Abstract
Kontra- und Prozeption provozieren in unserem Lande und Kulturkreis andere Antworten als beim Blick auf die Weltbevölkerung und hier insbesondere auf jene der nicht industriell entwickelten Länder. Kontrazeption ist als Aufgabe der Präventivmedizin zu sehen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Vermeidung einer psychosozialen Notlage bei unerwünschter Schwangerschaft mit eventuell nachfolgendem Schwangerschaftsabbruch. In diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung ist die Kontrazeptionsberatung der Jugendlichen. Wirksame Antikonzeption verursacht nicht geänderte Moral, bestärkt und erleichtert jedoch die Lebensweise und bietet Sicherheit. Dieser Aspekt steht in enger Wechselwirkung zu den sozialen und familienpolitischen Rahmenbedingungen. Die Integration der Kontrazeption in die Lebensplanung der Frau ist entscheidend von diesen Bedingungen abhängig. Der Frauenarzt und die Frauenärztin sind Mitwirkende am Lebensplan von Frauen, die mit Bezug auf ihre berufliche Laufbahn zunächst Kontrazeption leben, später – und oft auch zu spät – mit maximaler Intension und Einsatz auch der assistierten Reproduktion ihr einziges Kind bekommen – wenn überhaupt. Aus einer zunächst gewollten wird nicht selten eine ungewollte Kinderlosigkeit. Es geht um eine in die Zukunft weisende Sozial- und Sexualpädagogik, in der die Aufteilung von Beruf oder Familie aufgehoben wird. Frauenärztinnen und -ärzte sind in der Beratung der Kontra- und Prozeption in der Wahrnehmung dieser pädagogischen Aufgabe Mitgestalter an der Lebensplanung der Frau wie auch am demographischen Wandel der Gesellschaft.