale erschweren die Differenzierung zwischen Psoriasis und reaktiver Arthritis [6]. Und tatsächlich sind viele Fachleute der Ansicht, dass das Reiter-Syndrom als eine Form von Psoriasis klassifiziert werden sollte [6]. Die klassischen Hautläsionen des Reiter-Syndroms, das sogenannte Keratoderma blenorrhagicum, ähneln klinisch der Psoriasis pustulosa [6] und sind, wenn sie Handflächen und Fußsohlen betreffen, im Wesentlichen identisch mit der palmoplantaren Psoriasis pustulosa [4]. Die Schleimhautläsionen bei Psoriasis und bei reaktiver Arthritis sind ebenfalls schwierig zu unterscheiden. Sie umfassen Balanitis circinata bzw. Colitis vulvitis der Genitalschleimhaut sowie erythematöse Plaques, palatale Erosionen, Ulzerationen, Glossitis und die Landkartenzunge der Schleimhäute in der Mundhöhle. Diese Läsionen sind oft schmerzlos und werden häufig übersehen [6]. Weitere Ähnlichkeiten zwischen den beiden Erkrankungen sind arthritische Manifestationen, negative Serologie für Rheumafaktor und antinukleäre Antikörper sowie ein potenzielles Flare-up im Zusammenhang mit vorausgehenden Infektionen [6,12].

Während eine Gewebebiopsie einen unerlässlichen Bestandteil der gründlichen Untersuchung darstellt, besteht kein Konsens in Bezug auf die mikroskopischen Merkmale der oralen Psoriasis [7]. Darüber hinaus ist die mikroskopische Untersuchung unzureichend für die Unterscheidung zwischen den einzelnen psoriasiformen Erkrankungen. Das liegt daran, dass ihre histopathologischen Merkmale, die auch als psoriasiforme Mukositis bezeichnet werden (Abb. 1), denen der kutanen Psoriasis sehr ähnlich sind [7,18], wenn auch weniger florid [4,10,30]. Dennoch sind eine Gewebebiopsie für die Histopathologie sowie Immununtersuchungen sinnvoll, um vesikulobullöse Erkrankungen auszuschließen [18]. Zu den charakteristischen histopathologischen Merkmalen der dermalen Psoriasis zählen epitheliale Akanthose, Verlängerung und kolbenförmige Auftreibung der Reteleisten, Erweiterung der oberflächlichen Kapillaren, Ausdünnung des suprapapillären Epithels sowie intraepitheliale entzündliche Infiltration, zum Teil mit Munro-Mikroabszessen [3,4,18]. Diese Abszesse werden durch Anhäufungen von Neutrophilen in den oberen Epithelschichten gebildet und liegen in älteren Läsionen häufig nicht vor - eine Beobachtung, die verdeutlicht, dass Alter und Aktivität einer Läsion ihr mikroskopisches Erscheinungsbild beeinflussen können [4,10,18].

Fig. 1

Psoriasiforme Mukositis. a Histologische Mikrofotografie von hyperkeratotischem Plattenepithel mit elongierten Reteleisten, erweiterten Blutgefäße im papillären Bereich und intraepithelialen Entzündungszellen. HE. ×100. b Ausgeprägte neutrophile Infiltration und Mikroabszesse (Munro-Abszesse) im oberflächlichen Epithel. HE. ×400.

Fig. 1

Psoriasiforme Mukositis. a Histologische Mikrofotografie von hyperkeratotischem Plattenepithel mit elongierten Reteleisten, erweiterten Blutgefäße im papillären Bereich und intraepithelialen Entzündungszellen. HE. ×100. b Ausgeprägte neutrophile Infiltration und Mikroabszesse (Munro-Abszesse) im oberflächlichen Epithel. HE. ×400.

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Hierbei ist hervorzuheben, dass die histopathologischen Kriterien, die für die Diagnose der kutanen Psoriasis angewendet werden, möglicherweise nicht in vollem Umfang auf die orale Form übertragbar sind [7]. Munro-Mikroabszesse z.B. sind zwar weder essenziell noch spezifisch für die Diagnose [4], können jedoch in den psoriatischen Läsionen der beweglichen Mundschleimhaut, wo keine Hornschicht vorhanden ist, schwierig zu erkennen sein und so die Diagnose potenziell erschweren [4,30]. Weitere pustulöse Erkrankungen der Mundschleimhaut sind: Parulis im Zusammenhang mit einem Abszess odontogenen Ursprungs, subkorneale pustulöse Mukositis, Pyostomatitis vegetans und herpetiforme Stomatitis [27]. Bei den letzteren beiden können neutrophile Infiltration oder Mikroabszesse in den unteren Schichten des Epithels oder des darunterliegenden Bindegewebes vorliegen [27]. Bei subkornealer pustulöser Mukositis wird das Keratin von der Stachelzellschicht separiert, was die Abgrenzung zur psoriasiformen Mukositis erleichtert [27]. In Anbetracht der vorangegangenen Ausführungen fußt die Diagnosestellung einer oralen Psoriasis auf einer klinisch-pathologischen Korrelation [4,10,30].

