Hintergrund: Topisch anzuwendende Präparate sind zur Behandlung oberflächlicher, akuter Wunden weit verbreitet, stören die Wundheilung nicht und verbessern sie im Idealfall, unabhängig von der mikrobiellen Besiedlung.Ziel: Untersuchung der Auswirkungen eines topischen antimikrobiellen Gels und seiner Trägersubstanz auf die Heilung bei standardisierten oberflächlichen Schürfwunden.Methoden: 33 gesunde Probanden wurden in eine doppelblinde, randomisierte, intraindividuelle Vergleichsstudie aufgenommen. Ihnen wurden je drei standardisierte oberflächliche Schürfwunden am Unterarm zugefügt. Ein Gel mit 0,1% Tyrothricin (Tyrosur® Gel, Engelhard Arzneimittel GmbH & Co. KG, Niederdorfelden, Deutschland) und dessen Trägersubstanz wurden bei jedem Teilnehmer randomisiert auf zwei der Testflächen aufgetragen; die dritte Läsion blieb unbehandelt.Ergebnisse: Eine signifikante Verbesserung der Wundheilung war laut der klinischen Beurteilung sowohl bei dem Tyrothricin-0,1%-Gel als auch bei dessen Trägersubstanz zu beobachten. Die mittlere «area under the curve» (AUC) der Wundheilungs-Scores war bei beiden Präparaten identisch; die mittleren Scores für die Reepithelisierung waren zu allen Untersuchungszeitpunkten im 12-tägigen Studienzeitraum vergleichbar. Eine niedrigere mittlere AUC und somit eine geringere Reepithelisierung waren bei den unbehandelten Schürfwunden zu verzeichnen.Schlussfolgerung: Die Anwendung eines Gels mit 0,1% Tyrothricin und dessen Trägersubstanz führte zu einer statistisch signifikant verbesserten Wundheilung, insbesondere zu einem früheren Einsetzen des Heilungsprozesses. Die Ergebnisse dieser auf einem Schürfwundenmodell basierenden Studie lassen den Schluss zu, dass die verbesserte Wundheilung, die bei alleiniger Anwendung der gelförmigen Trägersubstanz zu beobachten war, durch die Zugabe von 0,1% Tyrothricin nicht beeinträchtigt wurde.Übersetzung aus Skin Pharmacol Physiol 2013;26:52-56 (DOI: 10.1159/000343907)

W. Wigger-Albertia M. Stauss-Grabob K. Grigoa S. Atiyeb R. Williamsa H.C. Kortingc

abioskin GmbH, Hamburg, bEngelhard Arzneimittel GmbH & Co. KG, Niederdorfelden, cDepartment of Dermatology and Allergology, Ludwig Maximilian University, Munich, Germany

Akute, oberflächliche Wunden durch kleinere Schnittverletzungen, oberflächliche Verbrennungen oder Schürfwunden treten im Alltagsleben häufig auf. Deren Versorgung erfolgt oftmals durch die Betroffenen selbst, mit Pflasterverbänden oder Salben. Inwieweit diese Maßnahmen die Wundheilung fördern ist häufig nicht klar. In der hier kommentierten Arbeit wurde ein neueres Modell für oberflächliche Wunden vorgestellt und für die Testung eines antibakteriell wirksamen Wundgels mit Tyrothricin angewendet. Tyrothricin ist ein antimikrobielles Peptid, das eine breite bakterizide Aktivität gegenüber grampositiven Bakterien einschließlich des Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) aufweist.

Für den Praxis- und Klinikalltag ist die Arbeit relevant, weil sie belegt, dass es Präparationen gibt, die ein schnelleres Abheilen akuter, oberflächlicher Wunden bewirken. Die Studie macht deutlich, dass ein therapeutischer Nihilismus auch bei akuten, oberflächlichen Wunden nicht angezeigt ist.

Der Diskussionsteil der kommentierten Arbeit verweist auf die entscheidenden Fragen, die bei der Beurteilung von antimikrobiellen Präparationen für die Wundheilung relevant sind:

1. Beschleunigt das Präparat die Wundheilung?

2. Ist der antimikrobielle Zusatz ausreichend wirksam?

3. Wird die Beschleunigung der Wundheilung durch den antimikrobiellen Zusatz gebremst?

4. Heilt eine infizierte Wunde durch die zugesetzte antimikrobielle Substanz schneller ab?

Erst wenn alle genannten Fragen durch klinische Studien beantwortet sind, kann das betreffende Produkt abschließend beurteilt werden. Diese Studie hat gezeigt, dass die Basis-Präparation die Wundheilung beschleunigt und die Zugabe von Tyrothricin diesen Effekt nicht bremst. Ob Tyrothricin bei infizierten Wunden positiv wirkt, sollte durch weitere Studien geklärt werden.

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