Abstract
Das Amnioninfektionssyndrom ist neben der direkten mütterlichen (Fieber, Sepsis) wie fetalen Beeinträchtigung (Tachykardie bzw. konsekutiv neonatale Morbidität oder Mortalität) auch als Ursache von Frühgeburtlichkeit (vorzeitige Wehentätigkeit, vorzeitiger Blasensprung) von erheblicher klinischer Relevanz. Einer Früherkennung der Chorioamnionitis kommt daher besonders hohes prospektives Potential zu. Die Unspezifität von klinischen Symptomen wie auch Laborwertkonstellationen bedingen eine nicht unerhebliche diagnostische Unsicherheit. Die Gramfärbung aus Fruchtwasser ermöglicht neben anderen Untersuchungsverfahren die derzeit schnellste und sicherste Diagnose (Sensitivität 63,8%, Spezifität 97,7%). Die vorgestellte streng lokalisierte Chorioamnionitis durch retroamniale Abszedierung bedingt jedoch den Sonderfall einer falsch negativen bakteriologisch-diagnostischen Amniozentese. Trotz der falsch negativen Kasuistik ist an der zielführenden Erweiterung des diagnostischen Spektrums durch den invasiven Ansatz in einer für Mutter und Fetus potentiell kritischen Frühgeburtssituation nicht zu zweifeln. Postpartal war der Verlauf durch ein, vermutlich auf Tobramycin zurückzuführendes, akut zytotoxisches Arzneimittelexanthem kompliziert.