Abstract
In den letzten 20 Jahren wurden in den industrialisierten Ländern immer kleinere Frühgeborene nach der Geburt reanimiert, maschinell beatmet, parenteral ernährt und mit verschiedenen Medikamenten behandelt. Je kleiner und unreifer die Kinder waren, desto länger dauerte die Intensivbehandlung, desto mehr Schmerzen und Leiden brachte sie für die betroffenen Kinder und desto schlechter wurden die Langzeitergebnisse. Zwar sank die Mortalität, hingegen nahmen bei den Überlebenden chronische Probleme von Lungen, Augen und Hirn (Zerebralparese) zu. Unter Fachleuten und in der Öffentlichkeit wurden deshalb Grenzen des Einsatzes der Intensivmedizin diskutiert. Umfragen bei Neonatologen und Pflegenden in ganz Europa ergaben ein breites Meinungsspektrum, wo diese Grenze z.B. in Bezug auf das Gestationsalter gezogen werden sollte. Eine Mehrheit befürwortet jedoch einen Abbruch von Intensivmassnahmen, wenn diese nicht mehr im besten Interesse des Kindes sind, d.h. wenn die Behandlung zur Qual und ein unausweichlicher Tod nur hinausgeschoben würde. Um eine solche schwierige medizinisch-ethische Entscheidung strukturiert, nachvollziehbar und breit abgestützt zu fällen, wurden besondere Verfahren entwickelt, die sich in der Praxis bewährt haben.