Abstract
Anamnese: Eine 60-jährige Patientin wurde wegen eines Mammakarzinoms im TNM-Stadium pT1a (m), pN2a (8/12), G2, pM0 brusterhaltend operiert. Im Anschluss erhielt sie 4 Zyklen Epirubicin/ Cyclophosphamid (90/600 mg/m2), gefolgt von 2 Zyklen Docetaxel (100 mg/m2). Vier Tage nach Erhalt des zweiten Zyklus Docetaxel stellte sich die Patientin mit Bauchschmerzen, Nausea, Emesis und Obstipation bestehend seit 3 Tagen vor. Befunde: Die körperliche Untersuchung zeigte ein geblähtes Abdomen, das Fehlen von Darmgeräuschen und eine Druckdolenz im linken Unterbauch. Im Labor fiel eine Granulozytopenie mit NCI Grad III und eine CRP-Erhöhung von 7,7 mg/dl auf. Diagnose: Als Hauptdiagnose wurde der Verdacht auf eine chemotherapieassoziierte Enterokolitis mit Zeichen eines paralytischen Ileus gestellt, der sich computertomographisch und per laparatomiam bestätigte. Therapie und Verlauf: Die Erstversorgung erfolgte mit einer Magensonde, Infusionstherapie, Breitbandantibiose und G-CSF. Im weiteren Verlauf wurde bei sich verschlechterndem Allgemeinzustand und Verdacht auf intraabdominelles Kompartmentsyndrom fünfmal eine Explorativlaparotomie mit abdomineller Lavage durchgeführt. Nach vorübergehender Besserung verstarb die Patientin 8 Wochen nach Aufnahme im protrahierten Multiorganversagen. Fazit: Bei der chemotherapieassoziierten Enterokolitis handelt es sich um eine seltene, aber potenziell letale Nebenwirkung einer zytostatischen Therapie. Gastrointestinalen Symptomen sollte deshalb eine grosse Aufmerksamkeit geschenkt werden, um durch eine rechtzeitige Therapieintervention das Mortalitätsrisiko zu minimieren.