Zusammenfassung
Kutane T-Zell-Lymphome (CTCL) machen den Großteil aller primären kutanen Lymphome (CL) aus. 80 % aller Fälle von CTCL wiederum entfallen auf Mycosis fungoides (MF) und CD30-positive lymphoproliferative Erkrankungen der Haut. Das klinische Bild der verschiedenen Formen von CTCL zeigt Überschneidungen. Darum ist die klinisch-pathologische Korrelation von großer Bedeutung für die finale Diagnosestellung. Die MF zeigt einen charakteristischen Verlauf mit makuläre Läsionen (Patches), infiltrierte Plaques und, bei einem Teil der Patienten (10–20 %), Tumoren. Die Behandlung erfolgt stadienorientiert mit auf die Haut gerichteten Therapien wie UV-Lichttherapien und Kortikosteroiden in frühen Stadien der Erkrankung (Patch- und begrenztes Plaque-Stadium) und systemischen Therapien (Retinoide bzw. Rexinoide, Interferon, Monochemotherapie, zielgerichtete Therapie) und/oder Strahlentherapie (lokal oder Ganzkörperbestrahlung mit Elektronen) in fortgeschrittenen Stadien. Neuartige Ansätze umfassen zielgerichtete Therapien wie Mogamulizumab (Antikörper gegen CCR4) oder Brentuximab Vedotin (Antikörper gegen CD30) sowie Histon-Deacetylase-Inhibitoren. Angesichts des Impacts von zielgerichteten Therapien sind Biomarker wie CD30 nicht nur für die Diagnosestellung und korrekte Klassifikation eines Lymphoms im Einzelfall von großer Bedeutung, sondern als potenzielle Wirkstoff-Zielmoleküle auch für die Therapie. In der kürzlich überarbeiteten WHO-Klassifikation von 2017 und der aktualisierten WHO-EORTC-Klassifikation der CL von 2018 ist erstmals das CD8-positive akrale T-Zell-Lymphom als eigene, noch provisorische Entität aufgeführt. Diese Form zeigt charakteristische klinische, histologische und phänotypische Merkmale und eine hervorragende Prognose. Zu den seltenen, aber aggressiven CTCL zählen das primär kutane aggressive epidermotrope CD8-positive T-Zell-Lymphom und das kutane Gamma/Delta-T-Zell-Lymphom, die durch rasches Auftreten nekrotischer oder ulzerierender Plaques und Tumoren gekennzeichnet sind. Da bei diesen Formen die Prognose ungünstig ist, umfasst die Behandlung Polychemotherapien und hämatopoetische Stammzelltransplantationen.
Einführung
Die Gruppe der primären kutanen Lymphome (CL) ist die zweithäufigste Form von extranodalen Lymphomen. Innerhalb der Gruppe der CL ist mit rund 65–75 % die Mehrheit der Fälle den kutanen T-Zell-Lymphomen (CTCL) zuzuordnen [1]. Die Mycosis fungoides (MF) und CD30-positive lymphoproliferative Erkrankungen der Haut (CD30+ LPD) sind die beiden häufigsten Formen und machen ca. 80 % der CTCL aus.Alle anderen Formen von CTCL sind selten; die verschiedenen Entitäten machen jeweils weniger als 1 % der Fälle von CTCL aus. Primäre CL manifestieren sich zunächst in der Haut, ohne extrakutane Beteiligung zum Zeitpunkt der Diagnosestellung, und oft bleiben sie auch über lange Phasen des Krankheitsverlaufs hinweg auf die Haut beschränkt. Die Progression mit extrakutaner Ausbreitung ereignet sich in der Regel erst in fortgeschrittenen späten Stadien.
