Die Schweizerische Medizinische Gesellschaft für Phytotherapie (SMGP) wurde im Oktober 1988 in Interlaken von einer kleinen Gruppe Initiatoren unter der Leitung des ersten Präsidenten Dr. med. Klemens Brühwiler gegründet. Knapp 5 Jahre später lancierte der Karger Verlag die Zeitschrift FORSCHENDE KOMPLEMENTÄRMEDIZIN. Damals begann die Komplementärmedizin, sich zu regen und zu organisieren. Die Zeit war irgendwie reif, um in der Medizin weitgehend vergessenes Wissen wieder bekannter zu machen. Dies war vor allem unter den Ärzten von höchster Bedeutung, denn im Medizinstudium war die Phytotherapie vollständig verschwunden - im Gegensatz zur Pharmazie, innerhalb welcher der Fachbereich Pharmakognosie zu diesem Zeitpunkt noch unbestritten war. Die SMGP konnte sich von Beginn an auf das Wissen und die Erfahrungen der Pharmazeuten und pharmazeutischen Biologen, insbesondere auf dasjenige von Willi Schaffner an der Universität Basel und von Otto Sticher von der Eisgenössischen Technischen Hochschule Zürich, stützen. Eine erwachende Industrie, die begann, klinische Studien durchzuführen und eine moderne Wissenschaft mit ständig wachsenden Möglichkeiten der analytischen und pharmakologischen Untersuchungen von Arzneipflanzen legten die Basis für eine Fort- und Weiterbildung, die Anerkennung fand.

In diesem Umfeld war es wenig erstaunlich, dass eine neue Zeitschrift gegründet wurde. Die FORSCHENDE KOMPLEMENTÄRMEDIZIN des Karger Verlags wurde bereits 1 Jahr nach der Gründung zum Partner und Begleiter der SMGP. Die erste Vereinsseite erschien in der ersten Ausgabe des zweiten Jahrgangs im Januar 1995. Berichtet wurde von der 7. Schweizerischen Jahrestagung für Phytotherapie, die sich mit dem Thema Dermatologie beschäftigte. Seither sind die Gesellschaftsmitteilungen der SMGP mit einer Ausnahme, als ein Personalwechsel die administrativen Abläufe etwas durcheinander brachte, auf 1-3 Seiten in jeder Ausgabe der FOKOM erschienen. Würde man die mehr als 100 Ausgaben zusammennehmen, läge eine Art Geschichte der SMGP vor.

Wie kam es überhaupt dazu, dass die SMGP die FORSCHENDE KOMPLEMENTÄRMEDIZIN zu ihrem Publikationsorgan ernannte? Die Gründung der SMGP war damals teilweise von der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Erfahrungsmedizin (SAGEM) initiiert worden. Die heute nicht mehr existierende SAGEM war damals ein Dachverband für verschiedene komplementärmedizinische Organisationen. Die SMGP entwickelte sich in ihrer Gründerzeit recht schnell und wuchs zu einer respektablen Gesellschaft heran, die 1996 erstmals mehr als 200 Mitglieder zählte. Bald wurde deutlich, dass die SAGEM die Interessen der Phytotherapie nicht hinreichend wahrnehmen wollte und konnte. So beschloss die damalige Hauptversammlung der SMGP auf Antrag des Vorstands, aus der SAGEM auszutreten. Um zu beweisen, dass es nicht darum ging, den SAGEM-Mitgliederbeitrag einzusparen, wurde überlegt, wie die Komplementärmedizin durch die SMGP generell gefördert werden könnte. Das damals noch zarte Pflänzchen der FORSCHENDEN KOMPLEMENTÄRMEDIZIN zu unterstützen, erwies sich als die zündende Idee. Die Hauptversammlung ernannte die Zeitschrift zum offiziellen Verbandsorgan der SMGP. Das ist bis heute so geblieben, weshalb das Logo der SMGP neben dem Logo des Karger Verlags auf der Titelseite der Zeitschrift erscheint. Die SMGP unterstützt die Herausgabe der FORSCHENDEN KOMPLEMENTÄRMEDIZIN mit einem nennenswerten Betrag. Die Mitglieder erhalten die Zeitschrift regelmäßig zugestellt; die SMGP zahlt pro Abonnement ein Entgelt, das im Mitgliederbeitrag enthalten ist.

Leider ist bisher noch keine Gesellschaft dem Beispiel der SMGP gefolgt. Doch vielleicht gelingt es im Jubiläumsjahr, diesen Gedanken weiterzutragen. Die Komplementärmedizin braucht in der sogenannten Wissenschaftsgemeinschaft anerkannte Zeitschriften, die sich dem Peer-Review-Gedanken verpflichtet fühlen und mit einem Impact Factor versehen sind. Denn auch im 21. Jahrhundert ist es durchaus nicht selbstverständlich, dass Forschungsergebnisse zu pflanzlichen Arzneimitteln, insbesondere wenn es sich um überraschende Resultate bei klinischen Studien handelt, von renommierten Zeitschriften berücksichtigt werden.

