Abstract
Einleitung: Komplementärmedizinische Verfahren werden von vielen Patienten und Ärzten positiv beurteilt. Die Einschätzung dieser Methoden durch Studierende der Medizin, also den zukünftigen Ärzten, wurde bisher erst in Ansätzen untersucht. Fragestellung: Mit dieser Studie sollten die Einstellung von Medizinstudenten unkonventionellen Verfahren gegenüber und evtl. Veränderungen der Beurteilung im Laufe des Studiums untersucht werden. Methode: Bei 204 Studierenden der Medizin in Vorklinik und Klinik wurden mit einem Fragebogen Alter, Geschlecht, Ausbildungsstand, Weiterbildungsziel und Krankheitskonzept erhoben sowie eine Beurteilung der Komplementärmedizin einschliesslich 18 spezieller Verfahren erbeten. Ergebnisse: Die Komplementärmedizin insgesamt wird von 85,6% der Befragten befürwortet und ihre Anwendung überwiegend bei Bagatell- und chronischen Erkrankungen für sinnvoll erachtet. Positiv werden besonders Akupunktur, Homöopathie, Phytotherapie und Spezialdiäten, negativ v. a. die Frischzelltherapie sowie Aderlass, Besprechungen, Ozon- und Trockenzelltherapie eingeschätzt. Die Studierenden im klinischen Abschnitt beurteilen neun Verfahren günstiger und fünf ungünstiger als die vorklinischen Kommilitonen. Schlussfolgerungen: Bei einer positiven Einschätzung der Komplementärmedizin insgesamt werden die Verfahren im einzelnen recht differenziert beurteilt. Trotz eines geringen Lehrangebotes und einer überwiegend ablehnenden Haltung vieler Hochschullehrer nimmt die positive Einstellung unkonventionellen Verfahren gegenüber im Laufe des Studiums eher zu.