Background & aims: The present clinical trial aimed to evaluate the efficacy of spirulina administration on serum iron, ferritin, anemia parameters, and fecal occult blood test (FOBT) in adults with ulcerative colitis (UC). Methods: Eighty participants with UC were randomly assigned to take, either 1 g/day (two 500 mg capsules) spirulina (n = 40) or placebo (n = 40) in a double-blinded clinical trial for eight weeks. Dietary intake, physical activity status, serum iron and ferritin levels, anemia parameters, and FOBT were assessed in each participant at baseline and following the intervention. Seventy-three participants completed the trial. Results: Our results indicated significantly increased (p = 0.04) serum iron after eight weeks of spirulina supplementation compared to the placebo group. The spirulina group also demonstrated significantly increased mean corpuscular volume (p = 0.004) whereas red blood cell count (p = 0.01) and hematocrit (p = 0.03) were significantly lowered in the placebo group. No significant changes in FOBT outcomes were seen between groups at baseline (p = 0.12) and the end of the trial (p = 0.34). Eight weeks of 1 g/day spirulina supplementation improved anemia parameters in adults with UC compared to placebo.

Abstract aus Moradi S, Foshati S, Poorbaferani F, et al.: The effects of spirulina supplementation on serum iron and ferritin, anemia parameters, and fecal occult blood in adults with ulcerative colitis: A randomized, double-blinded, placebo-controlled trial. Clin Nutr ESPEN 2023;57:755–763.

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Hintergrund

Die Colitis ulcerosa gehört neben dem Morbus Crohn zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Dabei betrifft die Colitis ulcerosa prädominant das Kolon und ist mit einer kontinuierlichen Ausbreitung des Kolons assoziiert (z.B. isolierte Proktitis, Linksseitencolitis oder Pancolitis mit Backwash-Ileitis). Die Behandlungsmöglichkeiten beinhalten bei milden Verläufen eine Therapie mit Mesalazin oral und lokal. Bei persistierender Entzündungsaktivität erfolgt eine Therapie mittels Steroidstoßtherapie. Bei steroidabhängigen bzw. steroidrefraktären Fällen erfolgt die Therapieeskalation auf eine Biologikatherapie oder eine Therapie mit small molecules. Trotz vieler neuer medikamentöser Therapieoptionen in den letzten Jahren für Patient*innen mit Colitis ulcerosa scheint es ein «therapeutic ceiling» zu geben, sprich ein gewisses Plateau ist für die aktuell verfügbaren Medikamente erreicht und nicht jede/r Patient*in profitiert langfristig von den aktuell verfügbaren Therapien und kommt dauerhaft in eine Remission. Daher bedarf es weiterer, innovativer, gegebenenfalls auch alternativer Therapieansätze, um die Colitis ulcerosa besser bei jedem/r Patient*in behandeln zu können.

Ergebnisse der Studie

Moradi et al. haben in ihrer doppelblinden, randomisierten Placebo-kontrollierten Studie den Effekt von Spirulina, einem Nahrungsergänzungsmittel, das aus Cyanobakterien gewonnen wird, hinsichtlich einer Veränderung von Serumeisen, Ferritin, Anämieparametern und fäkalem okkultem Blut bei erwachsenen Patient*innen mit Colitis ulcerosa untersucht.

Dabei wurden 80 Patient*innen 1:1 randomisiert entweder in die Gruppe mit Spirulina-Therapie (1 g/Tag mit 2 Kapseln à 500 mg) oder in die Placebo-Gruppe. Die Behandlungsdauer betrug 8 Wochen. Parameter wie Ernährungsgewohnheiten, physische Aktivität, Serumeisen, Ferritin, Anämieparameter und das fäkale okkulte Blut wurden zur Baseline und nach Therapiegabe erhoben. 73 Patient*innen beendeten die Studie. In der Studie konnte gemäß den Autor*innen gezeigt werden, dass nach 8-wöchiger Behandlung signifikant erhöhte Serumeisenwerte in der mit Spirulina behandelten Gruppe im Vergleich zu Placebo nachweisbar waren. Ebenso waren das MCV (mittleres Erythrozytenvolumen), die roten Blutkörperchen und der Hämatokritwert signifikant erhöht in der Spirulina-Gruppe im Vergleich zu Placebo. Hinsichtlich des fäkalen okkulten Blutes zeigten sich diese Werte nicht signifikant unterschiedlich zwischen den beiden Gruppen. Die Autor*innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass Spirulina in der Behandlung einer Anämie bei Colitis-ulcerosa-Patient*innen hilfreich sein kann.

Fazit für die Praxis

Die Therapie von Patient*innen mit Colitis ulcerosa wird immer komplexer, multifaktorieller und herausfordernder für die Behandler*innen im täglichen Alltag. Auch die Therapieziele werden mit Einführung neuer Medikamente immer ehrgeiziger. So geht die Behandlung über die Symptomkontrolle hinaus bis zur tiefen mukosalen Heilung hin zur histologischen Komplettremission, was mit Einführung neuer Biologika möglich gemacht wird. Die richtige Therapie für den/die richtige/n Patient*in zu wählen, ist eine Herausforderung und trotz verschiedener therapeutischer Targets gelingt es nicht, jede/n Patient*in in Remission zu bekommen und zu halten. Daher sind neue Therapieansätze wünschenswert, um die Behandlung künftig bei Patient*innen mit Colitis ulcerosa weiter zu optimieren. In der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) finden sich aus dem Bereich der Komplementärmedizin die Empfehlungen unter anderem zur Anwendung von Yoga, Akupunktur oder die Möglichkeit der Curcumin-Therapie [1]. In der vorliegenden Arbeit wurde Spirulina mit einem positiven Effekt in der Behandlung einer Anämie bei Patient*innen mit Colitis ulcerosa im Vergleich zu Placebo gezeigt. Auch wenn die einfache Gabe von Spirulina mit geringen Nebenwirkungen (beschrieben war Meteorismus in Einzelfällen in dieser Studie) als schöne Option erscheint, so ist der genaue Effekt von Spirulina in großen kontrollierten Studien bislang nicht belegt oder weisen die vorliegenden Studien Mängel auf. Die aktuelle Studie beschreibt zudem einen relativ kurzen Beobachtungszeitraum von nur 8 Wochen, ein Dosis-abhängiger Effekt von Spirulina wurde nicht untersucht. Zudem waren auch nur 73 Patient*innen in der finalen Auswertung verfügbar. Mit den vorliegenden Studienergebnissen kann Spirulina daher nicht in der Behandlung einer Anämie bei Patient*innen mit Colitis ulcerosa empfohlen werden und der Stellenwert dieses Nahrungsergänzungsmittels muss erst in größeren Studien untersucht werden.

Disclosure Statement

Zu diesem Wissenstransfer liegen keine Interessenkonflikte vor.

Literatur

1 Kucharzik T, Dignass A, Atreya A, et al.: Aktualisierte S3-Leitlinie Colitis ulcerosa (Version 6.1) – Februar 2023 – AWMF-Registriernummer: 021-00. Z Gastroenterol. 2023;61:1046–1134.

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Kucharzik
T
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Dignass
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Atreya
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Aktualisierte S3-Leitlinie Colitis ulcerosa (Version 6.1) – Februar 2023 – AWMF-Registriernummer: 021-00
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Z Gastroenterol
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