Introduction: We aim to investigate the contribution of interstitial lung disease (ILD) to mortality in patients with inflammatory bowel disease (IBD). Methods: We performed a comprehensive retrospective, population-based epidemiological study across the United States from 2001 to 2020, using the Wide-ranging Online Data for Epidemiologic Research database. Mortality data were classified according to the International Classification of Diseases, Tenth Revision, with the codes J84 for ILD, K50 for Crohn’s disease, and K51 for ulcerative colitis. To discern patterns, age-adjusted mortality rates (AMR) were computed, stratified by sex, geographic census region, and racial/ethnic demographics. Results: From 2001 to 2020, there were 57,967 reported deaths among patients with IBD with an AMR per million significantly rising from 10.989 in 2001–2005 to 11.443 in 2016–2020 (P < 0.0001). ILD was a contributor to death in 1.19% (692/57,967) of these cases, with AMR rising from 0.092 to 0.143 per million (P = 0.010). The percentage of ILD-related deaths in the IBD population increased from 1.02% to 1.30% over 2 decades. ILD was a more common cause of death in patients with Crohn’s disease than with ulcerative colitis (54.6% vs 45.4%), with a significant increase for both conditions from 2001 to 2020 (P < 0.05). An upward trend in ILD-related mortality was observed in both sexes (P < 0.05) and within the White population (P = 0.010).

graphic

Abstract aus Vaezi A, Ashby T, Schweitzer M, et al.: Interstitial lung disease as an emerging contributor to mortality in patients with inflammatory bowel disease: a population-based epidemiological study. Clin Transl Gastroenterol 2024;15:e1.

Hintergrund

Bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa liegt eine chronische Entzündung des Darmes mit undulierendem Verlauf von Zeiten einer Remission und aktiven Schüben vor. Auch wenn prädominant eine intestinale Entzündung vorliegt, so gibt es bei vielen Patientinnen und Patienten auch eine Beteiligung von anderen Organen im Rahmen der Darmerkrankung (z.B. Leber) mit extraintestinalen Manifestationen (EIM). Zugleich kann es auch zu weiteren Autoimmun­erkrankungen wie bei den Gelenken und der Haut kommen. Eine interstitielle Lungenerkrankung im Rahmen einer EIM ist eine oft noch unterschätzte und unterdiagnostizierte Entität bei CED. Die Studie untersuchte die mit interstitieller Lungenerkrankung assoziierte Mortalität bei CED.

Ergebnisse der Studie

Die retrospektive Studie wurde zwischen 2001 und 2020 in den USA durchgeführt. Es wurden 57 967 Todesfälle (altersadaptiert) bei CED-Patientinnen und -Patienten dokumentiert. Dabei zeigte sich ein Anstieg der Fälle von 10 989 zwischen den Jahren 2001 und 2005 auf 11 443 zwischen 2016 und 2020. Dabei war eine interstitielle Lungenerkrankung in 1,19% der Todesfälle ursächlich verantwortlich, auch hier mit einem altersadaptierten Anstieg von 0,092 bis 0,143 pro 1 Million Fälle, ein Anstieg der interstitiellen Lungenerkrankung-assoziierten Todesfälle von 1,02% auf 1,3% über 2 Dekaden. Dabei war die interstitielle Lungenerkrankung häufiger bei Morbus Crohn als bei Colitis ulcerosa für Todesfälle zu finden, jedoch ansteigend für beide Entitäten.

Fazit für die Praxis und Kommentierung

Die vorliegende Studie ist über einen Zeitraum von knapp 20 Jahren in den USA durchgeführt worden. Dabei ist eine extrem große Patientenpopulation analysiert worden mit knapp 60 000 Patientinnen und Patienten mit CED. Auch wenn es sich um eine Studie aus den USA handelt und zugleich «nur» retrospektiv ausgewertet wurde, so können die Ergebnisse sicherlich 1:1 auf die europäischen Länder, insbesondere Deutschland übertragen werden, da hier die Verläufe einer CED ähnlich wie in den USA sind. Auch in Europa und in Deutschland findet sich in den letzten Jahrzehnten wie von den Autoren beschrieben ein signifikanter Anstieg an sowohl Morbus Crohn als auch Colitis ulcerosa. Die Autoren konnten in ihrer Analyse einen 44%igen Anstieg der Mortalität bei CED an einer EIM, der interstitiellen Lungenerkrankung, aufzeigen. Geschlechtsspezifische Unterschiede konnten nicht gefunden werden. Dennoch können die Autoren klar aufzeigen, dass die Lungenbeteiligung bei CED im Alltag unterschätzt ist. Unklar bleibt, ob eine interstitielle Lungenerkrankung ausschließlich als EIM zu werten ist oder als zweite Entität, die gleichzeitig mit einer CED auftritt. Dennoch sind die Daten zur deutlich erhöhten Mortalität durch die interstitielle Lungenerkrankung bei Patientinnen und Patienten mit CED im vorliegenden Manuskript alarmierend. Daher sollte auch in den europäischen Ländern und bei uns in Deutschland konsequenter nach einer Lungenbeteiligung bei CED gescreent werden bzw. eine Lungenbeteiligung in die Anamnese als fester Bestandteil von Beginn an mit aufgenommen und regelmäßig abgefragt werden. Damit kann diese sicherlich auch in Deutschland unterschätzte Entität einer interstitiellen Lungenerkrankung bei CED mit – wenn sie vorliegt – auch ungünstiger Prognose für den Patienten früher detektiert und auch besser behandelt werden, mit letztendlich dann hoffentlich besserem Outcome für die Patientinnen und Patienten mit CED.

Disclosure Statement

Bezüglich der vorliegenden Arbeit liegen keine Interessenkonflikte vor.