Die Frage, ob die FORSCHENDE KOMPLEMENTÄRMEDIZIN auch in Zukunft die Verbandszeitschrift der SMGP bleiben soll, wurde immer wieder gestellt. Obwohl regelmäßig Publikationen, etwa vom Institut für Naturheilkunde der Universität Zürich, die als Basis-Referate im Rahmen der Fort- und Weiterbildung der SMGP gehalten wurden, erschienen und auch vereinzelt Forschungsergebnisse aus dem Umfeld der SMGP und anderen Schweizer Forschungsinstituten zu lesen waren, publiziert die FOKOM verhältnismäßig wenig phytotherapeutische Beiträge. Dies hängt damit zusammen, dass die Zahl der Forscher in der Phytotherapie klein und die Konkurrenz durch andere Zeitschriften groß ist. Es gibt eine ganze Reihe weiterer Organe, die um die Gunst der Arzneipflanzenforscher buhlen wie z.B. die europäischen Zeitschriften Planta Medica(getragen von der Gesellschaft für Arzneipflanzen- und Naturstoffforschung, GA) und Phytomedicine(Publikationsorgan der European Scientific Cooperative on Phytotherapy, ESCOP). Die SMGP hat sich in den 25 Jahren ihres Bestehens in der Dimension weiterentwickelt, dass sie in diesen Tagen ihrem 700. Mitglied entgegenfiebert. Die Partnerschaft mit dem Karger Verlag und der FORSCHENDEN KOMPLEMENTÄRMEDIZIN soll im Jubiläumsjahr gefestigt werden. Wenn die SMGP am 13. April 2013 im Basler Zoo das Jubiläumsjahr eröffnet, präsentiert sich die Zeitschrift aus Anlass ihres 20-jährigen Bestehens beim Apéro. Wenn dieses etwas verlängerte Jubiläum zwischen dem 18. und 21. Juni 2014 anlässlich des 3. gemeinsamen Phytotherapiekongresses der Deutschen und der Österreichischen Gesellschaft für Phytotherapie, der ESCOP und der GA unter Federführung der SMGP in Winterthur auf dem Programm steht, soll die Kooperation einen Höhepunkt erreichen: Die FORSCHENDE KOMPLEMENTÄRMEDIZIN publiziert dann einen Sonderband zur Tagung mit den Hauptreferaten und sämtlichen Poster-Abstracts. Die SMGP freut sich auf diese Zusammenarbeit ganz besonders und hofft, dass insbesondere die Tagung in Winterthur möglichst viele Teilnehmende anlocken und die Zeitschrift als relevantes Publikationsorgan für phytotherapeutische Arbeiten bekannter machen wird.

Auch in Zukunft werden sich die FORSCHENDE KOMPLEMENTÄRMEDIZIN und SMGP Herausforderungen stellen müssen. Die SMGP ist in den nächsten Jahren weiterhin aufgerufen, ihren Anspruch durchzusetzen, die Phytotherapie in der Schweizerischen Grundversicherung zu verankern. Die Schweiz würde eine Vorreiterrolle in Europa übernehmen, wenn die Unternehmung im dritten Anlauf von Erfolg gekrönt wäre. Entschieden wird politisch, doch die Wissenschaft dahinter muss die politischen Entscheidungsträger überzeugen.

Die SMGP wünscht der FORSCHENDEN KOMPLEMENTÄRMEDIZIN weitere erfolgreiche Jahre, damit die Jubiläen auch in Zukunft gemeinsam gefeiert werden können.

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Perucchi S, Meier B: Anwendungsbeobachtung zur Wirksamkeit und Verträglichkeit einer alkoholfreien, flüssigen Baldrianzubereitung (Schlafsirup). Forsch Komplementmed 1995;2:295-296.
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Perucchi S, Meier B: Anwendungsbeobachtung zur Wirksamkeit und Verträglichkeit eines standardisierten Efeu-Extraktes bei Husten in zwei galenischen Formen. Forsch Komplementmed 1996;3:262-263.
3.
Meier B, Liske E, Rosinus V: Wirksamkeit und Verträglichkeit eines standardisierten Johanniskraut-Vollextraktes (Ze117) bei Patienten mit depressiver Symptomatik unterschiedlicher Schweregrade. Forsch Komplementmed 1997;4:87-93.
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Saller R, Iten F, Reichling J: Dyspeptische Beschwerden und Phytotherapie - eine Übersicht über traditionelle und moderne Phytotherapeutika. Forsch Komplementmed 2001;8:263-273.
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