Abstract
Fragestellung: Diagnostik und Therapie von über 80jährigen stationär behandelten gynäkologischen Patientinnen wurden prospektiv untersucht und einer «Soll-Ist-Analyse» unterzogen. Methoden: Es wird ein allgemeines Beurteilungsschema für nicht durchgeführte diagnostische und therapeutische Schritte vorgestellt und auf die Situation der 96 untersuchten Patientinnen angewandt. Die Soll-Therapie entsprach dabei der idealen Behandlung einer 60jährigen Patientin. Ergebnisse: Bei rund 60% der Fälle konnte eine ideale Therapie durchgeführt werden. Bei 32 Patientinnen erfolgte eine Minderung von 5–50%; bei nur 2 Frauen lag dieser Anteil bei > 50%. Am häufigsten wurde bei den onkologischen Patientinnen von der Idealtherapie abgewichen. Schlussfolgerungen: Wir werten, in Übereinstimmung mit der Literatur, die vorliegenden Behandlungsergebnisse dahingehend, dass das Alter nicht pauschal als Argument gegen die Standardbehandlung einer Patientin mit einem gynäkologischen Leiden angeführt werden darf. Bei über 80jährigen Patientinnen sollten deshalb individuelles Risiko und Nutzen einer Behandlung, insbesondere wenn mit einem operativen Eingriff verbunden, abgewogen werden.