Abstract
In dieser Studie werden die historischen Wurzeln der Hexenverfolgung aufgesucht. Über eine Zeitspanne von 540 Jahren können zwischen 1241 und 1782 Hexenverbrennungen nachgewiesen werden. Es zeigt sich, dass in diesen 540 Jahren der Hexenverfolgung lediglich die Kulmination einer affektbesetzten Feindseligkeit gegenüber dem «Weiblichen» schlechthin in der abendländischen Kultur zu sehen ist. Wie aus den Texten der grossen mittelalterlichen Theologen deutlich herausgelesen werden kann, stammt die Herabsetzung und entwürdigende Erniedrigung des weiblichen Geschlechtes und die damit verbundene Diabolisierung der Sexualität ebenso wie die Leibfeindlichkeit aus vorchristlichem, heidnisch-mythologischem Denken, welches sich in der Kirche des Mittelalters als synkretistisches Gedankengut massiv etablierte und noch bis in unsere Tage hinein in sublimen Abkömmlingen anzutreffen ist. Zwanghafte Reglementierung der Sexualität in der damaligen Zeit und die Androhung höllischer Strafen bei Nichteinhaltung des Reglements setzten den «Circulus vitiosus» von Versagen, Schuld und Angst in den Gemütern der Menschen in Gang und verhinderten die Bewältigung des Ödipuskomplexes. Die dadurch bedingte Regression auf die «anale Stufe» bereitete den Boden für sadomasochistische Destruktivität, die – gefördert durch Aberglauben – auf dem Wege der Projektion nach aussen, auf die angeblichen Hexen kanalisiert wurde.