CTCL zeigen ein breites Spektrum klinischer, histologischer und immunphänotypischer Merkmale und genetischer Veränderungen. Da die verschiedenen Formen der CTCL Überschneidungen bei diesen histologischen und phänotypischen Eigenschaften aufweisen, ist die Korrelation der klinischen Merkmale mit dem histologischen und immunphänotypischen Befund ein essenzieller Baustein der diagnostischen Abklärung; das klinische Erscheinungsbild und die dermatologische Untersuchung sind also gleichermaßen unerlässlich, um zur finalen Diagnose zu gelangen. Die Prognose und das therapeutische Vorgehen sind sowohl von einer CTCL-Entität zur anderen als auch im Vergleich zu systemischen Lymphomen mit ähnlichen histologischen Merkmalen ganz unterschiedlich.
Neue Entwicklungen wie z. B. die zielgerichteten Therapien erweitern das therapeutische Spektrum bei CTCL und tragen zu signifikanten Veränderungen der Prognose insbesondere bei fortgeschrittenen Stadien verschiedener Formen von CTCL bei. Das therapeutische Ansprechen auf eine bestimmte zielgerichtete Therapie fällt jedoch bei den verschiedenen CTCL-Entitäten unterschiedlich aus. Die exakte Klassifikation dieser CTCL-Entitäten ist wichtig, um die Ergebnisse klinischer Studien vergleichen und den Wert einer zielgerichteten Therapie beurteilen zu können. Die diagnostische Angabe CTCL ohne nähere Spezifikation sollte in Therapiestudien nicht verwendet werden, da es so nicht möglich ist, hinsichtlich des Ansprechens auf bestimmte Therapien zwischen den einzelnen CTCL-Formen zu unterscheiden. Die Klassifikation und Terminologie der CL sollte der aktuellen Fassung der WHO-Klassifikation von 2017 (Tabelle 1) und der aktualisierten WHO-EORTC-Klassifikation für CL von 2018 folgen [1, 2].
Ein Beispiel für die Wirksamkeit der zielgerichteten Therapien bei CTCL ist Brentuximab Vedotin (BV), das gegen das auf Tumorzellen bei bestimmten CTCL Formen exprimierte CD30 gerichtet ist. Es stellt nicht nur eine neue und wirkungsvolle Therapieoption bei rezidivierenden oder therapierefraktären CD30+ LPD wie z. B. der multifokalen Form des primär kutanen anaplastischen großzelligen Lymphoms (PC-ALCL) dar, sondern erweitert auch das Spektrum der Optionen in fortgeschrittenen Fällen von MF und Sézary-Syndrom [3]. Darüber hinaus hat BV sogar bei einigen Patienten Wirkung gezeigt, bei denen seltene und aggressive CTCL-Formen wie kutanes Gamma/Delta-T-Zell-Lymphom außergewöhnlicherweise eine CD30-Expression aufweisen.
Angesichts des Impacts von zielgerichteten Therapien sind Biomarker wie CD30 nicht nur für die Diagnosestellung und korrekte Klassifikation eines Lymphoms im Einzelfall von großer Bedeutung, sondern als potenzielle Wirkstoff-Zielmoleküle auch für die Therapie. Dadurch ist der Nachweis der Biomarker-Expression mittels Immunhistochemie oder anderen in-situ-Verfahren zu einem wichtigen Bestandteil der diagnostischen Abklärung der CTCL geworden. Die untersucherabhängige Variabilität sowie Unterschiede in technischen Aspekten sind jedoch kritische Faktoren für die Bestimmung von Biomarkern. Darum ist es erforderlich, die Nachweismethoden und die Expressionswerte zu standardisieren; insbesondere in Situationen, in denen das Expressionsniveau eines Zielmoleküls über die Wahl der Therapie entscheidet. Digitale Bildanalyse-Tools werden derzeit entwickelt, um die Auswertung immunhistochemischer Objektträger zu automatisieren und so die interinstitutionelle und interindividuelle Variabilität zu verringern. Jedoch sollten die Ergebnisse auch weiterhin stets in der Gesamtsicht interpretiert werden, unter Berücksichtigung des klinischen und histopathologischen Kontexts, umso mehr als CD30 bei sehr vielen CTCL-Formen exprimiert wird [4].