Weitere orale Befunde, die im Zusammenhang mit Psoriasis beschrieben wurden, sind Cheilitis angularis, vergrößerte Papillae fungiformes, Gingivitis und Parodontitis [4,11,31,32]. Yamada et al. [33] berichteten von fokalen Veränderungen der gingivalen Mukosa und Zersetzung von proximalem parodontalen Gewebe in Assoziation mit Schüben der Hauterkrankung, was auf eine mögliche Rolle gingivaler Psoriasis in der Pathogenese der Parodontalerkrankung hindeutet. In einer aktuellen Studie lag laut Untersuchung durch einen geschulten Oralpathologen bei der Mehrheit der 60 Psoriasis-Patienten eine Gingivitis vor, verglichen mit nur 10 von 45 gesunden Probanden [31]. 23 der Psoriasis-Patienten hatten außerdem eine Parodontalerkrankung, verglichen mit 9 der 45 gesunden Probanden [31]. Zudem war im Speichel der Psoriasis-Patienten die Expression proinflammatorischer Zytokine wie TNF-α, TGF-β1, MCP-1 und IL-1β signifikant höher als in der Kontrollgruppe, und der Schweregrad der oralen Erkrankung korrelierte gut mit dem Grad der Expression von TGF-β1, IL-1β und MCP-1 im Speichel [31]. Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass der Psoriasis und der Parodontalerkrankung ein gemeinsamer entzündlicher Prozess zugrunde liegen könnte. Insofern könnte eine Untersuchung der Mundhöhle bei Psoriasis-Patienten dem Kliniker nicht nur helfen, die wahre Inzidenz der oralen Beteiligung besser einzuschätzen, sondern auch sonstige orale Erkrankungen zu erkennen und zu behandeln [31]. Die Bestimmung spezifischer Entzündungsmarker ist möglicherweise auch relevant für die Beurteilung des Ausmaßes der oralen Erkrankung bei den betroffenen Patienten [31]. Die Sekretion und Konzentration im Speichel von IgA und Lysozym - Biomarker von kritischer Bedeutung für die Immunfunktion der Schleimhaut - ist bei Psoriasis-Patienten niedriger als bei Kontrollprobanden [32,34]. Dieses Ergebnis bedeutet potenziell nicht nur eine Prädisposition von Psoriasis-Patienten für mikrobielle Infektionen, sondern auch ein erhöhtes Risiko für eine Verstärkung der Krankheit selbst [34]. Man kann auch vermuten, dass umgekehrt eine Beherrschung der Biofilme, die für die Entstehung und Perpetuierung von Parodontalerkrankungen verantwortlich sind, dazu beitragen könnte, die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Psoriasis zu verringern [32].

Das Management der oralen Psoriasis wurde bisher nicht ausführlich untersucht, vor allem weil im Gegensatz zur kutanen Psoriasis die meisten Fälle von oraler Psoriasis asymptomatisch bleiben, transitorisch sind und keine besonderen Behandlungsmaßnahmen erfordern [4]. Zudem bewirkt die Beherrschung der kutanen Erkrankung häufig auch eine Besserung der Symptome der oralen Psoriasis, die im Rahmen eines Schubs auftreten können. Wenn Symptome vorhanden sind, sind es typischerweise Schmerzen und Brennen im Mund sowie ein verändertes Geschmacksempfinden [13,17,35]. Einige Patienten sind auch besorgt in Bezug auf das maligne Potenzial der Läsionen oder das unästhetische Erscheinungsbild der betroffenen sichtbaren Schleimhaut [30,35].

Während viele der therapeutischen Modalitäten für die Behandlung der kutanen Psoriasis nicht zur Anwendung in der Mundhöhle geeignet sind [11], wurden verschiedene andere Behandlungsansätze dokumentiert. Die topische oder intraläsionale Gabe von Steroiden, je nach Schwere der Symptome und Lokalisation der Läsionen, ist im Allgemeinen wirksam [3,9,11]. Hierbei ist zu betonen, dass orale Psoriasis nicht nur der oralen Candidiasis ähneln kann, sondern dass letztere auch als konkomitante Superinfektion auftreten kann und die Diagnose sowie Behandlung erschwert, insbesondere wenn eine Kortikosteroidtherapie erwogen wird [4,9]. Die topische Anwendung von 0,1%-iger Tretinoinlösung hat sich bei vielen Patienten als wirksam bei der Kontrolle der symptomatischen BMG erwiesen [35]. Auch die Abheilung von BMG und psoriatischen Läsionen, die auf das Lippenrot begrenzt waren, unter topischer Anwendung von 0,1%-iger Tacrolimus-Salbe wurde dokumentiert [22,36]. Abe et al. [29] berichten von einem therapeutischen Ansprechen auf die systemische Gabe eines Ciclosporin-Mikroemulsion-Vorkonzentrats von 3 mg/kg/Tag zur Behandlung einer hochgradig symptomatischen, therapierefraktären BMG bei einer 54-jährigen Frau [37].

