Über die Häufigkeit von Komorbiditäten sowie die Behandlungskosten, die mit atopischer Dermatitis (AD) in der allgemeinärztlichen Praxis assoziiert sind, ist wenig bekannt. Wir führten eine retrospektive Kohortenstudie anhand einer longitudinalen elektronischen Datenbank mit Patientenakten einer Gruppe von Allgemeinärzten in Frankreich durch. Alle Patienten, bei denen im 1. Lebensjahr AD diagnostiziert worden war, wurden ausgewählt und mit Säuglingen, die nicht daran erkrankt waren, nach Geschlecht parallelisiert (1163 zu 1163). Die Patienten wurden 9 Jahre lang nachbeobachtet. Begleiterkrankungen, Medikation und verfügbare Behandlungskosten wurden detailliert angegeben. Zwischen Patienten und Kontrollpersonen wurden Vergleiche angestellt. Die AD-Patienten hatten mehr Komorbiditäten als die Kontrollgruppe, insbesondere in den Organen des respiratorischen und ophthalmischen Systems. Die Anzahl verschriebener dermatologischer Medikamente sowie die allgemeinen Gesundheitskosten (Besuche beim Allgemeinarzt und verschriebene Medikamente) waren bei den Atopie-Patienten höher; der Unterschied wurde jedoch mit zunehmendem Lebensalter geringer. Übersetzung aus Dermatology 2014;228:344-349 (DOI: 10.1159/000358296)

Originalartikel

Laurent Miserya Xavier Ansolabehereb Nathalie Grandfilsb Victor Georgescuc Charles Taiebd

aDepartment of Dermatology, University Hospital of Brest, Brest, Frankreich; bPMA/HEOR Department, IMS Health, Paris La Défense, Frankreich; cMedical Department, Eau thermale Avène, Lavaur, Frankreich; dDepartment of Public Health, Pierre Fabre Laboratories, Boulogne-Billancourt, Frankreich

Die atopische Dermatitis (AD) ist die häufigste chronische Hauterkrankung im Kindesalter. Neue Erkenntnisse zeigen zudem, dass die Erkrankung häufiger persistiert als noch vor einigen Jahren angenommen. Prävalenzstudien aus Deutschland belegen, dass jedes 5. Kind im frühen Kindesalter und jeder 20. Erwachsene betroffen ist.

Weiterhin ist die AD eine Systemerkrankung, die mit vielen anderen Erkrankungen des atopischen Formenkreises, aber auch darüber hinaus (z.B. mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom; ADHS) assoziiert ist. Das ist für die Patienten sowie deren Familien mit deutlichen Einschränkungen der Lebensqualität und mit hohen Kosten für das Gesundheitssystems verbunden. Die Kenntnisse zu assoziierten Erkrankungen sind für jeden betreuenden Arzt wertvoll, um die Patienten gut versorgen und Präventionsmaßnahmen frühzeitig einleiten zu können.

Die AD ist mit allergischer Rhinitis, Asthma sowie Nahrungsmittelallergien assoziiert und bildet mit diesen die atopischen Erkrankungen. Darüber hinaus ist bekannt, dass Patienten mit AD häufiger unter Adipositas und ADHS leiden.

Neu sind folgende Erkenntnisse:

- Die Komorbidität bei AD bezieht sich auch auf respiratorische Infektionen und die Keratokonjunktivitis, die zwar bekannt ist, doch in der hier kommentierten Studie von Misery et al. eine auffallend hohe Prävalenz aufwies.

- Der Vergleich der beiden Gruppen von Kindern mit und ohne AD zeigte für erstere nicht nur höhere Gesundheitskosten hinsichtlich dermatologischer Erkrankungen, sondern auch für Infektionen sowie die Verordnung von Vitaminen.

Die Autoren gehen am Ende ihres Diskussionsteils kurz auf die Versorgung der Kinder mit AD durch Allgemeinmediziner ein, auf die sich die erhobenen Daten auch beziehen. Sie gehen davon aus, dass der überwiegende Teil der Patienten unter einer milden Form der AD leidet. Leider fehlen in der Arbeit Daten zum Schweregrad. Darüber hinaus wäre ein Vergleich in Bezug auf Komorbidität und Kosten mit AD-Kindern sinnvoll, die von Pädiatern und Dermatologen betreut werden. Denn nicht zuletzt ist es die größere Expertise der Fachärzte, die eine gezielte Therapie und auch das frühzeitige Erkennen der AD und ihrer assoziierten Erkrankungen ermöglicht.

Das Wissen darum, dass die Komorbiditätsraten bei AD höher sind als gedacht, ermöglicht ein frühzeitiges Erkennen und somit die frühzeitige Einleitung diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen. Letztere betreffen neben der medizinischen Intervention auch die Schulung der betreuenden Ärzte und der Eltern betroffener Kinder.

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