Zusammenfassung
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) nimmt Aufgaben der inneren Zusammenarbeit, aber auch die Vertretung der medizinischen Wissenschaft nach außen wahr. Die Unterstützung der Erstellung hochwertiger Leitlinien ist ein zentrales Anliegen der AWMF, für diese wurde mit dem Leitlinienregister ein Qualitätsmanagement entwickelt. Leitlinien als ein Instrument der Qualitätsverbesserung und -sicherung sollten versorgungsrelevante Fragestellungen aufgreifen. Dies betrifft auch Patientenpräferenzen in Bezug auf Behandlungsoptionen. Da Naturheilkunde und Komplementärmedizin in Deutschland häufig von Patienten nachgefragt und eingesetzt werden, ist die Rationale gegeben, diese in Leitlinien zu thematisieren. Allerdings besteht zunächst ein Definitionsbedarf. Naturheilkundliche und komplementärmedizinische Verfahren sollten nach gemeinsamer inhaltlicher Festlegung in Leitliniengruppen wie andere Themen behandelt werden in Bezug auf die repräsentative Gruppenzusammenstellung, Formulierung von Schlüsselfragen, Recherche, Auswahl und kritische Bewertung von Studienevidenz sowie die Begründung für die Formulierung von Empfehlungen. Die bisherige Umsetzung in Leitlinien erscheint ausbaufähig - sowohl im Hinblick auf das Aufgreifen naturheilkundlicher und komplementärmedizinischer Themen als auch in Bezug auf deren inhaltliche Bearbeitung. Empfehlungen sind überwiegend offen oder negativ. Es besteht ein Bedarf an Forschung zu naturheilkundlichen und komplementärmedizinischen Verfahren mit geeignetem Studiendesign; auch dies kann in Leitlinien aufgezeigt werden.