Sowohl Steroide als auch Retinoide helfen, den übermäßigen epithelialen Umsatz unter Kontrolle zu bringen, der für die Pathogenese der Erkrankung verantwortlich ist [10]. Angesichts der Art der subepithelialen Infiltration psoriatischer Läsionen beruht die Wirksamkeit von Tacrolimus wahrscheinlich auf der lokalen Hemmung der T-Zell-Aktivierung und Herabregulierung von Zytokinen, die die epitheliale Hämostase unterbinden [22]. Die antipsoriatische Wirksamkeit von Cyclosporin könnte auch die Erklärung für seine Wirksamkeit in der Kontrolle der T-Zell-vermittelten Veränderungen des Mundschleimhautepithels liefern [36]. Schwere orale Manifestationsformen der Psoriasis erfordern systemische Behandlungsmaßnahmen, insbesondere wenn noch weitere Lokalisationen beteiligt sind. Gul et al. [21] konnten mit oral verabreichtem Methotrexat eine Psoriasis mit betroffenen Lippen, Nägel und Vulva unter Kontrolle bringen.

Viele Wirkstoffe, die zur Behandlung der Psoriasis eingesetzt werden, sind zwar wirksam, können jedoch Nebenwirkungen in der Mundhöhle hervorrufen. Beispiele für solche Nebenwirkungen sind mit Retinoiden assoziierte Xerostomie, Gingivahyperplasie unter Ciclosporin und Stomatitis unter Methotrexat [8,17]. Patienten mit Psoriasis-Arthritis oder schwerer Hautbeteiligung haben zum Teil auch Schwierigkeiten beim Halten der Zahnbürste und anderen Maßnahmen der angemessenen Mundhygiene [17]. Deshalb sind regelmäßige Untersuchungen der Mundhöhle notwendig, um orale Erkrankungen sowie etwaige orale Nebenwirkungen von Psoriasis-Medikamenten zu verhindern, zu erkennen und zu behandeln. Tabelle 1 zeigt eine Zusammenfassung der Diagnose- und Behandlungsalgorithmen für orale Psoriasis.

Trotz der hohen Prävalenz der Psoriasis ist unser Wissen in Bezug auf das tatsächliche Vorkommen oraler Manifestationen begrenzt. Dies liegt zum Teil daran, dass die oralen Veränderungen selten und transitorisch sind; hinzukommt, dass es keinen klinischen und histopathologischen Konsens bei der Diagnose der oralen Psoriasis gibt. Prospektive interdisziplinäre Studien sind notwendig, um den Zusammenhang zwischen Entitäten zu klären, die im Verdacht stehen, ein orales Pendant der kutanen Psoriasis zu sein. Bis dahin sollte sich das diagnostische Vorgehen auf eine detaillierte Anamneseerhebung mit Blick auf frühere und/oder gegenwärtige kutane Psoriasis, einschlägige familiäre Vorgeschichte, klinische und histologische Evidenz, gegebenenfalls HLA-Typisierung sowie den Ausschluss anderer möglicher Ursachen für den oralen Befund stützen. Dies ist besonders dann von Bedeutung, wenn das Neuauftreten oraler Zeichen und Symptome eine mögliche Assoziation zwischen einer langjährigen oder entfernten kutanen Psoriasis und ihrem oralen Pendant verschleiern könnte. Bei Patienten, bei denen eine Psoriasis bekannt ist, sollte sich die Routineuntersuchung der Haut auch auf die Mundschleimhaut erstrecken, um subtile Veränderungen zu identifizieren, die auf eine orale Psoriasis hinweisen könnten. Die Untersuchung der Haut auf psoriatische Veränderungen könnte auch Einblicke in die Ätiologie der vermuteten oder gesicherten psoriatischen Läsionen im Mund gewähren. Die orale Psoriasis bleibt zwar oft asymptomatisch, kann aber auch Beschwerden im Mund hervorrufen und dem Patienten Anlass zur Sorge geben. Daher sollten Kliniker mit dem Spektrum oraler Anzeichen und Symptome, dem diagnostischen Vorgehen und den Behandlungsstrategien der symptomatischen oralen Psoriasis vertraut sein.

Die Autoren haben keine Interessenkonflikte offenzulegen.

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