Kutane T-Zell-Lymphome – Entitäten
Die MF ist die häufigste Form von CTCL; sie macht knapp 50 % aller primär kutanen Lymphome aus [1]. MF zeigt einen charakteristischen Krankheitsverlauf mit erythematösen Maculae (Patch-Stadium), die sich zu stärker infiltrativen Plaques weiterentwickeln können (Plaque-Stadium). Die Flecken und Plaques persistieren meist über lange Zeit – Monate oder Jahre. Bei einem Teil der Patienten entwickeln sich große und oft ulzerierende Tumoren (Tumor-Stadium).
Da die histologischen Befunde gerade im Patch-Stadium der MF subtil sein können, ist die Unterscheidung von gutartigen entzündlichen Hauterkrankungen wie einem chronischen Ekzem an diesem Punkt nicht immer möglich; gegebenenfalls sind weitere Biopsieproben aus anderen Läsionen erforderlich. Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass eine frühe MF meist erst mit mehreren Monaten bis Jahren Verzögerung diagnostiziert wird.
Vergrößerte Lymphknoten, bei denen klinisch und/oder radiologisch der Verdacht auf Lymphombefall besteht, sollten histologisch untersucht werden. Eine Knochenmarkbiopsie ist nur in fortgeschrittenen Stadien oder bei Vorliegen zirkulierender atypischer Lymphozyten im peripheren Blut indiziert.
Eine histologische Untersuchung ist nicht nur wichtig, um eine MF zu diagnostizieren und von entzündlichen Hauterkrankungen abzugrenzen, sondern auch, um Varianten und Subtypen der MF zu identifizieren, deren Verlauf möglicherweise von dem der klassischen MF abweicht. Die follikulotrope MF (FMF) ist eine distinkte Variante der MF, die rund 10 % aller Fälle von MF ausmacht und für die follikulotrope Infiltrate kennzeichnend sind; das heißt eine Exozytose von Tumorzellen in das Haarfollikel-Epithel, die zu Patches und Plaques mit Alopezie führt [5]. Kürzlich konnten zwei prognostische Untergruppen der FMF identifiziert werden. Die Frühform der FMF manifestiert sich neben Patches mit follikulären Papeln, akneiformen Läsionen mit Komedonen und Zysten sowie histologisch mit gering ausgeprägten lymphozytären Infiltraten. Die fortgeschrittene Form der FMF ist durch stärker infiltrierte, dickere Plaques mit Alopezie sowie tiefe, dichte lymphozytäre Infiltrate gekennzeichnet. Der Verlauf und die Prognose der fortgeschrittenen Form sind ähnlich wie im Tumor-Stadium der MF, während die frühe Form den gleichen indolenten Verlauf zeigt wie die klassische Form der MF im Patch-Stadium.
Die Prognose im Patch- und begrenzten Plaque-Stadium ist mit 5- und 10-Jahres-Überlebensraten von über 90 % günstig und spiegelt den langsam fortschreitenden und indolenten Verlauf wider, den die Krankheit bei den meisten Patienten nimmt. Im Stadium IB beträgt die 10-Jahres-Überlebensrate noch 80 %, im Stadium IIB hingegen nur noch 40 % [6], im Gegensatz zu den guten Aussichten im Patch- und begrenzten Plaque-Stadium. MF im Tumor-Stadium ist aggressiv und mit dem Risiko der extrakutanen Ausbreitung behaftet, deren erstes Ziel oft die Lymphknoten sind. Im Zuge der Krankheitsprogression können auch viszerale und andere Organe befallen werden, und bakterielle Besiedlung ulzerierter Tumoren kann zur Sepsis führen. Hervorzuheben ist hierbei, dass beim Großteil der Patienten (80 %) die Krankheit nie das Tumor-Stadium erreicht. Dieser Aspekt ist entsprechend auch im Gespräch mit MF-Patienten zu betonen, da die Patienten oft stark verängstigt durch die Bilder von fortgeschrittener MF sind, auf die sie stoßen, wenn sie im Internet recherchieren, um sich weiter über die Krankheit und die Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.
