Abstract
Objective: This study clarifies the involvement of gender and pre-existing diabetes mellitus (DM) in the clinical characteristics of polymyalgia rheumatica (PMR). Methods: The clinical records of patients diagnosed with PMR in our department between January 2011 and June 2021, especially in terms of gender and DM were retrospectively analysed. Results: We identified 89 patients with the median age of 75. 37 cases were men and 52 cases were women. Pre-existing DM was found in 21 patients (23.6%). Male PMR patients exhibited a higher complication rate of pre-existing DM and C-reactive protein (CRP) levels at diagnosis (p = .04 and p < .01, respectively) than female patients, and men were more common in the patient group with pre-existing DM (p = .04). The CRP levels of male PMR patients without pre-existing DM were higher than female PMR patients without pre-existing DM.
Abstract aus Horai Y, Otsuka M, Kawahara C, et al.: Clinical analysis of gender and pre-existing diabetes mellitus in patients with polymyalgia rheumatica: A retrospective study in a Japanese population. Mod Rheumatol 2023;33:182–186.
Transfer in die Praxis von Prof. Dr. Sabine Adler (Aarau)
Hintergrund
Bei der Therapie der Polymyalgia rheumatica (PMR) ist uns im Rahmen der Standardmedikation mit Glukokortikoiden selbstverständlich bewusst, welche Risiken hiermit verbunden sind. Insbesondere da gehäuft Frauen jenseits der Menopause betroffen sind, liegt unser Hauptaugenmerk auf der Entwicklung oder Verschlechterung einer Osteoporose.
Nach dem Vorhandensein eines Prädiabetes wird nicht immer gesucht, zudem wird die ambulante Therapie einer engmaschigen Blutzuckerkontrolle nicht immer gerecht. Eine geschlechtsbezogene Risikoanalyse bzw. -berücksichtigung hinsichtlich Diabetes erfolgt im klinischen Alltag meist nicht.
Die vorliegende retrospektive Studie geht auf dieses Problem ein – und verfolgt den Ansatz einer geschlechtsspezifischen Risikoanalyse in Bezug auf die männlichen Betroffenen. Die hierbei erhobenen Daten erstrecken sich auf einen Zeitraum von 20 Jahren mit Fokus auf Geschlecht und Diabetes mellitus (DM).
Hohe Entzündungszeichen und DM-Raten bei männlichen PMR-Betroffenen
Die japanischen Kolleginnen und Kollegen zeigen bei bekannter Alters- und Geschlechterverteilung der PMR «zugunsten» der Frauen einen klaren Unterschied im Hinblick auf eine höhere Komplikationsrate bei Männern mit vorbestehendem DM und erhöhtem CrP (C-reaktivem Protein) im Vergleich zu den betroffenen Frauen. Außerdem hatten Männer auch ohne DM eine höhere systemische Inflammation als Frauen.
Letztlich konnte diese Studie nicht klären, warum Männer anscheinend eine andere, nämlich höhere Entzündungsaktivität als die weiblichen Betroffenen aufweisen. Auch das Alter, der Body Mass Index und die übrigen Komorbiditäten wie auch Komplikationen waren in Bezug auf das Geschlecht gleich verteilt, sodass zumindest hierüber keine klare Ursache der Differenz zu finden war. Die Autoren vermuten daher eine geschlechterspezifisch unterschiedliche Pathophysiologie im Rahmen derselben Erkrankung.
Männer und Frauen zeigen unterschiedliches Therapieansprechen auch in anderen Studien
Unterschiede in der Schwere der Erkrankung sowie auch im Hinblick auf ein Therapieansprechen und insbesondere auf eine Glukokortikoidfreiheit als Ziel der Therapie waren bereits in anderen Studien aufgefallen. Aufgrund der hier vorgelegten Daten hätte man den ungünstigen Verlauf bei den männlichen Betroffenen basierend auf der erhöhten serologischen Inflammation erwartet – in der Realität wird es jedoch umgekehrt beschrieben: Frauen haben die höheren Komplikationsraten.
In dieser Studie nun wurde auf ein differenziert zu betrachtendes Risiko insbesondere bei männlichem Geschlecht und DM hingewiesen.
Fazit
Die PMR ist eine häufige entzündliche Erkrankung jenseits des 50. Lebensjahres. Geschlechterunterschiede im Hinblick auf Präsentation, serologische Entzündungsaktivität, Risikofaktoren und Therapieansprechen sind bislang in der Literatur – bis auf die Osteoporose – kaum berücksichtigt worden.
Zukünftig erscheint es sinnvoll, zumindest nach Diabetesrisiken bzw. einem vorbestehenden Diabetes bei beiden Geschlechtern zu suchen und entsprechend zu therapieren. Inwieweit sich ein zukünftiger, geschlechtsspezifischer Therapiealgorithmus ergeben wird, bleibt abzuwarten, aber wünschenswert.
Disclosure Statement
Bezüglich der vorgelegten Arbeit liegen keine Interessenkonflikte vor.