Objective: To investigate the clinical characteristics of patients positive for anti-melanoma differentiation-associated gene 5 (MDA5) antibodies, and to analyse the potential pathogenesis of anti-MDA5 antibodies. Methods: The clinical manifestations, serological tests, imaging features, treatments, and prognoses of 32 anti-MDA5 antibody-positive patients diagnosed in the Rheumatology and Immunology Department of the Second Affiliated Hospital of Chongqing Medical University from September 2015 to August 2018 were analysed. Results: Of the 32 anti-MDA5 antibody-positive patients, eleven patients were clinically diagnosed with interstitial pneumonia with autoimmune features (IPAF), ten patients were diagnosed with clinically amyopathic dermatomyositis (CADM), six patients were diagnosed with dermatomyositis (DM) and five patients were diagnosed with anti-synthetase syndrome (ASS). Thirty patients had various degrees of pulmonary interstitial changes. The incidence of mortality, subcutaneous emphysema, hoarseness and dysphagia in patients who were positive for both anti-MDA5 and anti-Ro52 antibodies was significantly higher than in patients positive for only anti-MDA5 antibodies. The anti-MDA5 antibody-positive IPAF patients had a very poor prognosis, and mortality in these patients was as high as 54.55%. Conclusion: Anti-MDA5 antibodies are closely related to interstitial lung disease (ILD). The presence of both anti-MDA5 and anti-Ro52 antibodies indicates poor prognosis.

Abstract aus Huang W, Ren F, Wang Q, et al.: Clinical features of thirty-two patients with anti-melanoma differentiation-associated gene 5 antibodies. Clin Exp Rheumatol 2019;37:803–807.

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Hintergrund

Idiopathische inflammatorische Myositiden (IIM) sind eine heterogene Gruppe von Erkrankungen unbekannten pathogenetischen Hintergrundes, der die Polymyositis und Einschlusskörperchen-Myositis sowie die Dermatomyositis (DM) mit ihren verschiedenen klinischen Formen zugeordnet werden. In unterschiedlichem Ausmaß sind neben der namensgebenden Myositis innere Organe betroffen, die das klinische Bild, insbesondere aber auch die Prognose beeinflussen. Zusätzlich zu klinischen und bildgebenden Verfahren finden zunehmend spezifische Autoantikörper diagnostische Bedeutung, die wenig sensitiv, aber sehr spezifisch für klinische Untergruppen sein können.

Studienergebnisse

Huang et al. berichten über 32 Patienten mit Anti-MDA5-Antikörpern (MDA5 = melanoma differentiation-associated gene 5), deren klinische Symptome, serologische Tests, Bildgebungsverfahren, Behandlung und Prognose über einen Zeitraum von 2015 bis 2018 an einem rheumatologisch-immunologischen Zentrum in Peking erfasst wurden. Bei einem Geschlechterverhältnis Männer zu Frauen von 1:1,7 lag das Alter der Patienten zwischen 19 und 73 Jahren, das Alter zu Erkrankungsbeginn bei 52 Jahren. 11 Patienten hatten eine IPAF (interstitial pneumonia with autoimmune features), 10 eine klinisch amyopathische Dermatomyositis (CADM), 6 eine Dermatomyositis (DM) und 5 ein Anti-Synthetase-Syndrom (ASS). 22 dieser Patienten waren zusätzlich Anti-Ro52-positiv und zeigten eine deutlich höhere Mortalität sowie häufiger subkutane Emphyseme, Heiserkeit und Schluckbeschwerden als Anti-Ro52-negative Patienten. Patienten mit einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILD) hatten eine deutlich schlechtere Prognose mit einer Mortalität von 55%.

Die Ergebnisse bestätigen Angaben in der Literatur, dass Anti-MDA5-Antikörper-positive Patienten häufiger an einer Lungenbeteiligung leiden. Neben dem Hinweis, dass Anti-MDA5-positive Patienten mit IPAF eine deutlich schlechtere Prognose als DM-Patienten haben, konnten die Autoren erstmalig eine weitere Verschlechterung der Prognose bei Doppelpositivität von Anti-MDA5 und -Ro52 zeigen. Die Untersuchung von Myositis-spezifischen Antikörpern neben klassischen antinukleären Antikörpern (ANA) und Anti-ENA-Antikörpern (ENA = extrahierbare nukleäre Antigene) ist daher in der Diagnostik und prognostischen Stratifizierung von Patienten mit DM interessant.