Die Behandlung der MF erfolgt gemäß internationaler und nationaler Leitlinien stadienbezogen (Tabelle 2).
Auf die Haut gerichtete Therapien (UV-Strahlung, topische Kortikosteroide, Chlormethin) bilden den Schwerpunkt in frühen Stadien der MF und systemische Therapien (Retinoide, Chemotherapie, zielgerichtete Therapien) in fortgeschrittenen Stadien (ausgedehntes Plaque- und Tumor-Stadium) [7, 8].
Hierbei ist anzumerken, dass bei ausgewählten Patienten im Stadium IA (begrenztes Patch-Stadium) auch abwartendes Beobachten eine Strategie sein kann. Die auf die Haut gerichteten Therapien zur Anwendung in frühen MF-Stadien (Patch- und begrenztes Plaque-Stadium) reichen von der Bestrahlung mit UV-Licht (UVB-Schmalband, Psoralen plus UVA [PUVA]) über topische Kortikosteroide (KS) bis hin zu topischem Chlormethin (auch als Mechlorethamin oder Stickstoff-Lost bezeichnet und als neue Option der topischen Anwendung eines Zytostatikums). Die Ansätze der topisch applizierten KS und UV-Lichttherapie bewirken bei bis zu 60 % bzw. 80–90 % der Patienten ein klinisches Ansprechen. Diese Therapien sind intermittierend anzuwenden, um die langfristigen Komplikationen einer UV-Lichttherapie (epithelialer Hautkrebs) und die Nebenwirkungen starker topischer Kortikosteroide (Atrophie und Fragilität der Haut) zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Topisches Chlormethin stellt einen neuartigen Ansatz bei MF im Patch- und begrenzten Plaque-Stadium dar; die Therapie erzielt Ansprechraten von bis zu 60 % der Patienten und bietet eine alternative, wenngleich kostenintensivere Behandlungsoption für Patienten, die auf andere auf die Haut gerichtete Therapien nicht ansprechen. Irritative und allergische Dermatitis können als Nebenwirkungen auftreten.
Bei Patienten mit rezidivierendem oder refraktärem Verlauf und Entwicklung von Plaques wird die auf die Haut gerichtete Therapie mit systemischen Therapien kombiniert, zum Beispiel Retinoide und Retinoidanaloga (Acitretin, Bexaroten) oder niedrig dosiertes Methotrexat. Interferon alpha (IFN), das eine wirkungsvolle Alternative zu Retinoiden darstellte und in Kombination mit PUVA Ansprechraten von mehr als 50 % erreichte, wobei nicht-pegyliertes IFN alpha nicht mehr erhältlich ist; pegyliertes IFN alpha könnte jedoch eine Alternative darstellen. Vergleichbare Ansprechraten lassen sich mit der Kombination aus PUVA und Retinoiden (Acitretin) oder bzw. Rexinoiden (Bexaroten) erzielen.
Als Alternative zu systemischen Retinoiden lassen sich auch topische Retinoide einsetzen, z. B. Alitretinoin, Bexaroten und Tazaroten. Wie bei Chlormethin sind Hautreizungen eine häufige Nebenwirkung. Bei Patienten mit einzelnen Tumoren, die ansonsten im Patch- und Plaque-Stadium sind, ist eine Strahlentherapie für die Tumoren wirksam.
In jüngerer Vergangenheit sind neue Therapieoptionen hinzugekommen wie z. B. Mogamulizumab, ein humanisierter Antikörper gegen CCR4 (CC-Chemokinrezeptor 4) als zielgerichtete Therapie, die ein verlängertes progressionsfreies Überleben ermöglicht. Histon-Deacetylase-Inhibitoren (HDACi) wie Vorinostat, Romidepsin oder Resminostat interagieren mit verschiedenen Signalwegen, die am Wachstum von Tumorzellen beteiligt sind. Klinisches Ansprechen auf eine HDACi-Therapie ist bei rund einem Drittel der Patienten zu beobachten. Resminostat wird in klinischen Studien als Erhaltungstherapie untersucht und scheint das Ansprechen auf andere Therapien zu verbessern.
