Sehr gerne nutze ich dieses Grußwort zum 20-jährigen Bestehen der Zeitschrift FORSCHENDE KOMPLEMENTÄRMEDIZIN, um ein paar Gedanken zur Naturheilkunde und Komplementärmedizin in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu formulieren.

Die Erich Rothenfußer Stiftung, die selbst im Jahre 1989 errichtet wurde und damit kaum älter als die Zeitschrift ist, verfolgt speziell das Anliegen, die Naturheilkunde und die Komplementärmedizin mit der etablierten Medizin zu verknüpfen. Dabei fördert die Stiftung einerseits universitäre und postgraduierte Aus- und Fortbildungsangebote sowie andererseits die Entwicklung von Therapieangeboten, die diese Maxime berücksichtigen, und unterstützt darüber hinaus die Entwicklung von Qualitätssicherungskonzepten.

Die Gründung der FORSCHENDEN KOMPLEMENTÄRMEDIZIN fiel in eine Zeit, in der zum einen die Nachfrage bezüglich Naturheilkunde und Komplementärmedizin in der Bevölkerung offensichtlich zunahm und zum anderen offene Handlungsfelder in der medizinischen Ausbildung und in der wissenschaftlichen Beforschung bestanden. Naturheilverfahren und Homöopathie waren zwar gerade in den Gegenstandskatalog der ärztlichen Prüfung aufgenommen worden, in Deutschland gab es aber noch keinen Lehrstuhl für Naturheilkunde und Komplementärmedizin (was bedeutete, dass die akademische Verankerung nicht gegeben war). In der universitären Ausbildung, speziell in München, ging die Organisation der studentischen Lehre von der Studenteninitiative «Münchner Modell» (die im Jahre 1982 gegründet wurde) gerade auf die medizinische Fakultät über [1]. Für die dringend notwendige wissenschaftliche Beforschung fehlten somit weitgehend die notwendigen Strukturen. Zu dieser Zeit entwickelte sich die FORSCHENDE KOMPLEMENTÄRMEDIZIN als internationale Zeitschrift Schritt für Schritt zu einem wichtigen Publikationsorgan für die wissenschaftlichen Arbeiten und Aktivitäten aus dem Bereich der Naturheilverfahren und Komplementärmedizin.

Gerade in den letzten 10 Jahren erfuhr die Naturheilhunde an den deutschen Universitäten eine rasante Entwicklung, die in der Errichtung mehrerer Stiftungsprofessuren (z.B. in Berlin, Essen, München, Rostock) sichtbar wurde. Es ist zu wünschen, dass diese akademische Etablierung auch über den jeweiligen Förderungszeitraum hinaus erhalten bleiben wird. Die erfolgreiche Evaluierung durch Forschung und Studien wird dabei eine große Rolle spielen. Die Geldmittel - auch aus dem öffentlichen Bereich - reichen noch immer bei Weitem nicht aus. Gerade die Beforschung von gesundheitsfördernden und krankheitsvermeidenden Aspekten und Lebensstilfragen im Bereich der Lebens- und Arbeitswelten - meiner Meinung nach ein klassisches Feld der Naturheilverfahren - stellt eine große Herausforderung dar und erfordert viel Zeit und Geld. Gefragt sind hier sicherlich auch innovative Ansätze und Konzepte in Forschung und Umsetzung, die insbesondere Antworten auf die weltweit festzustellenden Volkskrankheiten wie Diabetes, Herz-/Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck und Adipositas geben, denen mit medikamentöser Therapie nicht beizukommen ist. Hier sehe ich ein wichtiges Feld für die Naturheilkunde und Komplementärmedizin.

Der Zeitschrift FORSCHENDE KOMPLEMENTÄRMEDIZIN wünsche ich viele hochwertige Forschungsarbeiten und Studien zur Darstellung der Entwicklung in der Naturheilkunde und Komplementärmedizin und viele weitere erfolgreiche Jahrgänge.

1.
Stange R: Die Akademisierung von Naturheilkunde und Komplementärmedizin im deutschsprachigen Raum. Forsch Komplementmed 2013 DOI: 10.1159/000347157.