Myositis-spezifische Autoantikörper bei der DM

Neben anamnestischen Angaben, klinischen Untersuchungsergebnissen und Manifestationen wie Hautulzerationen und ILD sind immunserologische Untersuchungen bei der Diagnosestellung und Klassifikation, insbesondere aber auch bei der Prognosestellung der DM von Bedeutung. Innerhalb der ANA und Anti-ENA-Antikörper zeigen Myositis-spezifische Autoantikörper zwar eine niedrige Sensitivität, aber hohe Spezifität, wobei die Titer bzw. Konzentrationen in der Regel wenig mit der Krankheitsaktivität, dem Verlauf und dem Therapieansprechen korrelieren bzw. noch in größeren Untersuchungen evaluiert werden müssen.

Bei klinischem Verdacht auf DM sollten daher regelhaft ANA auf Hep2-Zellen und Anti-ENA-Antikörper bestimmt werden. Dazu sind sogenannte Myositis-Panels kommerziell erhältlich, die die wesentlichen Antigene enthalten. Das Spektrum dieser Autoantikörper erweitert sich von Jahr zu Jahr. Dabei sind Antikörper gegen zytoplasmatische oder Zellkernbestandteile beschrieben, die an zentralen intrazellulären Prozessen wie der Gentranskription sowie der Synthese und Translokation von Proteinen beteiligt sind. Auch spezifische Antikörper für die Malignom-assoziierte DM, die CADM und die juvenile DM konnten charakterisiert werden. Dabei lassen sich Myositis-spezifische von Myositis-assoziierten Antikörpern abgrenzen. Anti-Synthetase-Antikörper charakterisieren die Polymyositis und DM, typischerweise assoziiert mit einer ILD. Anti-TIF1-gamma-Antikörper (TIF1 = transcriptional intermediary factor 1) sind mit tumorassoziierter DM und Anti-Mi2-Antikörper mit der klassischen DM korreliert. Nicht nachweisbare Antikörper schließen jedoch eine DM nicht aus.

Die hier zitierte wie auch andere Arbeiten der jüngeren Vergangenheit belegen die Bedeutsamkeit des MDA5-Antikörpers zur Diagnostik und Prognosestellung der CADM und einer Lungenbeteiligung. Die Antikörper werden als spezifisch für die DM angesehen mit einer Sensitivität von 10–35%, wobei die Angaben mehrheitlich aus asiatischen Studien stammen, während in einer US-amerikanischen Untersuchung nur eine Prävalenz von 13% angegeben wird. Anti-MDA5-Antikörper definieren dabei offensichtlich ein Haut- und Lungensyndrom mit häufig schwerem Krankheitsverlauf. Historisch wurde der Antikörper erstmalig 2005 bei japanischen Patienten mit CADM beschrieben und einem Molekül mit 140 kDa zugeordnet, daher der Name CADM-140. Als Zielantigen wurde im weiteren Verlauf eine RNA-Helicase beschrieben, die vom melanoma differentiation-associated gene 5 (MDA5) kodiert wird. Die genaue funktionelle Bedeutung von MDA5 für die DM ist bisher nicht klar, offensichtlich ist es aber an der angeborenen Immunität im Rahmen der Virusabwehr beteiligt.

Fazit

Myositis-spezifische Antikörper zeichnen sich durch eine geringe Sensitivität, aber hohe Spezifität aus. In ihrer zunehmenden Zahl ermöglichen sie eine feinere Differenzierung des klinischen Bildes, der Organbeteiligung sowie der Prognose und sind zukünftig möglicherweise auch eine wichtige Hilfe bei der Therapieentscheidung.

In Bezug auf diesen Wissenstransfer liegen keine Interessenskonflikte vor.

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