In fortgeschritteneren Stadien (stärker infiltrierte Plaques und Tumor-Stadium) ist eine Chemotherapie mit Gemcitabin oder pegyliertem liposomalem Doxorubicin ein wirkungsvoller Ansatz. CHOP-basierte Chemotherapie-Regime sollten Fällen mit extrakutaner Ausbreitung vorbehalten bleiben und bewirken meist nur ein kurzfristiges Ansprechen. Zudem scheinen sie das Risiko für eine Sepsis zu erhöhen. Neoplastische Zellen in MF-Tumoren können CD30 exprimieren, was sie zu Kandidaten für eine zielgerichtete Therapie mit BV macht, einem konjugierten Antikörper gegen CD30 mit Monomethyl-Auristatin E als zytostatischem Wirkstoff. In Fällen mit CD30-Expression wurde ein klinisches Ansprechen auf BV beobachtet und führte zur Regression selbst großer, ulzerierender Tumoren. Alternativ ist eine Ganzkörperbestrahlung mit Elektronen ein wirkungsvoller Ansatz bei Patienten mit multiplen MF-Tumoren. Diese Behandlungsmodalität ist jedoch nur in einigen Zentren verfügbar. Allogene hämatopoetische Stammzelltransplantationen stellen eine potenziell kurative Therapieoption dar, die bei bis zu 60 % der Patienten mit fortgeschrittener MF oder Sézary-Syndrom eine Wirkung zeigt; Beschränkungen sind jedoch die hohe Rezidivrate und eine hohe Mortalität, die mit dieser Therapie assoziiert sind [9]. Primäre therapierefraktäre oder rezidivierende Erkrankung sowie Progression bei Patienten, die vor einer Transplantation bereits drei systemische Therapien erhalten haben, sind als unabhängige ungünstige prognostische Faktoren identifiziert worden. Eine Vorbehandlung in Form einer Ganzkörperbestrahlung mit Elektronen kann vor einer Stammzelltransplantation sinnvoll sein [7].
Bakterientoxine, insbesondere von Staphylococcus aureus, können STAT3 aktivieren und so die Proliferation von Tumorzellen anregen und die Aktivität tumorinfiltrierender CD8-positiver Zellen gegen die Tumorzellen supprimieren. Antibiotikatherapien bewirkten klinische Verbesserungen bei MF sowie bei Sézary-Syndrom [10].
Das Sézary-Syndrom (SES) ist eine aggressive Form der CTCL, die von zentralen Gedächtnis-T-Zellen (central memory T-cells) ausgeht. Klinisch manifestiert sich das SES mit generalisierter Hautbeteiligung in Form von Erythrodermie mit starkem Pruritus, vergrößerten Lymphknoten (zum Teil mit spezifischer Beteiligung durch die neoplastischen Zellen) sowie einer leukämischen Ausbreitung der Tumorzellen. Die Diagnose erfordert den Nachweis desselben Tumorklons in den Hautläsionen und im peripheren Blut sowie zusätzliche hämatologische Befunde (absolute Anzahl Sézary-Zellen >1000/µl oder Expansion der CD4-positiven T-Zellen mit resultierender Ratio der CD4/CD8-Zellen ≥10, CD4+/CD7-Zellen ≥40 % oder CD4+/CD26-Zellen ≥30 %). Die histologische Diagnosestellung kann schwierig sein, da die Befunde oft unspezifisch sind. Immunhistochemische (Bio-)Marker wie PD-1, TOX, CD7, KIRDL2 und die Proliferationsrate wurden als nützliche Marker für die histopathologische Diagnose des SES und die Abgrenzung zu benignen entzündlichen erythrodermischen Hauterkrankungen wie z. B. atopische Dermatitis oder Arzneimittelexanthem identifiziert [11]. Auch andere T-Zell Non-Hodgkin-Lymphome präsentieren sich mit einer leukämischen Phase und können mit Hautbeteiligung einhergehen, z. B. T-Zell-Leukämie mit großen granulären Lymphozyten (T-LGL), prolymphozytische T-Zell-Leukämie (T-PLL) und adulte/s T-Zell-Lymphom/Leukämie (ATLL). Die Tumorzellen bei T-LGL sind groß, mit ausladendem Zytoplasma und azurophilen Granula. Im Gegensatz zum SES ist der Verlauf der T-LGL in der Regel indolent. Der immunhistochemische oder durchflusszytometrische Nachweis der TCL-1-Expression ist hilfreich bei der Diagnose der T-PLL. Das ATLL ist mit dem humanen T-lymphotropen Virus 1 assoziiert und unterscheidet sich dadurch von SES, T-LGL und T-PLL. Zu den Behandlungsoptionen beim SES zählt die extrakorporale Photopherese (ECP) mit breit variierenden Ansprechraten von bis zu 80 % und Vollremissionsraten von bis zu 25 % [7]. Die ECP wird oft mit systemischen Therapien kombiniert, die bei MF gebräuchlich sind, z. B. Bexaroten. Alemtuzumab und Chemotherapie (Gemcitabin, pegyliertes liposomales Doxorubicin) kommen als Zweitlinien-Therapie zum Einsatz. Kürzlich wurde über Mogamulizumab als wirksame Therapie beim SES berichtet.
Primär kutane CD30-positive lymphoproliferative Erkrankungen (CD30+ LPD) bilden die zweitgrößte Gruppe der CTCL (25 % aller CTCL); hierzu zählen das primär kutane anaplastische grosszellige Lymphom (PC-ALCL), die lymphomatoide Papulose (LYP) sowie Borderline-Läsionen [4, 12]. CD30+ LPD zeigen einen indolenten Verlauf mit günstiger Prognose, rezidivieren allerdings häufig. PC-ALCL manifestieren sich mit solitären oder gruppierten, rasch wachsenden und oft ulzerierenden großen Tumoren. Histologisch zeichnen sie sich durch dichte kohäsive Infiltrate vorwiegend großer pleomorpher oder anaplastischer Tumorzellen mit CD30-Expression und variablem Verlust von T-Zell-Markern in unterschiedlichem Ausmaß aus. PC-ALCL hat nicht das Merkmal t(2;5) und ist somit negativ für anaplastische Lymphomkinase (ALK). Rearrangements am Genlocus DUSP22-IRF4 liegen in etwa 25–30 % der Fälle von PC-ALCL vor, während Rearrangements von TP63 bei PC-ALCL sehr selten sind. Im Gegensatz zur systemischen ALCL haben DUSP22-IRF4-Rearrangemnts bei PC-ALCL keine Auswirkung auf die Prognose. Die Expression von CD30 ist nicht auf CD30+ LPD beschränkt, bei denen die große Mehrheit der Tumorzellen diesen Marker trägt. Daher müssen andere CTCL wie MF, insbesondere im Tumor-Stadium, von PC-ALCL und LYP abgegrenzt werden, indem man die histologischen Befunde mit dem klinischen Bild korreliert, um zur korrekten Diagnose innerhalb der Gruppe der CTCL zu gelangen. Obwohl Rezidive häufig auftreten, ist die Prognose der PC-ALCL günstig mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von 90 %. Patienten mit extensiver Beteiligung der Extremitäten und multifokalem PC-ALCL weisen ein erhöhtes Risiko für extrakutane Ausbreitung und eine entsprechend ungünstige Prognose auf.
Die chirurgische Exzision oder eine Strahlentherapie sind die Erstlinien-Therapieformen bei solitärem oder lokalisiertem PC-ALCL. Für Patienten mit multifokalen Läsionen wird niedrig dosiertes Methotrexat (MTX; bis zu 25 mg/kg pro Woche) oder lokale Strahlentherapie bei geringer Anzahl der Läsionen empfohlen. BV ist eine wirksame Therapie mit hohen Ansprechraten für Patienten, die auf MTX nicht ansprechen oder eine extrakutane Ausbreitung auf lokoregionäre Lymphknoten zeigen [3, 8]. Eine Polychemotherapie ist nur bei Patienten angezeigt, bei denen eine extrakutane Ausbreitung auf innere Organe eingetreten ist oder die auf BV nicht ansprechen.
