Hintergrund: Etwa 25-40% aller Herzpatienten können den funktionellen Herz-Kreislauf-Beschwerden zugeordnet werden, d.h. organische Ursachen sind nicht nachweisbar. Charakteristische Symptome sind Tachykardie, Palpitationen, Herzrhythmusstörungen, Hyperventilation, Schwindel, vasovagale Synkopen und Schlafstörungen, wobei Letztere auch für sich genommen ein Problem darstellen. Diesen Erkrankungen liegen gestörte vegetative Rhythmen zugrunde. Das Arzneimittel Cardiodoron wirkt mit den 3 Heilpflanzen Primula veris (Frühlingsprimel bzw. Schlüsselblume), Hyoscyamus niger (Bilsenkraut) und Onopordum acanthium (Eselsdistel) den Störungen in der vegetativen Rhythmik entgegen. Patienten und Methoden: Mittels einer prospektiven, multizentrischen Beobachtungsstudie sollte unter anderem ermittelt werden, wie sich erkrankungstypische Beschwerden unter der Behandlung mit Cardiodoron (Dilution) entwickeln. Im Zeitraum von September 2009 bis März 2012 dokumentierten zu diesem Zweck 92 Ärzte 501 Patienten mit funktionellen Herz-Kreislauf-Beschwerden und/oder Schlafstörungen, die 3-6 Monate mit Cardiodoron behandelt wurden. Nach einer Aufnahmeuntersuchung erfolgte nach 90 Tagen (± 10 Tage) eine Abschlussuntersuchung und bei Fortführung der Therapie nach nochmals 90 Tagen (± 10 Tage) eine Follow-up-Untersuchung. Neben ärztlicherseits bewerteten 30 Symptomen beurteilten die Patienten ihr Befinden anhand der Beschwerden-Liste nach v. Zerssen (B-L und B-L') und dem Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) nach Buysse. Ergebnisse: Sowohl die Ausprägung der funktionellen Herz-Kreislauf-Beschwerden als auch der Schlafstörungen ging deutlich zurück. Gleiches gilt durchgehend für die erfassten 30 krankheitstypischen Symptome. Weiterhin reduzierte sich der Gesamtwert der Beschwerden-Liste signifikant; ebenso der PSQI. Der größte Effekt bei allen erfassten Wirkparametern war nach 3 Monaten messbar. Die fortgesetzte Behandlung mit Cardiodoron stabilisierte die Symptomatik nochmals und führte zu einer weiteren Besserung. Eine erste Wirksamkeit konnten die Patienten im Mittel bereits nach 13 Tagen Behandlung feststellen. Die Verträglichkeit wurde fast durchgehend mit «sehr gut / gut» bewertet. Entsprechend lag auch eine gute Akzeptanz des Präparates bei den Patienten vor, die sich zu 70% in einer sehr guten Compliance äußerte. 52% der Patienten wendeten zusätzliche Therapien an. Schlussfolgerungen: Cardiodoron zeigt in der praktischen Anwendung positive Effekte und ist ein gut verträgliches Arzneimittel zur Behandlung von funktionellen Herz-Kreislauf-Beschwerden und/oder Schlafstörungen mit oder ohne Begleittherapien.

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