Abstract
Vinzenz Prießnitz (1799-1851) hat im Rahmen seiner Kur nicht nur Wasserbehandlungen durchgeführt, sondern auch Bewegungstherapie, Luft- und Sonnenbäder, natürliche Lebensweise, Ruhe und vor allem Ernährungstherapie. Der Literatur zufolge ließ Prießnitz während seiner Kur nur selten hungern, weil dadurch sein bevorzugtes Prinzip der Kräftigung durchbrochen worden wäre. Im weitgehend unbekannt gebliebenen «Vinzenz Prießnitz’schen Familien-Wasserbuch», welches er 1847 seiner Tochter Sofie diktierte, findet man jedoch 13 Verordnungen von Hungern bei bestimmten Indikationen (Brustentzündung, Lungenentzündung, Lungenschlag, Cholera, Gedärmentzündung, Bandwurm) und Symptomen (Durchfall und Erbrechen, Herzkrampf, Kopfweh, Ohnmacht, Steinschmerzen und Übelkeit). Weiterhin gibt es Diätverordnungen zum Trinken von kaltem Wasser, zu Milch und kalter Mehlspeise, Kompott und Buttermilch, Gemüse, Obst und Erdbeeren, Obst und Gefrorenes, kein Fleisch, wenig Fleisch und kalter Kost. In der Diskussion werden die einzelnen Diätprinzipien und -mittel und ihre Anwendung in der damaligen Zeit und heute anhand der Literatur besprochen. Die Diät bei Prießnitz war für ihre Zeit durchaus modern, vielseitig, logisch und «natürlich ».