LYP manifestiert sich mit gruppierten oder generalisierten Papeln und Knötchen, die eine charakteristische spontane Regression der einzelnen Läsionen innerhalb einiger Wochen zeigen. Histologisch zeigt sich ein breites Spektrum mit fünf verschiedenen Unterformen (als Typ A–E bezeichnet) und einer Unterform mit chromosomalem Rearrangement des DUSP22/IRF4-Locus auf 6p25.3 [3], die in der überarbeiteten WHO- und aktualisierten WHO-EORTC-Klassifikation aufgeführt sind [1, 2, 4]. Einige dieser histologischen Typen bereiten insofern diagnostische Schwierigkeiten, als sie einer aggressiven CTCL ähneln (z. B. Typ D und E). Somit ist auch hier die klinisch-pathologische Korrelation entscheidend für die Diagnosestellung, da LYP bei den histologischen Merkmalen Überschneidungen mit anderen Formen der CTCL aufweist. Die Prognose der LYP ist hervorragend; die 5- und 10-Jahres-Überlebensraten betragen annähernd 100 %. Jedoch unterliegen LYP-Patienten einem erhöhten Risiko, ein zweites Lymphom zu entwickeln, insbesondere eine MF und ein kutanes oder nodales ALCL; 15 % der Patienten sind hiervon betroffen.
Angesichts der hervorragenden Prognose ist bei der LYP eine Strategie der abwartenden Beobachtung gerechtfertigt. UV-Licht (UVB-Schmalband oder PUVA) und niedrig dosiertes Methotrexat (5–20 mg pro Woche) sind die gängigsten Therapieoptionen, allerdings kommt es nach Absetzung der Behandlung häufig zu Rezidiven [13]. Hier gilt es die Wirkung der Therapien gegen die langfristigen Nebenwirkungen abzuwägen. Bei Patienten mit disseminierten Läsionen und mangelndem Ansprechen auf MTX oder UV-Lichttherapien stellt BV eine neue Behandlungsstrategie dar, die in geringerer Dosierung als bei anderen CD30-positiven T-Zell-Lymphomen angewendet werden kann. Bei größeren Läsionen (2–3 cm Durchmesser), die sich nicht innerhalb von 3 Monaten zurückbilden, kann eine chirurgische Exzision oder lokale Strahlentherapie angewendet werden.
Das subkutane Pannikulitis-ähnliche T-Zell-Lymphom (SPTCL) ist ein zytotoxisches T-Zell-Lymphom, das durch Infiltrate vorwiegend CD8-positiver pleomorpher Lymphozyten in den Lobuli des subkutanen Fettgewebes gekennzeichnet ist [1, 2]. Die neoplastischen Zellen exprimieren TCR alpha/beta, worin sie sich von den TCR gamma/delta exprimierenden Tumorzellen der subkutanen Form des Gamma/Delta-T-Zell-Lymphoms unterscheiden. SPTCL kann im Kindes- wie im Erwachsenenalter auftreten und präsentiert sich mit subkutanen Plaques oder Knoten, bevorzugt an den Extremitäten. Die Regression der Läsionen führt zu fokaler Lipatrophie. Zusätzlich zu den Hautläsionen können systemische Symptome einschließlich Fieber, Müdigkeit, Gewichtsreduktion, Zytopenie und erhöhte Leberenzymwerte auftreten, welche auf eine hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH) hinweisen können. Einige Patienten leiden unter einem systemischem Lupus erythematodes, wobei sich die Manifestationen einer Lupus-Pannikulitis und eines SPTCL überschneiden.
