Abstract
Fragestellung: Im Rahmen einer prospektiven Längsschnittstudie wurde an 38 Paaren und ihrem ersten Kind untersucht, inwieweit bereits pränatal bei den werdenden Eltern erfasste psychische Faktoren somatische und psychische Aspekte des Geburtsverlaufs, die beginnende Eltern-Kind-Beziehung und die frühe Entwicklung des Säuglings beeinflussen. Methoden: Zur Anwendung kamen pränatal und postnatal durchgeführte halbstandardisierte, tiefenpsychologische Paarinterviews (mit Videoaufzeichnung), der Giessen-Test für Paare, inhaltsanalytische Auswertungen der elterlichen Geburtsschilderungen sowie ein Elternfragebogen über funktionelle Säuglingssymptome. Ergebnisse: Es zeigte sich eine hohe Kontinuität des elterlichen Erlebens und der Partnerschaft zwischen der Pr-ä und Postnatalzeit. Somatische Geburtskomplikationen wurden nicht von pränatal erfassbaren psychischen Faktoren beeinflusst, dagegen gab es einen deutlichen Zusammenhang zwischen wesentlichen Aspekten der bereits vorgeburtlich vorhandenen elterlichen Vorstellungs- und Beziehungswelt und dem Geburtserleben der Mutter, ihrer Kontaktaufnahme mit dem Neugeborenen sowie dem frühen Auftreten von funktionellen Störungen beim Säugling. Schlussfolgerungen: In die ärztliche Schwangerenbetreuung sollten relevante psychische und psychosoziale Aspekte einbezogen werden. Dabei sollte auf die Vorstellungen und Erwartungen bezogen auf die zukünftige Elternschaft und auf mögliche ambivalente Gefühle eingegangen werden. Der Vater sollte in die psychologischen Geburtsvorbereitungen einbezogen werden.