Bei den meisten Patienten zeigt die SPTCL einen indolenten Verlauf mit günstiger Prognose (5-Jahres-ÜR: 80 %) [1]. Bei 15 % der Patienten kommt es als Komplikation der SPCTL zu einer hämophagozytischen Lymphohistiozytose (HLH), die mit einem aggressiven Verlauf und hoher Mortalität einhergeht. Kürzlich wurden Keimbahnmutationen von HAVCR2 in 60 % der SPTCL gefunden; sie führen zu Funktionsverlust oder Missense-Varianten des T-Zell-Immunglobulin-Mucin (TIM)-3 als Modulator der Immunantwort, der auf Untergruppen von T-Zellen und Zellen des angeborenen Immunsystems exprimiert wird [14]. Dies führt zu dauerhafter Immunaktivierung und vermehrter Produktion entzündlicher Zytokine und fördert so die Entwicklung von HLH und SPTCL. Die überschießende Immunreaktion bei SPTCL könnte erklären, warum immunsuppressive Therapien bei diesen Patienten wirksam sind. Immunsuppressiva wie Steroide, MTX oder Cyclosporin sind als Erstlinientherapie der SPTCL an die Stelle der Chemotherapie getreten, unabhängig vom Vorliegen einer HLH [8].
Das CD8-positive akrale T-Zell-Lymphom (CD8+ ATCL) ist eine neue, noch provisorische CTCL-Entität, die in der überarbeiteten WHO-Klassifikation 2017 und der aktualisierten WHO-EORTC Klassifikation 2018 erstmals aufgeführt wird [1, 2]. Diese lymphoproliferative Erkrankung manifestiert sich mit einem solitären oder in seltenen Fällen bilateralen Knoten an akralen Lokalisationen (Ohren, Gesicht, Füße). Die Histologie ist charakteristisch und zeigt eine dichte dermale Infiltration von kleinen bis mittelgroßen atypischen Lymphozyten mit moderater nukleärer Atypie [15]. Bei CD8+ ATCL liegt keine Epidermotropie der neoplastischen Zellen vor; hierin unterscheidet sie sich von den epidermotropen Infiltraten bei CD8+ MF und CD8+ AECTCL. Die Tumorzellen bei CD8+ ACTL haben einen charakteristischen Phänotyp mit Expression von CD3, CD8 und TIA-1 in Abwesenheit anderer zytotoxischer Marker wie z. B. Granzyme B oder Perforin. In der CD68-Färbung ist ein charakteristisches perinukleäres punktartiges Muster zu sehen. Der Verlauf ist indolent, die Prognose hervorragend. Staging-Untersuchungen sind in Fällen mit typischer klinischer Präsentation und Histologie nicht erforderlich. Das CD8+ ACTL kann mit chirurgischer Exzision oder Strahlentherapie behandelt werden.
Schlussfolgerungen
CTCL sind durch distinkte klinische Merkmale gekennzeichnet, zeigen jedoch signifikante Überschneidungen bei den histologischen und phänotypischen Eigenschaften. Darum ist die klinisch-pathologische Korrelation von größter Bedeutung in der Diagnostik von CTCL. Die MF und die kutanen CD30+ LPD sind die häufigsten Formen der CTCL. Das therapeutische Vorgehen bei der MF richtet sich nach dem aktuellen Stadium und bisherigen Verlauf der Krankheit. Bei den CD30+ LPD ist die Prognose günstig. Eine aggressive Therapie ist daher zu vermeiden. Zielgerichtete Therapien bieten neuartige und wirkungsvolle Behandlungsmodalitäten bei fortgeschrittener MF und bei therapierefraktärer CD30 LPD.
Begutachtung
Das Begutachtungsverfahren (Peer Review) dieses Artikels ist hier dokumentiert: https://publons.com/publon/10.1002/hon.2850
Interessenkonflikte
Die Autoren haben keine Interessenkonflikte offenzulegen.
Lizenzangabe
Kempf W, Mitteldorf C. Cutaneous T-cell lymphomas-An update 2021. Hematol Oncol. 2021 Jun;39 Suppl 1:46–51. Lizensiert unter CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de).